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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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von dem vorherigen. Die in der Grube vorherrschende Stille war bedrückend. Selbst das Geräusch seiner Schritte wurde vom Boden verschluckt. Wo waren die übrigen Gefangenen geblieben? Madhrab hatte den Eindruck, sich irgendwo im Nichts zu befinden. Einsam und verlassen. Und doch spürte er insgeheim eine nicht greifbare Präsenz, so als würde er ständig beobachtet, seit er den Grund der Grube betreten hatte. Die Anwesenheit eines ihm fremden Wesens in den Gängen, das sich ihm langsam näherte und ihn belauerte, als warte es nur auf den richtigen Moment, sich seiner zu bemächtigen.
    »Brairac?«, erklang Madhrabs Stimme und verhallte in den Gängen.
    Die eigene Stimme zu hören, tat ihm gut. Sie zeigte ihm wenigstens, dass er noch am Leben war. Eine Antwort erhielt er jedoch nicht. Drei weitere Male passierte er eine ihm bereits mehr als bekannt vorkommende Kammer und entschied sich immer wieder für einen anderen Gang. Am Ende hatte er jede Orientierung verloren und wusste nicht, wo er seinen Weg begonnen oder wie er jemals wieder aus dem eigenartigen Labyrinth der Grube herausfinden sollte. Der Lordmaster fühlte sich, als sei er unendlich weit und eine lange Zeit gegangen. Ziellos und ohne Ergebnis irrte er in den Gängen umher, ohne jemandem zu begegnen. Wie sollte er Brairac in der Grube finden? An ein Weiterkommen war auf diese Weise nicht zu denken. Entweder war die Grube sehr klein und führte ihn tatsächlich ständig im Kreis herum oder sie war unermesslich groß. Welche andere Möglichkeit außer einer Sinnestäuschung konnte ihn sonst immer wieder in identische Kammern führen? Bald hatte er jeden aus der Grube wegführenden Gang mindestens einmal durchschritten, war jedoch immer wieder in einer weiteren oder derselben Kammer angekommen. Eine Lösung war nicht in Sicht. Entmutigt setzte er sich inmitten der Grube auf den Boden und wartete. Auf wen oder was, wusste er selbst nicht.
    Als Boijakmar seine Kammer betrat, um sich von den Mühen eines Tages auszuruhen, wartete dort bereits ein Gast auf den Overlord. Der hohe Vater erschrak, als er die dunkle Schattengestalt in seinem Sessel sitzend wahrnahm. Vor Monden hatte er diesen fortgeschickt, seine Schulden zu begleichen und sich eines neugeborenen Kindes zu bemächtigen. Bis jetzt hatte er nichts mehr von ihm gehört und ihn verloren geglaubt.
    »Du?«, fragte er verunsichert.
    »Ja, ich«, antwortete die Schattengestalt kalt lächelnd.
    »Du bist zurück? Ich hatte nicht erwartet, dich wiederzusehen, und dachte bereits, du wärst gescheitert«, sagte Boijakmar, dem die Überraschung ob des unerwarteten Besuchs ins Gesicht geschrieben stand.
    »Wie kannst du so etwas annehmen? Das hättest du wohl gerne. Du müsstest mich aber besser kennen. Schließlich bin ich ein Teil von dir«, meinte das zweite Ich des Overlords, »aber ich kann schon verstehen, dass sich deine Freude in Grenzen hält. Jetzt, wo das dunkle Mal seine Bedeutung verloren hat und ich im Grunde überflüssig geworden bin. Aber so einfach wirst du mich nicht los. All deine Schuld, die Boshaftigkeit und Schlechtigkeit deines Seins hast du auf mich übertragen. Ich bin dein Gefäß, die Dunkelheit in dir. Wir gehören untrennbar zusammen, ob dir das gefällt oder nicht.«
    »Schon gut. Ich habe bestimmt nicht vergessen, was du bist. Wo warst du? Als ich Madhrab vor den Toren der Ordenshäuser gegen die Bluttrinker und Quadalkar kämpfen sah, dachte ich, er hätte dich besiegt und mein Gang zu den Schatten stände unmittelbar bevor«, erklärte Boijakmar.
    »Ich kann nicht überall zur selben Zeit sein, Boijakmar«, erwiderte das Gefäß vorwurfsvoll, »Du schicktest mich, den Bewahrer und die Orna zu verfolgen. Bei Wintereinbruch verlor ich ihre Spur und fand sie erst später in Eisbergen wieder. Das Kind jedoch war bereits verloren. Dafür habe ich Chromlion aus der Gefangenschaft in Harrak befreit und deine Schuld gegenüber dem Hause Fallwas beglichen. Elischa befindet sich nun seit geraumer Zeit in der Obhut des Fürsten Chromlion.«
    »Was sagst du da? Das Kind ist verloren?«, fragte Boijakmar ungläubig. »Wie ist das möglich? Du musst dich täuschen. Ich bin mir sicher, dass es sich um einen Lesvaraq handelte. Die unheilige Verbindung zwischen Madhrab und Elischa konnte nur ein solch mächtiges Wesen hervorbringen. Alle Zeichen sprachen dafür.«
    »Die Orna hat nicht gelogen«, verteidigte sich das Gefäß, »das hätte ich sofort bemerkt. Wo befindet sich Madhrab im

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