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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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funkelten gefährlich. »Dabei dachte ich, die eigenen Folterinstrumente wären ihm zum Verhängnis geworden. Aber ich erinnere mich gut an ihn. Wie könnte es anders sein? Beinahe zu gut und schmerzlich. Du gabst ihm damals den Auftrag, mich zu Tode zu foltern. Nicht wahr?«
    »Ich gab ihm den Auftrag, dich von den Qualen der Folter zu erlösen«, gab Boijakmar ohne Umschweife zu, »das ist ein Unterschied. Und er hat die Pein überlebt, der du ihn ausgesetzt hast. Es fragt sich nur wie. Die Folgen deiner liebevollen Behandlung sind unübersehbar. Ich könnte mir vorstellen, dass er auf Rache sinnt.«
    »Das ist absurd«, Madhrab musste unweigerlich lachen, obwohl ihm keineswegs danach war, »ich werde über Wochen und Monde hinweg bis aufs Blut gefoltert, und er ist auf Rache aus, für das, was ich ihm antat? Ich kehrte nur gegen ihn, was Sick für mich vorgesehen hatte. Dabei hatte ich ihn mehrfach gewarnt. Wie konnte er etwas anderes erwarten, sobald ich freikam.«
    »Sick ist ein guter Mann. Er tat, was ihm aufgetragen wurde. Es ist sein Handwerk, das er in unserem Sinne verrichtet, und nichts Persönliches, das ihn trieb. Die Folter ist ein allseits anerkanntes Instrument zur Aufklärung von Verbrechen. Seit vielen tausend Sonnenwenden schon. Niemand hegte jemals Zweifel an der Eignung dieses Mittels. Die Praister setzen sie ein, die Klan benutzen sie und wir verwenden sie, um Geständnisse zu erlangen. Sie fördert in den meisten Fällen die Wahrheit zutage«, antwortete Boijakmar voller Überzeugung, »… und in den Fällen, in denen sie nicht die gewünschte Wirkung erzielt, ist Magie im Spiel. Dann wissen wir ebenfalls, wie zu verfahren ist.«
    »Nein«, entgegnete Madhrab sarkastisch, »es war gewiss nichts Persönliches zwischen Sick und mir. Aber er überschritt rasch die Grenzen, die ich ihm aufzeigte. Also wurde es zu einer persönlichen Angelegenheit, wenn nicht bei ihm – wie du behauptest –, dann zumindest für mich. Er hatte Spaß daran, mich zu quälen, und hätte mich mit Freuden zu den Schatten geschickt. Aber erst nachdem ich zuvor fürchterliche Qualen hätte erleiden müssen, an denen Sick sich ergötzen wollte. Vater, das ist krank. Außerdem weißt du so gut wie ich, dass ein auf diese Weise erzwungenes Geständnis den Gefolterten Taten zugeben und Schuld eingestehen lässt, für die er nicht verantwortlich zeichnet. Die wahren Täter bleiben verschont und treiben weiterhin ihr Unwesen.«
    »Das ist Unsinn. Die Folter wird nur angewendet, wenn sich der Verdacht auf ein Verbrechen bereits verdichtet hat. Die wenigen Fälle, bei denen dann tatsächlich aus unerklärbaren Gründen noch Unschuldige sein könnten, müssen dabei in Kauf genommen werden.«
    »Es hat keinen Sinn«, schüttelte Madhrab verständnislos den Kopf, »ich verstehe dich nicht mehr, Vater. Was hat dich verändert? Deine Ansichten? Deine das Leben verachtende Einstellung? Aber warum zerbreche ich mir den Kopf darüber? Sollte mir Sick begegnen, werde ich beenden, was er begann! Und du wirst nichts dagegen unternehmen.«
    »Ich habe mich nicht verändert«, meinte Boijakmar, »die Orden und die Regeln blieben stets konstant. Es sind Ulljans Regeln und sein Erbe, das wir bewahren. Ich muss dich nicht daran erinnern. Aber vielleicht bist du es, der sich von unserem Orden und den Grundsätzen wegentwickelt hat. Mit jedem Tag deiner Abwesenheit mehr. Hinterfrage dich, mein Sohn. Du bist hart und unnachgiebig geworden. Hass und Rache bestimmen deine Gedanken seit der Schlacht am Rayhin. Hast du noch nicht genug Blut gesehen und Gegner zu den Schatten geschickt? Aber gut, ich werde dich nicht daran hindern, sollte er dich angreifen. Gib deinem singenden Seelenfresserschwert Nahrung und beschmutze deine verlorene Seele mit einem weiteren unschuldigen Opfer, bis es keine Rettung mehr für dich gibt.«
    »Es scheint mir, als wäre ich eher aus einem tiefen Schlummer erwacht«, stellte Madhrab nüchtern fest, »zu oft schon wurde ich in der Vergangenheit getäuscht und ich habe zu vieles gesehen und erlebt. Meine Augen und meine Sinne sind inzwischen offen. Du wirst mich nicht mehr blenden, Vater. Wir sehen uns wieder, sobald ich aus der Grube zurück bin.«
    »Wenn du denn jemals den Weg aus der Grube herausfinden solltest«, ergänzte Boijakmar leise, »was noch keinem vor dir gelang.«
    Während Madhrab auf das Eintreffen Yilassas mit Madsick und den Zwillingen vor dem Haus wartete, wurde die Versammlung der Sonnenreiter und

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