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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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vergessen haben. Das liegt in ihrer Natur. Im Gegensatz zu den Felsgeborenen haben sie nur ein kurzes Gedächtnis und eine noch viel kürzere Lebensspanne. Das ist der Lauf der Dinge. Aber ihre Welt hat sich verändert, ohne dass sie es tatsächlich bemerkt haben. Nur wenige unter ihnen können sehen und begreifen, was wir erkennen.«
    »Was meinst du, Vater?«
    »Siehst du es denn nicht?«, zeigte sich der König überrascht. »Du scheinst ihnen in manchen Dingen ähnlicher zu sein, als du denkst. Dein Tatendrang und deine Ungeduld verschleiern deinen Blick auf das Wesentliche. Die Macht ist längst erwacht und die Magie wird mit jedem Tag stärker.«
    »Das weiß ich. Und dennoch ist es ihnen gelungen, zu überleben und sich weiterzuverbreiten.«
    »Aber für wie lange, Vargnar«, antwortete Saragar, »denk nach. Ein tödlich verletztes Tier bäumt sich in die Enge getrieben und vor dem Tod noch einmal auf, das Unvermeidliche zu verhindern, obwohl es tief in seinem Innersten weiß, dass es das Letzte ist, was es in seinem Leben tun wird. Nichts anderes geschieht mit den Nno-bei-Klan. Einzig mit dem Unterschied, dass sie im Gegensatz zu dem natürlichen Instinkt eines Tieres nicht wissen, was ihnen bevorsteht. Habe ich etwa nicht recht, Goncha?«
    »Ihr seid sehr weise, mein König«, antwortete Goncha, der sich geehrt fühlte, dass ihn der König nach seiner Meinung fragte, »und selbstverständlich habt Ihr recht. Sie genießen die Ruhe vor dem Sturm in vollen Zügen. Der Kampf um das Gleichgewicht hat erst begonnen, und auf seinem Höhepunkt wird dieser Krieg vernichtender sein als alles, was sie je gesehen haben. Die Lesvaraq sind stark geworden und wir sollten uns entscheiden, welchem wir folgen wollen.«
    »Was denkst du, wäre die richtige Wahl?«, wollte Saragar wissen. »Wie legst du die Worte der Steine aus?«
    »Das ist eine schwierige Frage und ich hoffe nicht, dass Ihr Eure Entscheidung auf meine bescheidene Wahrnehmung stützen werdet. Wir müssen wählen zwischen Tag und Nacht. Weder das eine oder noch das andere wird uns die Sicherheit gewähren, die wir uns erhoffen. Beides kann richtig oder falsch sein. Im Grunde ist es gleichgültig, für welchen Lesvaraq wir uns entscheiden. Die Dunkelheit kann gut, das Licht schlecht sein und umgekehrt. Die Steine legen sich nicht fest. Aber mein Gefühl sagt mir, dass wir uns dem Lesvaraq des Lichts anschließen sollen. Kallya ist ihr Name.«
    »Hoffnung«, warf Vargnar ein, »ihr Name passt zu uns. Das könnte tatsächlich die richtige Wahl der Felsgeborenen sein.«
    »Das wissen wir nicht«, mahnte Saragar, »aber die Einschätzung des Felsenfreundes teile ich. Vieles spricht dafür und nur wenig dagegen.«
    »Ihr solltet allerdings beachten, dass der andere Lesvaraq sehr stark sein kann. Die Steine sagen, er trage die Insignien der Macht gleich zweimal. Das wäre besorgniserregend, denn niemand weiß, was sich das Gleichgewicht dabei gedacht hat, als es diesen Lesvaraq nach Kryson brachte. Und ich kann nicht einschätzen, wie sich das doppelte Zeichen auswirken wird«, gab Goncha zu bedenken.
    »Niemand vermag das«, antwortete Saragar, »aber ich denke, dass wir uns dieses Mal für das Licht entscheiden. Ich danke dir, Goncha.«
    »Und wo finden wir den Lesvaraq des Lichts?«, fragte Vargnar.
    »Das herauszufinden wird eine deiner vornehmsten Aufgaben sein«, stellte der König fest, »und du wirst Kallya das Buch der Macht verschaffen. Aber sieh dich vor. Deine Begleiter auf der Suche werden wach sein.«
    »Sagtest du nicht, einer der sieben Streiter sei ein Lesvaraq?«
    Doch, das wäre möglich. Aber das bedeutet nicht, dass er am Ende der Suche auch das Buch für sich erringen muss. Du wirst geschickt vorgehen müssen, sollte nicht Kallya, sondern Tomal einer der sieben Streiter sein.«
    »Das sind die besten Voraussetzungen für eine solche Suche, Vater.«
    »Vertraue keinem von ihnen. Jeder der Streiter wird sein höchsteigenes Ziel verfolgen. Sei nur dir selbst treu und sonst niemandem. Diese Einstellung wird dir am Ende helfen, glaube mir«, sagte Saragar.
    »Ich werde bestimmt darauf achten, Vater«, antwortete Vargnar, sich vor dem König der Felsgeborenen verneigend, »du kannst dich auf mich verlassen.«
    Vargnar verließ die Burg der Felsgeborenen noch am selben Tag. Sein Weg sollte ihn in den Süden Ells führen. Dort, so hatten ihm die Steine geflüstert, musste sich Kallya aufhalten.
    Das beschauliche Fischerdorf an der Ostküste Ells hatte

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