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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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müssen. Nur gut zu sein, würde in diesem Fall nicht genügen. Der Todsänger würde gegen die Drachenmagie ansingen und hatte keine Ahnung, ob ihm dies überhaupt gelingen konnte. Eine hochinteressante Herausforderung war diese Aufgabe auf jeden Fall und er wollte sich ihr stellen, sei es für Rajuru oder für sich selbst.
    Die beiden Todsänger, Nalkaar und Dardhrab, waren erst vor einigen Tagen aus der unterirdischen Rachurenstadt Krawahta aufgestiegen. Auf ihrem Weg in die Felsenstadt der Tartyk hatten sie die Auswirkungen der Zeit der Dämmerung zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen. Nalkaar hatte sich nur schwer vorstellen können, wie das Werk des dunklen Hirten Ell verändern würde. Dennoch hatte Nalkaar während der Tage ihrer Wanderung nach Gafassa den Eindruck gewonnen, dass die Dämmerung nicht vollkommen war. Nicht mehr jedenfalls, sollte sie es jemals gewesen sein. In kurzen Abschnitten des Tages, die nach seinem Dafürhalten unterwegs länger geworden waren, hatte sich das Antlitz der Sonne einen Wimpernschlag lang gezeigt, obwohl diese im Grunde verdeckt hätte bleiben müssen. Es war wie ein kurzes Aufblitzen, das sofort durch die ansonsten vorherrschende Dunkelheit in Vergessenheit geriet. Vielleicht hatte er sich getäuscht und der kurze Lichteinfall hatte nichts zu bedeuten. Dennoch war Nalkaar skeptisch. Der Todsänger konnte sich schwerlich vorstellen, dass der dunkle Hirte in seinem Handeln nachlässig geworden war. Etwas stimmte nicht. Womöglich war die Dämmerung bereits wieder am Schwinden, würde sich allmählich im Nichts auflösen und dem sich ewig wechselnden Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht Platz machen. Aber wozu dann dieser Zauber der Dunkelheit? Er musste Saijrae viel Kraft gekostet haben, zumal sich die Entstehung bis zum vollständigen Eintritt der Dämmerung über einen längeren Zeitraum gezogen hatte. Was hatte dem dunklen Hirten am Ende die Zeit der Dämmerung gebracht, wenn er diese nicht länger aufrechterhielt und sie sich innerhalb einiger Wochen und Monde auflöste, als hätte es sie nie gegeben. Die Auswirkungen der Dunkelheit waren zwar überall sichtbar, aber sie waren lange nicht so schlimm, als dass sie nicht wieder hätten rückgängig gemacht werden können.
    Schweigend und in Gedanken versunken waren sie beinahe wie von selbst zu den sieben Drachentürmen in der Stadt gelangt.
    »Das also sind die berühmten Drachentürme«, stellte Nalkaar fest.
    »Ich hatte mir die Behausungen der Drachen anders vorgestellt«, antwortete Dardhrab leicht enttäuscht, »prunkvoller, irgendwie schöner und heller. Diese hier sehen aus wie breite schwarze Finger mit Löchern darin, die weit in die Höhe ragen. Stimmt es, dass nur noch achtundzwanzig von einst Hunderten von Flugdrachen am Leben sein sollen?«
    »Das habe ich auch gehört. Vor vielen Sonnenwenden haben die Drachen in Höhlen im Südgebirge nahe der Stadt Gafassa gehaust. Die Türme wurden damals nur zum Starten und Landen benutzt. Oder sie wurden zur Genesung dorthin gebracht, wenn ein Drache ernsthaft erkrankt war. Das Drachenfieber soll viele der edlen Fluggeschöpfe getötet haben. Heute hausen die Drachen allerdings dort in den Türmen, und die vielen Höhlen in den Bergen stehen leer. Auf jeder Ebene eines Turmes befindet sich ein Fenster mit einem Sims auf dem die Drachen sitzen können und der zu einem großzügig angelegten Balkon führt.«
    »Was machen wir jetzt? Die Stadt ist erstaunlich ruhig, gerade so, als würde sie schlafen, und die Drachen rühren sich ebenfalls nicht. Sollen wir uns hier aufstellen und um ihre Seelen singen?«
    »Nein, auf keinen Fall«, schüttelte Nalkaar den Kopf, »wir singen nicht direkt für die Drachen. Das wäre viel zu gefährlich. Wir werden aber für die Drachenreiter singen und ihnen die Seelen entreißen. Und was Gafassa angeht, so glaube ich, dass die Tartyk die Dämmerung fürchten. Sie trauen sich nicht aus ihren Häusern und warten auf bessere Zeiten.«
    »Das werden sie nicht allzu lange machen können«, meinte Dardhrab, »sie müssen eines Tages rauskommen und ihren Geschäften nachgehen, essen und trinken, wenn sie nicht in ihren Häusern sterben wollen.«
    »Vielleicht ist ihnen das Glück hold und sie müssen nicht mehr lange warten«, überlegte Nalkaar.
    »Wie meint Ihr das, Meister?«, hakte Dardhrab nach.
    »Auf unserem Weg nach Gafassa habe ich einige merkwürdige Beobachtungen gemacht. Ich bin mir nicht sicher, aber es sah aus, als ob die

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