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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Dunkelheit des Vergessens. Es war vollendet.
    Tallia war gescheitert.
    Die Schreie des gefolterten Saijkalsan hatten Thezaels Weg in die unteren Ebenen des Kristallpalastes begleitet. Er hatte sich vorgenommen, der Folter nicht selbst beizuwohnen und nur von Zeit zu Zeit zu sehen, wie weit die Praister mit der Prozedur fortgeschritten waren. Der Ungläubige sollte sich von den Saijkalrae lösen, hatte der oberste Praister als Ziel der Behandlung ausgegeben. Erst als die Schreie an Intensität und Häufigkeit nachgelassen hatten und schließlich ganz ausgeblieben waren, entschloss er sich, einen prüfenden Blick in die Kammer zu werfen.
    Als er eintrat, lag eine gemarterte Kreatur in ihrem Blut auf der Streckbank, die er kaum wiedererkannte. Zu seiner Überraschung konnte er keinerlei Präsenz lauernder Schatten wahrnehmen, womit er nach einem ersten Blick auf die Schlachtbank fest gerechnet hatte. Bei näherem Hinsehen stellte er erleichtert fest, dass der Saijkalsan schwach atmete. Immerhin war dies mehr, als Thezael zunächst erwartet hatte, denn es bedeutete, dass Malidor noch am Leben war.
    »Ihr habt es übertrieben«, schalt er die versammelten Praister, die sich bereits darangemacht hatten, die schwersten Wunden ihres Opfers zu versorgen, »setzt den Saijkalsan wieder zusammen. Ich will, dass er lebt. Er soll die Qual der Dornenkammer auskosten und sich in vollem Bewusstsein von seinen Herren lösen.«
    »Wir werden tun, was wir können, Herr«, antwortete ein Praister.
    »Das will ich hoffen«, meinte Thezael.
    »Der Saijkalsan erwies sich weniger zäh, als wir dachten«, sagte ein anderer Praister.
    »Keine Ausflüchte! Wenn ich mir das Blutbad ansehe, dann weiß ich, dass niemand außer einem Saijkalsan diese Behandlung hätte überleben können.«
    Der oberste Praister schüttelte den Kopf über die Ungeschicklichkeit seiner Folterknechte und begutachtete die Wunden Malidors selbst. Sie hatten seinen Leib an mehreren Stellen geöffnet, in seinen Innereien gewühlt und ihm am ganzen Leib tiefe Schnitt- und Brandwunden zugefügt. Das Gesicht war zerschlagen und ein Auge ausgebrannt worden. An Händen, Füßen und Gelenken hatten sie ihm Eisendorne durch Fleisch und Knochen getrieben.
    »Wach auf«, flüsterte Thezael ins Ohr des Gemarterten.
    Malidor gab nur ein leises Stöhnen von sich. Zu mehr war er nicht in der Lage. Aus seinem Mund sickerte Blut. Die Folterer hatten ihm die Zähne gezogen und selbst vor seiner Zunge nicht haltgemacht, die wie ein Stück wundes Fleisch offen und geschwollen in seinem Mund lag. Dennoch war die Reaktion Malidors für Thezael ein Zeichen, dass der Saijkalsan bei Bewusstsein war und ihn verstanden hatte. Der Praister zauberte eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit aus seinem Ärmel und träufelte Malidor einige Tropfen davon in den Mund. Der getrübte Blick des Gemarterten klärte sich zusehends.
    »Du hattest Glück, dass ich rechtzeitig zurückkam«, meinte Thezael, »sonst wärst du bereits jetzt bei den Schatten.«
    »I… if… geh… gehe… nift zu den … Fatten«, lispelte Malidor, »… bin Faij…kal…fan. Land der Tr… Trä… Tränen.«
    »Ungläubiger Wurm!«, schrie Thezael auf. »Ein solches Land existiert nicht. Das ist eine Lästerung gegen die Kojos. Wir werden dir die überheblichen Gedanken schon austreiben und zeigen, was am Ende auf jeden von uns wartet. Die Schatten und nichts anderes! Pah … ihr Saijkalsan glaubt, ihr wärt etwas Besseres. Doch was seid ihr in Wirklichkeit? Verletzlich und sterblich wie wir alle. Ein paar Schnitte hie und da und ihr gebt euren Geist auf. Hier unten, in den Kammern der Praister, seid ihr abgeschnitten von jeglichem Zugang zu euren Herren, hilflos und verletzlich wie jeder andere Sterbliche auch. Ein Diener der Saijkalsan starb jüngst in dieser Kammer. Du wirst dich gewiss an ihn erinnern. Er war von fürstlichem Blut und dachte genau wie du, er könnte uns zum Narren halten. Aber er täuschte sich und weilt nun unter den Schatten.«
    »Fall…waf«, stammelte Malidor, »Ihr habt ihn getötet. Er … er … war … war fwaf und maftgierig. Kein richtiger Faijkalfan. Der Hirte … half … wollte ihn für … feine Fwecke benutfen. Nur defhalb weilte der Fürft unter unf.«
    »Du lügst!«, regte sich der oberste Praister auf und lief dabei rot im Gesicht an. »Er war ein mächtiger Mann und er musste sterben, weil er in seiner Gier nach Macht keine Grenzen kannte.«
    Thezael griff mit den Fingern in eine offene

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