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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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das Licht verschluckte. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Vargnar, dass es sich nicht um eine Wolke handelte, sondern um eine große Schar fliegender Kreaturen, die sich in einer losen Formation dicht zusammenhielten und auf die Küste zuflogen. Vargnar erkannte, dass es sich nicht um einen Vogelschwarm handelte. Die Kreaturen besaßen breite, lederne Schwingen und bewegten sich im Flug wie Drachen. Und doch waren sie keine Drachen. Dafür waren sie viel zu klein von Wuchs. Zudem besaßen sie jeweils zwei Arme und Beine, die menschlich anmuteten. Lediglich die stacheligen Schwänze wiesen auf eine Echse hin.
    »Was ist das?«, fragte Vargnar erschrocken.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Goncha, der sich angesichts des bedrohlichen Schwarmes aus der Luft hinter einem Felsen geduckt hielt, »aber die Kreaturen sehen gefährlich aus, wenn Ihr mich fragt. Sie kommen gewiss nicht in friedlicher Absicht oder um mit dem Dorf ein Fest der Liebe zu feiern.«
    »Nein«, murrte Vargnar, »das glaube ich auch nicht. Sie wollen töten und sind auf Zerstörung aus, das fühle ich. Woher diese fliegenden Monster auch immer stammen mögen, sie verheißen Krieg. Wir müssen die Steine befragen.«
    Die dunkle Schar näherte sich rasch dem Fischerdorf. Mit kräftigen Schlägen ihrer Schwingen pflügten sie durch die Luft, und ihr Kreischen zerriss die friedliche Stille der Umgebung und übertönte das glückliche Lachen der Kinder. Im Dorf wurde eine Glocke geschlagen. Plötzlich brach Chaos aus. Die Kinder liefen schreiend und aufgeregt umher. Mütter suchten panisch nach ihren Kindern, wenn sie diese nicht sofort erblickten. Andere Dorfbewohner wiederum bewaffneten sich mit Prügeln und Beilen, und einige Fischer hielten Speere und Netze bereit.
    »Die Angreifer sind zu viele«, stellte Vargnar mit Entsetzen fest. »Das Dorf wird nicht alleine gegen diese Kreaturen bestehen können.«
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Goncha ängstlich. »Wollt Ihr den Klan im Kampf womöglich beistehen?«
    »Versteck dich unter einem Felsen, Goncha«, wies Vargnar den Felsenfreund an, »ich möchte nicht, dass sie dich sehen oder du in Gefahr gerätst. Lausche dem Flüstern der Steine und versuche herauszufinden, was diese Kreaturen sind und woher sie kommen. Jemand muss sie losgelassen und ausgeschickt haben, das Dorf zu vernichten.«
    Das ließ sich Goncha nicht zweimal sagen. Mit seinen kleinen Beinchen wuselte der Felsenfreund, so schnell er konnte, unter den nächsten Felsen, grub sich mit hektischen Schaufelbewegungen tiefer ein und brachte sich in Sicherheit, bevor ihn die Angreifer aus der Luft entdecken konnten. Den Kopf an den Felsen lauschte er den Steinen und hörte in der Ferne das Rauschen und das langsame Klopfen im Rhythmus eines Herzens. Der Prinz hingegen löste sich aus seinem Felsen und machte sich mit schweren, stampfenden Schritten in Richtung des Fischerdorfes auf, wohl wissend, dass er sich den Nno-bei-Klan eigentlich nicht zeigen durfte. Aber was sollte er tun? Der Frieden im Dorf und die spielenden Kinder hatten ihn beeindruckt. Er konnte nicht zulassen, dass sie von einem auf den anderen Augenblick einfach ausgelöscht wurden. Die letzten Schritte rannte Vargnar. Die Reaktionen auf sein Erscheinen fielen jedoch nicht freundlich aus. Dies hätte den Prinzen nicht verwundern sollen, schließlich musste er den Klan mindestens genauso fremd und feindselig vorkommen wie die Kreaturen aus der Luft. Schon kamen die ersten Männer mit erhobenen Waffen heran und wollten den Felsgeborenen angreifen.
    »Haltet Euch zurück«, rief Vargnar mit donnernder Felsenstimme, »ich bin nicht Euer Feind. Ich komme, Euch zu helfen.«
    Die Dorfbewohner waren unschlüssig und schwankten in ihrer Entscheidung, den vermeintlichen Feind zu vertreiben. Oder sollten sie dem Fremden vertrauen, der so anders aussah als sie selbst und vielmehr einer Statue glich als einem lebendigen Wesen. Das Entsetzen und die Angst in ihren Augen vor dem mächtigen Krieger blieben. Doch das durfte Vargnar nicht kümmern, wollte er gegen den unbekannten Feind etwas ausrichten und retten, was noch zu retten war. Sie brauchten nicht lange zu warten. Eine Wahl wurde ihnen von den Angreifern abgenommen.
    Die ersten Kreaturen erreichten im Flug den Rand des Fischerdorfes und stürzten sich kreischend auf ihre Opfer. Die gellenden Schreie waren durchdringend und schmerzten in den Ohren. Ihre dunklen, mit goldenen Punkten durchsetzten Augen schimmerten vor Mordlust. Erst

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