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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sich an das Gatter und rief, so laut er konnte, nach seinen Ordensbrüdern, die ihm das letzte Hindernis vor seiner Befreiung endlich beseitigen sollten. Ein ums andere Mal wäre er auf seinem steilen und rutschigen Weg aus der Grube beinahe abgestürzt. Die Arme und Beine hatten während des Kletterns so sehr geschmerzt, dass er dachte, sie fielen ihm bald ab. Aber der unbedingte Wille, zu überleben und die Grube im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte wieder zu verlassen, hatte ihn nicht aufgeben lassen. Am häufigsten jedoch hatte er sich Elischas Bild vor Augen geführt, was ihn am Ende sicher nach oben gebracht hatte. Ihr hatte er versprochen, so bald wie möglich zurückzukommen. Viele Versprechen hatte er in seinem Leben nicht halten können. Dieses jedoch würde er keinesfalls brechen, dessen war er sich sicher. Letztlich verdankte er Elischa sein Entkommen aus der Grube und damit auch die Gelegenheit eines gemeinsamen Lebens und der Freiheit.
    »Öffnet endlich dieses verdammte Gatter!«, rief Madhrab ungeduldig.
    Nach einer Weile vernahm er sich schnell nähernde Schritte. Zwei Sonnenreiter, deren Alter er höchstens auf sechzehn oder siebzehn Sonnenwenden schätzte, kamen herbeigelaufen und wunderten sich gewaltig über den unterhalb des Gatters hängenden Mann. Madhrab hatte die Gesichter der beiden zur Wache im Verlies eingeteilten Männer nie zuvor gesehen. Er vermutete, dass sie dem Orden noch nicht vor allzu langer Zeit beigetreten waren, sonst müsste er die jungen Krieger eigentlich kennen.
    »Was schreit Ihr so, alter Mann?«, fragte der kleinere der beiden Sonnenreiter.
    »Und wie kommt Ihr überhaupt unter das Gatter?«, wollte der größere wissen, der sich verwundert die Augen rieb.
    »Was glaubt ihr, was ich hier unten treibe?«, ärgerte sich Madhrab. »Ich kletterte aus der Grube und verlange nun, dass ihr mich sofort hier herauslasst. Das verlangen die Regeln des Ordens und das Urteil der Bewahrer.«
    »Schon in Ordnung, regt Euch bloß nicht auf!«, meinte der größere Sonnenreiter. »Wir kennen die Regeln sehr wohl und öffnen das Gatter für Euch. Aber Ihr müsst Euch gedulden, zuvor müssen wir den Bewahrern Meldung erstatten, dass jemand aus der Grube entkam. Das gab es noch nie! Wie lautet Euer Name?«
    »Ich habe keine Kraft mehr, verdammt«, fluchte Madhrab, »beeilt Euch. Ich bin Madhrab.«
    »Hier …«, der kleinere Sonnenreiter warf Madhrab ein Seil zu, »… bindet Euch am Gatter fest, Madhrab. Das wird Euch sichern, bis die Bewahrer eingetroffen sind.«
    Eigenartig, dachte Madhrab verwundert, sie scheinen mit meinem Namen nicht das Geringste zu verbinden. Keine Überraschung, nichts. Sie wissen nicht, wer ich bin.
    Dankbar nahm er das Seil entgegen, schlang es mit einer Hand um seinen Körper während er sich mit der anderen am Gatter festhielt und band es an die dicken Eisenstäbe. Immerhin hatte er die Strapazen des gefährlichen Aufstiegs nicht auf sich genommen, um am Ende seines Weges entkräftet wieder in die Tiefe zu stürzen. Ungeduldig wartete er auf das Eintreffen der Bewahrer, das ihm angesichts seiner greifbar in die Nähe gerückten Befreiung wie eine Ewigkeit vorkam. Madhrab zählte die Sardas, bis sich der Grube endlich Stimmen und Schritte näherten. Ein Gesicht schob sich über den Rand der Grube und blickte ihm direkt in die Augen. Der Bewahrer kannte dieses Gesicht. Es war das Antlitz einer Frau mittleren Alters, deren Augen eine Wärme und Fröhlichkeit ausstrahlten, die ihm nur allzu bekannt vorkam und sein Herz vor Freude höherschlagen ließ. Eine graue Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Es war Yilassa. Die Kriegerin war jedoch deutlich gealtert und hatte an Gewicht zugelegt, seit sie sich vor seinem Abstieg in die Grube zuletzt gesehen hatten. Die Fältchen um ihre Augen verrieten Lebenserfahrung. Sie musterte den Lordmaster eingehend. Madhrab hatte den Eindruck, dass sie in ihrer Entscheidung hin- und hergerissen war. Offenbar war sie sich unschlüssig darüber, ob sie den hinter dem Gatter befindlichen Gefangenen kannte oder nicht. Jedenfalls fiel ihr ein Wiedererkennen nicht leicht.
    »Madhrab?« Die Stimme der Ordensschwester klang vertraut, zeichnete sich jedoch durch einen dunkleren und wärmeren Klang aus, als er dies erwartet hatte.
    »Ja, verdammt«, sagte er verärgert, »was zögerst du? Ich hänge schon eine halbe Ewigkeit an diesem verfluchten Gatter, lass mich endlich hinaus!«
    »Bei allen Kojos, Madhrab!«, rief sie, wobei sich ihre

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