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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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enthauptet worden waren. Wie Aasfresser hatten sich die Kreaturen sofort über die Leichen hergemacht, stritten untereinander heftig zeternd um das begehrte Fleisch. Sie berauschten sich am Blut der getöteten Dorfbewohner, das sie aus deren aufgerissenen Hälsen und aus den Rümpfen tranken.
    Am Hafen sah Vargnar eine Frau gegen mehrere Drachenwesen kämpfen, die sie bereits eingekreist hatten und versuchten von allen Seiten anzugreifen. Aber die groß gewachsene, drahtige Frau hielt verbissen dagegen. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Zopf zusammengebunden und trug eine eng anliegende graue Lederkluft und ebensolche Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten. Ein solches Kleidungsstück war selten anzutreffen und galt als sehr wertvoll.
    Eine leichte Rüstung aus der Haut eines Moldawars, dachte Vargnar überrascht, der das Material schon einmal an einem Eiskrieger in Eisbergen gesehen hatte.
    Mit zwei Speeren bewaffnet wehrte sich die Jägerin gegen ihre Angreifer. Weitere Speere hatte sie griffbereit neben sich auf dem Boden aufgereiht. Voller Bewunderung stellte der Prinz fest, wie geschickt und treffsicher diese Frau war. Nie zuvor hatte er eine Nno-bei-Klan auf solche Weise kämpfen sehen. Doch viel mehr noch überraschten ihn die von ihr gezeigten Regungen, während sie gegen den übermächtigen Feind antrat. Sie zeigte keinerlei Furcht oder Zurückhaltung. Im Gegenteil, sie schien in dem Kampf regelrecht aufzublühen und Freude daran zu empfinden. Ihre Augen drückten Entschlossenheit aus, als sie den nächsten Gegner mit einem gezielten Stoß ihres Speeres tötete. Sie war Herrin der Lage und hatte bereits einige der Drachenwesen aus der Luft geholt und getötet.
    Der Prinz kämpfte sich zu der Jägerin durch, setzte Steinschleuder und Felsenschwert virtuos ein. Drei der Wesen zwang er mit der Schleuder zu einer unsanften Landung und schlachtete sie anschließend mit dem Schwert. Ein weiteres Mal wurde er aus der Luft überrascht und vom Drachenfeuer eingehüllt. Er musste warten, bis die Wirkung nachgelassen hatte. Die Jägerin stellte sich in dieser Hinsicht geschickter an und kämpfte mit einem wachsamen Auge, das sofort erkannte, wann eine der Kreaturen den feurigen Atem gegen sie einsetzen wollte. Entweder wich sie der feuerspeienden Kreatur rechtzeitig aus oder schleuderte einen ihrer Speere in das kurz vor der Attacke weit geöffnete Maul des Wesens. Vargnar war zwar stärker, aber bei Weitem nicht so wendig wie die Jägerin. Sich durch eine Gruppe der geflügelten Bestien durchschlagend, die sich begierig über einige Opfer hergemacht und ihn daher nicht beachtet hatten, stand er plötzlich vor seinem Ziel. Aus dem Augenwinkel musterte die Frau den Felsgeborenen und zog überrascht eine Augenbraue nach oben, ohne sich allzu sehr über das Aussehen des Prinzen zu wundern oder von ihrem Gegner ablenken zu lassen, dem sie soeben den Speer mit ungeheurer Wucht mitten in die Brust rammte.
    »Wanaca«, sagte sie mit heiserer Stimme, »mein Name ist Wanaca. Und nun lasst mich meine Arbeit verrichten.«
    Vargnar war irritiert. Er hatte sie nicht nach ihrem Namen gefragt.
    »Prinz Vargnar«, stellte sich der Felsgeborene vor, »ich kam, Euch zu helfen.«
    »Helft Euch selbst oder den anderen im Dorf, Prinz … wer oder was oder von und zu auch immer«, meinte sie unfreundlich. »Ich bin eine Moldawarjägerin und brauche Eure Hilfe nicht.«
    »Wie Ihr meint«, zeigte sich Vargnar beleidigt, »dann eben nicht. Aber beschwert Euch nicht, sollte Euch der Kopf fehlen oder das Feuer Euren Leib versengen.«
    »Lasst mich in Ruhe, Fremder«, meinte Wanaca, den Speer in den Kopf ihres nächsten Gegners stoßend, »ich kann und werde jetzt nicht mit Euch plaudern. Macht Euch nützlich. Es sind immer noch genug Feuerspucker für Euch übrig.«
    Wanaca hatte den Prinzen wütend gemacht. Was bildete sich diese Nno-bei-Klan ein? Was dachte sie, wer oder was er war? Und warum zeigte sie keine Angst? Wenn sie auch keine Furcht vor den Drachenwesen hatte, dann hätte sie doch zumindest vor ihm welche haben können oder wenigstens Respekt. Mehr hatte er nicht erwartet. Mit wuchtigen Hieben machte er seinem Ärger Luft, durchtrennte Schwingen und Fleisch, schleuderte weitere Drachenwesen von sich weg und schnitt anderen den Leib mittendurch. Aber es waren zu viele, um sie alle zu töten oder Schaden von dem Dorf fernzuhalten. Die Gewissheit einer drohenden Niederlage erschütterte ihn. Auf eigenartige Weise waren

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