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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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beweisen? Ich weiß, dass Ihr ein tollkühner Kletterer seid. Aber bedenkt, ich muss Euch meist begleiten und fürchte dabei des Öfteren um mein Leben.«
    »Hadere nicht mit deinem Schicksal, Goncha«, antwortete Vargnar, »du hast es gut bei mir. Habe ich dich jemals im Stich gelassen oder dich Gefahren ausgesetzt, die ich nicht selbst auf mich genommen hätte?«
    »Nein«, schmollte Goncha, »aber das ist es ja eben. Ihr lebt gefährlich und damit ich auch. Anscheinend braucht Ihr das Gefühl, das Euch wie ein Haufen ungeschliffener Steine in Eurem Bauch kitzelt. Ich jedoch benötige das keineswegs.«
    »Mag sein, aber sieh dich doch um«, meinte Vargnar, »ist das nicht herrlich hier oben? Niemand stört uns und du kannst beinahe ganz Ell überblicken. Dieses unendliche Gefühl der Freiheit gibt es nur auf dem Gipfel des Choquai. Vergleichbar wäre allenfalls ein Flug auf dem Rücken eines Drachen.«
    »Ich sehe nur Felsen über Felsen, Schnee und Eis. Es ist so kalt, dass sich mir die Haare meines Pelzes einzeln aufstellen und die Kälte direkt bis unter meine Haut kriecht. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir von einem Windstoß unversehens in die Tiefe gerissen. Sollten wir noch lange hier oben verweilen und uns jeden vernünftigen Gedanken von den Winden aus dem Schädel pusten lassen, drohe ich alsbald in eine Winterstarre zu fallen. Ich hoffe nur, Ihr werdet mich rechtzeitig wecken und nicht auf dem Gipfel des Choquai zurücklassen. Mir graut vor dem endlosen Abstieg. Und im Übrigen sind die Drachen längst tot. Erinnert Euch an die Berichte der Felsgeborenen des Südens, die uns von dem Drachensterben berichteten. Die Türme von Gafassa sind eingestürzt. Wie lange liegt das nun schon zurück? Waren es zwanzig oder mehr Sonnenwenden? Ich glaube, es waren sogar dreiundzwanzig. Korrigiert mich, sollte ich falschliegen.«
    »Ach, Goncha«, ärgerte sich der Prinz, »du kannst einem die beste Laune verderben. Aber dabei fällt mir ein, erinnerst du dich noch an diese wunderschöne Frau? Ich denke, es wird Zeit, mich langsam nach einer Gefährtin umzusehen.«
    »Ich kann Euch nicht folgen, mein Prinz«, sagte Goncha offensichtlich verwirrt, »wen meint Ihr? Eine Eisprinzessin?«
    »Nein, natürlich nicht. Du weißt schon. Das Mädchen, das bei dem alten Einsiedler … wie hieß er noch gleich?«
    »Kallahan«, warf Goncha prompt ein.
    »Genau … das Mädchen, das bei Kallahan untergekommen war. Sie sah aus wie eine Felsgeborene. Ich hätte mich unsterblich in ihr Antlitz verlieben können«, schwärmte der Prinz.
    »Sie war aber keine Felsgeborene. Ihr hättet gewiss nur wenig mit ihr anfangen können. Wählt Euch eine Eisprinzessin zur Gefährtin. Solltet Ihr mir nicht glauben, dann fragt Euren Vater. Saragar schwört auf ihre Vorzüge in Fragen der Liebe«, schlug Goncha vor.
    »Die Eisprinzessinnen sind mir zu kalt. Sie besitzen ein Herz aus Eis«, meinte der Prinz betrübt.
    »Eis auf Stein, das passt. Wollt Ihr das Eis schmelzen oder Steine erweichen, müsst Ihr Euch eben mehr anstrengen, mein Herr«, kicherte Goncha.
    »Halte dich zurück mit deinen losen Gedankengängen. Du wirst unverschämt. Aber warum wies das Mädchen eine solche Ähnlichkeit mit den Felsgeborenen auf? Denkst du wirklich nicht, sie könnte zu mir passen?«, blieb Vargnar beharrlich.
    »Ihr Aussehen verdankt sie einem magischen Duell, bei dem sie durch einen Blick einer Hexe versteinert wurde, wenn ich mich Eurer Worte richtig entsinne. Sie ist eine Nno-bei-Klan und keine Altvordere, obwohl sie eine beachtliche magische Begabung aufweist.«
    »Ich glaube, sie ist selbst eine Magierin«, antwortete Vargnar.
    »Ich glaube das nicht nur, ich weiß sicher, dass sie eine Magierin ist; um genauer zu sein, eine freie Magierin«, berichtigte Goncha den Prinzen.
    »Was wohl aus ihr geworden ist?«, fragte der Prinz.
    »Ihr wisst es nicht?«
    »Nein, sonst würde ich nicht meinen allwissenden kleinen Freund fragen«, ärgerte sich der Prinz.
    »Gut, dann will ich Euch erzählen, wie es ihr ergangen ist. Nachdem Tallia erfuhr, dass sie von den Fesseln der Saijkalrae befreit und zu einer freien Magierin geworden war, deren Schicksal die Verbundenheit mit einem Lesvaraq sein sollte, brach sie auf, diesen zu suchen und sich ihm anzuschließen. Auf ihrem Weg nach Eisbergen traf sie nicht nur auf uns, sondern auch auf ihren alten Meister Kallahan. Sie brachte es nicht übers Herz, ihn zu verlassen, denn hätte sie dies getan, wäre der Zyklus des

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