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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Liegeplatz im Hafen, obwohl es nur alle sieben Monde in den Hafen einlief. Dann allerdings wurde ein üppiges Fest mit Musik, Tanz und gegrilltem Fisch gefeiert, wie es nur die Fischer im Süden Ells vermochten. Dreiundzwanzig gute Sonnenwenden hatte das Dorf hinter sich gebracht. Eine Zeit des Friedens und der Glückseligkeit. Es hatte ihnen an nichts gemangelt. Unter den Einwohnern selbst hatte es selten Streit gegeben, und wenn, dann nur harmloses Gezanke über Nichtigkeiten oder belanglose Meinungsverschiedenheiten, die schnell wieder ausgeräumt und in einer Versöhnung geendet hatten. Eine Zeit, die fast zu schön war, um wahr zu sein. Alles hatte sich am Ende zum Guten gewandt.
    Unweit des Dorfes befand sich eine kleine Erhebung, die von den Dorfbewohnern mit einem Augenzwinkern Fischbuckel der Liebe genannt wurde. Vom Dorf aus betrachtet sah der mit kleineren Felsbrocken überzogene Hügel – mehr war es nicht – wie von Seepocken überzogene Rücken eines Fisches aus. Es war ein Ort, an den sich frisch verliebte Paare gerne zurückzogen, um sich von allzu neugierigen Augen unbeobachtet hinter den Felsbrocken zu verstecken und sich ihrer Liebe und Leidenschaft hinzugeben. Vom Fischbuckel aus hatten die Liebenden eine hervorragende Sicht über das ganze Dorf, den sich an den Hafen anschließenden schneeweißen Sandstrand und das weite Meer.
    An diesem Tag jedoch fanden sich auf dem Hügel keine Liebenden. Lediglich ein Felsgeborener in Begleitung eines Felsenfreundes hatte sich dort für eine Rast niedergelassen und beobachtete mit Interesse das muntere Treiben der Fischer im Dorf. Das eigenartige Paar fiel nicht auf. Aus der Ferne gesehen wirkte der Felsgeborene, als wäre er selbst einer der zahlreich verstreuten Felsbrocken auf dem Hügel, und der Felsenfreund war zu klein, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
    »Ein schönes Fischerdorf«, sagte Vargnar zu seinem Felsenfreund.
    »Beschaulich«, antwortete Goncha.
    »Eines müssen wir den Nno-bei-Klan lassen, sie verstehen ihr Handwerk und wissen mit Holz und Eisen umzugehen«, meinte der Prinz beinahe neidlos anerkennend.
    »Das stimmt«, meinte Goncha, »dafür haben sie so ihre liebe Mühe mit der Steinbearbeitung. Ihr könntet ihnen viel beibringen, mein Prinz.«
    »Schon möglich und ich könnte dabei sogar noch etwas von ihnen lernen.«
    »Ein wirklich erstaunlicher Gedanke für einen Prinzen der Felsgeborenen, Herr«, gab Goncha verwundert von sich. »Sollte sich Eure Einstellung gegenüber den Nno-bei-Klan auf unserer Reise etwa verändert und Euer Hass auf dieses Volk sich gemildert oder gar in eine gewisse Zuneigung gewandelt haben?«
    »Unsinn«, erwiderte Vargnar verärgert, »ich muss manchmal nur darüber nachdenken, welche Vorteile uns doch ein friedliches Zusammenleben bringen könnte. Wir könnten uns austauschen und voneinander lernen, statt uns gegenseitig zu bekriegen und zu verdrängen.«
    »Doch, mein Prinz«, meinte Goncha, »so kenne ich Euch noch nicht. Ihr müsst Euch verändert haben. Eure Gedanken sind geradezu revolutionär. Hättet Ihr sie nicht ausgesprochen, könnten sie von mir stammen. Oder ist es der Anblick des Dorffriedens, der Euch zu solch sentimentalen Anwandlungen hinreißt, oder spürt ihr die Schwingungen der Felsen unter Euren Füßen, die Euch von endlosen Liebesnächten und gewagten erotischen Erlebnissen berichten, die wiederum Euer Herz aus Stein erweichen und die Sinne benebeln? Nehmt Euch in Acht, Prinz Vargnar. Die Liebe ist die stärkste Macht auf Kryson.«
    Vargnar legte sich auf die von den Sonnen aufgewärmten Felsen und beobachtete die fröhlich spielenden und vor Freude kreischenden Kinder auf den Wegen und Plätzen des Dorfes. Sie kannten keine Furcht, hatten das Grauen und die Schrecken der Vergangenheit nicht mit eigenen Augen erblickt. Vermutlich hatten ihnen ihre Eltern nichts davon erzählt, um sie zu schonen und ihr unbekümmertes Wesen nicht zu zerstören. Der Anblick der Klankinder rührte den Prinzen und er dachte daran, sich doch bald eine Frau zu suchen. Und wenn es zu seinem Bedauern schon nicht die freie Magierin Tallia sein konnte, dann wenigstens eine Eisprinzessin, die sein Vater so hoch schätzte.
    Ein Geräusch, das sich wie entferntes Donnergrollen, begleitet von tausend Flügelschlägen anhörte, ließ den Prinzen abrupt zum Himmel aufblicken. Das Licht der Sonnen blendete ihn für einen Augenblick, bevor sich eine rasend schnell bewegende schwarze Wolke vor die Sonne schob und

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