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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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komplettierte. Dennoch rappelte sie sich wieder auf. Sämtliche Knochen im Leib schmerzten. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre er über viele Sonnenwenden hinweg malträtiert worden und bestünde aus einem einzigen Entzündungsherd, der Knochen und Haut gleichermaßen betraf. Ihre Zähne fielen aus. Angewidert spuckte sie diese aus.
    Tallia konzentrierte sich auf die Dunkelheit in ihrem Inneren und sammelte Kraft, während Rajuru ihren vermeintlichen Sieg genoss und ihr offensichtlich keine Gnade gewähren wollte. Als sie den Blick wieder hob, war dieser plötzlich klar und schwarz. War sie den Angriffen der Rachurin bislang wie gelähmt ausgeliefert gewesen, so änderte sich dies in jenem Augenblick, in dem sie bemerkte, welcher Magie sich die Hexe bedient hatte. Das Band, das ihr die Lebenskraft entzogen hatte, war nichts weiter als eine von Rajuru heraufbeschworene Illusion. Eine perfekte Täuschung ähnlich der, die sie selbst mit dem dunklen Hirten für die Verdunkelung der Sonne aufrechterhielt und dadurch die Zeit der Dämmerung über Ell brachte. Auf die Betroffenen wirkte der Zauber echt, dabei wurde dieser nur in ihren Köpfen erzeugt. Die Schmerzen empfand sie wirklich genauso wie die Folgen des plötzlichen Alterns. Wurde der magische Bann nicht unterbunden oder abgebrochen, waren die Auswirkungen am Ende fatal und hätten unweigerlich zu ihrem Tod geführt. Ein Tod, der zunächst nur in ihrem und dem Kopf der übrigen Saijkalsan stattgefunden hätte, ihren Körper jedoch zum Erliegen brächte.
    Aus Tallias Mund entwichen dicke, schwarze Fliegen mit behaarten Beinen und Körpern, einem überlangen Stachel und vier Flügeln. Es mussten Tausende sein, die sich zu einer dichten schwarzen Wolke zusammenfanden und ihr Ziel suchten, das ihnen Tallia mit auf den Weg gegeben hatte. Ein tiefes Brummen erfüllte die heiligen Hallen und bewegte sich auf Rajuru zu. Diese riss ihre Augen vor Schreck auf, als sie die Gefahr kommen sah. Nur wenig später wurde sie von dem Fliegenschwarm umschwirrt. Tallias Fliegen versperrten ihr die Sicht. Aber sie konnte von den übrigen Saijkalsan – verschwunden inmitten des Fliegenschwarms – ebenfalls nicht gesehen werden. Wild um sich schlagend und um Hilfe kreischend, versuchte sie der Plage Herr zu werden, was ihr allerdings nicht gelingen wollte. Ein ums andere Mal wurde sie gestochen. Die Fliegen drangen ohne Gnade auf Rajuru ein. Es sah so aus, als wolle jede der geflügelten Bestien mindestens einen Stich auf der Haut der Rachurenherrscherin anbringen. Die Stiche juckten, brannten und schwollen sofort zu unappetitlichen eitrigen Pusteln an. In Panik geraten beschwor die Rachurin eine Feuerwand herauf, die sie um ihren Körper kreisen ließ. Dabei versengte sie nicht nur die sie peinigenden Fliegen, sondern Haut und Haare ihrer selbst. Ihre Gesichtszüge waren vom Schmerz verzerrt, als sie hinter den Flammen sichtbar wurde und das Feuer erlosch. Verbrannte Hautfetzen hingen ihr von der Stirn, den Wangen und der Nase. Ihr Kopf war bis auf wenige ineinander verschmolzene Haare kahl und wies zahlreiche Brandblasen auf.
    »Jetzt töte ich dich!«, rief Rajuru zornig.
    Die Saijkalsanhexe verdrehte die Augen, während ihr Körper zitterte und zuckte, als litte sie an unwillkürlichen Krampfanfällen. Schaum trat vor ihren Mund. Obwohl der Anfall nur von kurzer Dauer war, jagte dieser den Saijkalsan einen solchen Schrecken ein, dass sie den Kreis um die Streitenden vergrößerten. Die Augen Rajurus hatten sich mit einem Mal verändert und erinnerten von Farbe und Form an eine Schlange. Der Blick traf Tallia unvorbereitet und zog sie magisch in seinen Bann. Sie fühlte, wie die Hallen um sie herum in einem Nebel des Vergessens verschwanden. Es gab nur noch sie, den Blick der Hexe und die drohende Verwandlung. Die Beine und Arme des Mädchens wurden schwer. Fassungslos starrte sie auf ihre Hände, die sich vor ihren Augen in Stein verwandelten. Langsam kroch der Fluch des Blickes durch ihre Adern, ließ ihr Blut vertrocknen und ihr Fleisch versteinern. Bald hatte sie sich vollständig in eine Statue verwandelt. In der Bewegung erstarrt war sie zur Regungslosigkeit verdammt. Nichts und niemand konnte sie aus dieser Starre zurückholen. Tallia suchte den dunklen Hirten, doch sie konnte sich nicht zu ihm umdrehen. Schließlich blieb ihr Herz stehen. Nur noch wenige Sardas und auch ihr Gehirn würde sich in Stein verwandeln. Die Sinne schwanden ihr und sie glitt in die ewige

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