Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
hat einen Nachteil. Die Wirkung hält nicht lange genug vor. Innerhalb nur eines Mondes wird der Zerfall des Alterns in seinem ganzen Ausmaß erneut sichtbar, es sei denn, die Prozedur beginnt zur rechten Zeit von vorne. Dafür brauche ich die Kunstfertigkeit der Todsänger. Sie müssen den Opfern die Seelen für mich entlocken, damit ich sie mir einverleiben kann.«
»Das dachte ich mir«, antwortete Nalkaar seufzend, als hätte er dies nicht ohnehin bereits geahnt. »Die Todsänger stehen Euch zur Verfügung.«
»Ich weiß«, nickte Rajuru, »das stelle ich nicht infrage. Ihr gehört mir. Ihr dient mir. Aber die Lösung unseres Problems liegt woanders. Das bringt mich zu einer Eurer Aufgaben, weshalb ich Euch zurückgerufen habe. Eine kleine Herausforderung für Euch, die es zu meistern gilt und die mich von Eurer wiedergefundenen Treue überzeugen soll.«
»Und die wäre?«, wollte Nalkaar wissen.
»Das Geheimnis der Jugend und Schönheit liegt in der Magie der Flugdrachen verborgen. Die Tartyk beziehen ihre Langlebigkeit und das verlangsamte Altern aus der Verbindung mit den Drachen. Ich hatte Euch gegenüber schon einmal erwähnt, was ich beabsichtige. Ich will in unseren Brutstätten eine neue Chimäre züchten. Eine Drachenchimäre.«
»Verzeiht, aber dies scheint mir aussichtslos. Ein Flugdrache wird sich nicht aus freien Stücken in die Brutstätten begeben, um sich mit einem Rachuren zu paaren.«
»Fürwahr, nicht freiwillig. Wenn es Euch aber gelänge, den Drachenfürsten auf unsere Seite zu ziehen, stiegen unsere Möglichkeiten. Singt für den Yasek Calicalar und bemächtigt Euch seiner Seele. Gehört er erst Euch, werdet Ihr seinen Drachen beherrschen«, erläuterte Rajuru ihren Plan.
»Wie stellt Ihr Euch die Durchführung vor? Soll ich unerkannt nach Gafassa spazieren, mich vor dem Haus des Yasek aufstellen und singen?«
»So ähnlich dachte ich mir das«, lächelte Rajuru betörend unschuldig, »mit ein wenig Geschick dürfte dies für den ersten der Todsänger keine unüberwindbare Schwierigkeit bedeuten.«
»Ihr holt mich also aus den Flammen der Pein und schickt mich dafür in die Höhle des Drachen. Mit etwas Glück könnte ich vielleicht die Hochebene unbemerkt überqueren. Spätestens vor den Toren der Felsenstadt werden sie mich entdecken und lynchen wollen. Ich kenne die Magie der Drachen zu wenig, um mich gegen sie zu wappnen.«
»Was sollte Euch zustoßen, Nalkaar? Ihr sagt doch selbst, Ihr wäret tot. Weshalb, denkt Ihr, habe ich Euch den Flammen der Pein überlassen? Nur um Euch für Euer Versagen in der Schlacht am Rayhin zu bestrafen? O nein, das wäre zu einfach gewesen. Ich habe Euch dorthin zur Vorbereitung für diese Aufgabe geschickt. Ihr kennt bereits das Schlimmste, was einem Wesen, tot oder lebendig, geschehen kann, und habt es ertragen. Schrecklicher als die Flammen der Pein kann nichts sein! Und Ihr seid dadurch stärker geworden als zuvor.«
»Eure Pläne sind mir zuweilen ein Rätsel. Was wollt Ihr erreichen?«
»Denkt nach, Nalkaar! Ist Euch nicht klar geworden, was es bedeutet, einen Drachen in den eigenen Reihen zu haben und sein Blut mit dem der Rachuren zu vermischen? Stellt Euch vor, ich nehme die Seele eines Drachen zu mir, bade in dessen Blut und verschlinge sein Herz. Die Wirkung hielte sicher sehr lange vor. Wahrscheinlich würde ich niemals wieder altern. Und doch wäre es unverzeihlich, ein solch magisches Geschöpf nur für diesen Zweck zu opfern. Die Chimären hingegen werden zahlreich sein und ihren Zweck als Jungbrunnen erfüllen. Darüber hinaus erschaffen wir uns eine neue Armee mit Drachenchimären. Grimmgour wird diese Armee für mich in den Krieg führen und Ell für uns erobern. Auf diesem Feldzug werden die Rachuren nicht versagen. Niemand wird einer solchen Truppe Widerstand entgegensetzen, ohne den sicheren Tod zu finden.«
»Grimmgour? Er ist ein Wrack ohne Beine und Arme aus Fleisch und Blut. Ich erinnere mich daran, dass Ihr Eurem Sohn die Seele genommen habt, bevor Ihr mich zu den Schatten schicktet. Wie soll er eine solche Armee anführen?« Nalkaar zeigte sich überrascht.
»Ich bin erstaunt, dass ausgerechnet Ihr an mir zweifelt. Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was mit ihm geschah. Mit meiner und der Hilfe des Meisterschmiedes Joffra wurde ein neuer Krieger erschaffen. Das Herz des Kriegers ist voller Hass. Seine Rache wird verheerend sein«, sagte Rajuru verärgert.
»Verzeiht mir diese Bemerkung, aber Ihr habt Euch ein
Weitere Kostenlose Bücher