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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Bewahrer rasch aufgelöst. Der hohe Vater erteilte Anweisungen für die Vollstreckung des Urteils. Madhrab würde sich den Weg zur Grube durch das Verlies unter dem Haus des hohen Vaters selbst suchen, das war offensichtlich. Niemals wieder würde er sich von den Ordensbrüdern in das Verlies geleiten lassen. So weit reichte sein Vertrauen nicht mehr.
    Am Rand der Grube wollten Bewahrer und Sonnenreiter warten, ihn den weiten Weg in die Grube hinabzulassen. Nach den Aufzeichnungen der Orna war die Grube wesentlich älter als das Haus des hohen Vaters. Ein großes, tiefes und dunkles Loch unter dem Verlies des Hauses, von oben mit einem eisernen Gatter versperrt, das dafür sorgen sollte, dass nichts und niemand herauskriechen konnte. Der Weg in die Tiefe führte entweder über eine hölzerne, an Zugseilen befestigte Transportplattform oder über ein ausreichend langes Seil, wobei der Abstieg anhand der letztgenannten Möglichkeit als gefährlich, wenn nicht sogar für einen erwachsenen Klan als unmöglich galt. Zweitausend Fuß in die Finsternis wollten überwunden werden. Das kostete Kraft und brachte gewiss die Handflächen nach kurzer Zeit zum Glühen. Aber wozu diesen Versuch erst beginnen, niemand – mit Ausnahme eines Jungen namens Madsick vielleicht – begab sich freiwillig auf die Reise in das schwarze Loch und in ein ungewisses Schicksal.
    Madhrab hatte sich inzwischen auf der Treppe niedergelassen und sich grübelnd seinen Gedanken hingegeben. Vor einer womöglich letzten großen Aufgabe stehend spürte er die Wichtigkeit dieses Schrittes. Ein Kribbeln zog sich durch seinen ganzen Körper, ihm wurde plötzlich kalt und eine Gänsehaut stellte ihm die Nackenhaare hoch. Yilassas Kommen wurde mit einem Glockenschlag angekündigt. Es dauerte seine Zeit, bis sie vom äußeren Tor bis vor das Haus des hohen Vaters gelangt war. Madhrab freute sich aufrichtig, die Kämpferin wieder zu sehen. Und er war froh, Gwantharabs Zwillinge und Madsick wohlbehalten zu wissen. Auf Yilassa war stets Verlass gewesen. An ihrer Verwandlung in eine Bluttrinkerin trug sie in seinen Augen keine Schuld. Der Kaptan der Sonnenreiter grüßte den einsam auf der obersten Treppenstufe sitzenden Bewahrer, stieg vom Pferd ab und zu Madhrab die Stufen hinauf. Sie setzte sich neben ihn und sah den Lordmaster neugierig von der Seite an.
    »Das war ein scharfer Ritt«, meinte sie, immer noch leicht außer Atem, »ein tolles Pferd nennt Ihr da Euer Eigen. Ich habe mich beeilt, um nichts Wesentliches zu verpassen. Aber ich stelle fest, dass das große Wiedersehen wohl schon vorbei ist.«
    »Es lief nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte«, sagte Madhrab betrübt, »ich wollte Antworten und habe im Grunde nichts erhalten. Aber eines konnte ich für dich erreichen, Yilassa. Die Bewahrer werden dich entgegen der Ordensregeln aufnehmen. Du wirst fortan ein Master sein.«
    »Das ist …«, die Nachricht machte Yilassa vor Glück nahezu sprachlos, »… ich bin gerührt. Wie habt Ihr diesen Vorstoß gemeistert?«
    »Das war nicht schwer«, antwortete Madhrab, »die Bewahrer steigern sich durch deine Stärke und die Talente, die du mitbringst. Und ich habe Bedingungen für mein Hinabsteigen in die Grube gestellt.«
    »Ich werde Euch selbstverständlich begleiten«, sagte Yilassa.
    »Nein«, lehnte Madhrab die freimütig angebotene Unterstützung ab, »ich weiß nicht, was mich dort unten erwartet. Es ist zu gefährlich. Ich brauche dich hier oben im Haus des hohen Vaters. Jemand muss mir den Rücken frei halten, während ich mich dort unten umsehe und Brairac suche«.
    »Steigt nicht in die Grube«, rief plötzlich Madsick vom unteren Ende der Treppe herauf, »ich flehe Euch an, Lordmaster. Das dürft Ihr nicht. Es könnte unser aller Ende sein.«
    »Es tut mir leid, Madsick«, entgegnete Madhrab, »ich werde einen guten und treuen Freund nicht im Stich lassen. Ich muss ihn suchen und herausholen.«
    »Vergesst ihn, Herr. Er ist längst verloren. Ihr aber seid es nicht. Gebt dem Herrn der Grube nicht die Gelegenheit, sich an Euren Erfahrungen zu laben und sich mit Eurer Hilfe zu befreien. Ich bitte Euch, Ihr wisst nicht, worauf Ihr Euch da einlasst.«
    »Madsick«, sagte Madhrab streng, »das hatten wir doch alles schon besprochen. Es hat keinen Zweck. Die Entscheidung ist gefallen. Ich muss hinabsteigen, ob ich das will oder nicht. Bleib du bei Yilassa und den Zwillingen. Hilf ihr, wo und wann immer du kannst. Wenn ich bald zurückkomme, möchte

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