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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Stimme vor Freude überschlug, ihr Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog und sich Tränen aus ihren Augen schlichen. »Ich kann es kaum fassen. Seid Ihr es wirklich oder seid Ihr nur ein böser Geist aus der Grube? Euer Erscheinen grenzt an ein Wunder. So viel Zeit ist vergangen, seit wir uns das letzte Mal sahen.«
    »Natürlich bin ich es«, antwortete Madhrab, »ich sagte dir doch, dass ich wiederkomme.«
    »Rasch, Sonnenreiter«, befahl Yilassa den sie begleitenden Sonnenreitern, »öffnet das Gatter und lasst den Lordmaster heraus!«
    »Sehr wohl, Lordmaster«, bestätigten die Sonnenreiter die Anweisung gegenüber Yilassa.
    Madhrab konnte es kaum erwarten, bis sich das Gatter endlich vollständig geöffnet hatte, er die Seile lösen und aus der Grube steigen konnte. Yilassa konnte sich nicht zurückhalten, zerrte den Bewahrer sofort in ihre Arme und drückte ihn fest an sich. Dann schob sie ihn wieder von sich, hielt ihn an den Schultern fest und musterte ihn erneut von oben bis unten.
    »Unglaublich«, sagte sie kopfschüttelnd, »nach so vielen Sonnenwenden kehrt Ihr zu uns zurück. Wir glaubten, Ihr wärt für immer verloren, dem Herrn der Grube auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und jetzt steht Ihr vor mir.«
    Von den Worten Yilassas verwirrt brachte der Lordmaster keinen Ton heraus. Was hatte sie damit gemeint »nach so vielen Sonnenwenden«? Das war bereits die zweite Bemerkung solcher Art. Hatte er sich in der Grube so sehr verändert, dass ihn niemand wiedererkannte? Es kam ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen, seit er in die Grube hinabgestiegen war. Ein schrecklicher Verdacht drängte sich ihm auf. Er hatte sich nicht getäuscht, Yilassa hatte sich ebenfalls verändert. Sie wirkte deutlich gealtert.
    »Wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt«, fuhr sie lächelnd fort, »Ihr seht verwahrlost aus und seid recht grau geworden, obwohl Euch der Rauschebart und die lange Haarpracht nicht schlecht zu Gesicht stehen. Sie machen Euch … sagen wir … irgendwie weise. Vielleicht solltet Ihr dennoch ein Bad nehmen, Haare, Bart und Fingernägel bei nächster Gelegenheit kürzen. Für den Kampf ist die bis zu Eurem Bauch reichende Länge Eures Bartes gewiss nicht zu gebrauchen, und stellt Euch nur vor, ein Gegner packt Euch an den langen Haaren und zieht Euch daran nach hinten oder Ihr setzt Euch beim Essen darauf.«
    Was redet Yilassa für einen Unsinn, dachte Madhrab bei sich, hat sie meine Rückkehr so sehr durcheinandergebracht? Der Lordmaster sah sich unter den Sonnenreitern um. Die meisten Gesichter kannte er nicht, was ihm eigenartig vorkam. Auf einem der Gesichter blieb sein Blick allerdings länger haften. Madhrab glaubte zunächst an ein Trugbild oder eine Geistererscheinung und wurde blass.
    Gwantharab?, fragte er sich. Wie ist das möglich?
    Gwantharab war tot. Der Kaptan war in seinen Armen gestorben und er hatte das Grab des Freundes selbst aufgesucht. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte er den Verstand verloren? Träumte er und befand sich womöglich noch in der Grube? Hatte sich der Herr der Grube am Ende doch seines Geistes bemächtigt? Er ließ seinen Blick wandern, kam jedoch nicht weit, denn bereits bei dem neben Gwantharab stehenden Sonnenreiter blieb er erneut hängen. Madhrab rieb sich erstaunt die Augen. Er musste sich täuschen. Dieser Sonnenreiter unterschied sich in nichts von dem anderen Sonnenreiter. Die gleiche Größe, Statur, Haarfarbe und selbst die Gesichtszüge sahen identisch aus.
    Das muss ein Traum sein, sagte er sich, Gwantharab gibt es nicht zweimal. Bin ich verrückt geworden? Lebe ich in der Vergangenheit und der Kaptan ist wieder auferstanden?
    Madhrab fand im Moment größter Irritation keine vernünftige Erklärung. Was war mit ihm geschehen? Nichts passte mehr zusammen. Offensichtlich merkte Yilassa ihm die Verwirrung an und fasste ihn vorsichtig an der Hand.
    »Kommt«, sagte sie behutsam, »ich denke, wir sollten in aller Ruhe reden. Ihr habt gewiss viel zu erzählen und ich berichte Euch, was sich inzwischen ereignet hat. Verlassen wir diesen Ort des Schreckens. In meiner Kammer wird uns niemand stören.«
    Wortlos folgte der Lordmaster Yilassa und ließ sich von ihr aus dem Verlies führen.
    Wie lange hatte Elischa gehofft, ihrem Leiden entfliehen zu können, bis sie die Hoffnung und sich selbst aufgegeben hatte. Anfangs hatte sie die Tage im Hause Fallwas gezählt. Nach etwa einer Sonnenwende ergebnislosen Wartens und Bangens war sie dazu übergegangen, nur

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