Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
ihre Leibwächter. »Es ist mir gleichgültig, woher er das Erz nimmt und wie viel es kostet. Grimmgour soll eine magische Waffe erhalten, bevor er erneut in den Kampf gegen die Klan zieht. Das Schwert ist ein gutes Übungsschwert für ihn. Was meint Ihr, Joffra? Werdet Ihr dieses Schwert noch einmal mit Blutstahl herstellen können?«
»Ich … ich weiß nicht, meine Gebieterin«, antwortete Joffra, erschrocken, von Rajuru aus heiterem Himmel angesprochen worden zu sein, »wir bräuchten sehr viel Blutstahl, um ein vergleichbares Schwert zu schmieden. Ich bezweifle, dass Euch dieser Jafdabh eine ausreichende Menge davon beschaffen kann.«
»Wir werden sehen. Jafdabh vermag oft mehr, als Ihr denkt, wenn er im Gegenzug für seine Dienste hervorragend bezahlt wird und das Gefühl hat, uns über den Tisch gezogen zu haben. Er wird einen Weg finden.«
In dieser Annahme lag Rajuru sicherlich richtig, was Nalkaar bestätigen konnte, seit er dem Todeshändler zuletzt begegnet war. Ihm traute er zu, das Unmögliche wahr zu machen und wenn es ihm für den Auftrag gelänge, Solatar zu ergattern und einzuschmelzen.
Auf ein Zeichen Rajurus wurde der Sklave Dardhrab barfuß in die Arena geführt. Sie hatten ihm um Hals, Handgelenke und Fußknöchel schwere Eisenketten gelegt, die ihn in eine gebückte Haltung zwangen und nur kleine Schritte zuließen. Außer einem zerfledderten Lendenschurz trug der Riese keine Kleidung. Trotz der erniedrigenden Behandlung in Ketten war für jeden ersichtlich, dass der Wille und Stolz des Klan keineswegs gebrochen war. Sein Blick war klar und selbstsicher, er wich niemandem aus, der ihm in die Augen sah. Nalkaar bekam plötzlich ein ungutes Gefühl, als er den Einmarsch des Klan mit zunehmender Spannung betrachtete. Dieser Klan war wirklich außergewöhnlich. Die Berichte über ihn stellten sich also als wahr heraus. Dardhrab überragte den Rachurengeneral um gut einen Kopf. Der Nacken eines ausgewachsenen und zur Schlachtung gemästeten Stiers war nichts im Vergleich zu den Muskelsträngen, die den Kopf des Riesen stützten und einen Kragen aus Fleisch und Muskeln bildeten, die diesen tatsächlich zu schützen vermochten. Die baumstammartigen Arme wurden lediglich von den noch breiteren Oberschenkeln übertroffen. Die Hände waren Pranken, das Gesicht kantig und markant geschnitten. Eine große hakenförmige Nase verlieh ihm das Aussehen eines scharf und gestreng blickenden Riesenraubvogels. Die schwarz glänzenden Haare waren links und rechts des Kopfes zu langen Zöpfen gebunden und reichten ihm bis zum Brustkorb, dessen enorme Breite entweder ein Herz von ungewöhnlicher Stärke und Größe versprach oder ein Atemvermögen, das seinesgleichen suchte.
»Nehmt dem Sklaven die Ketten ab und reicht ihm ein Schwert«, befahl Rajuru kalt lächelnd.
»Ich kämpfe nicht mit einem Schwert gegen diese Kreatur«, erlaubte sich Dardhrab scharf zu erwidern. »Gebt mir eine Keule oder einen sechs Fuß langen Stab aus massivem Holz. Das soll mir genügen.«
Grimmgour knurrte wie ein gefährliches Raubtier und fletschte die Zähne. Was bildete sich dieser Sklave ein! Wollte er den Rachurengeneral provozieren?
»Ihr wollt mit einer Keule oder einem Holzstab gegen Grimmgour antreten? Habt Ihr Euren Verstand am Ende in der Gefangenschaft doch noch eingebüßt? Seht Euch seine Waffe an, die Ihr gleich am eigenen Leib zu spüren bekommt. Ich biete Euch die Möglichkeit, die Freiheit wiederzuerlangen, solltet Ihr diesen Kampf überleben und Grimmgour besiegen.«
»Das ist ein großzügiges Angebot, wenn es ehrlich gemeint ist«, sagte Dardhrab, »doch lasst mich mit Holz gegen Stahl kämpfen, und ich versichere Euch, ich werde alles dafür geben, meine Freiheit zu bekommen.«
»Wenn Ihr unbedingt wollt«, antwortete Rajuru nachgiebig und wandte sich dann an ihre Leibwächter. »Bringt dem Mann, was er verlangt, und zwei Stäbe als Ersatz gleich dazu.«
»Ich danke Euch!«, sagte Dardhrab.
»Wollen wir um seine Seele wetten, dass er nicht einmal einen Angriff übersteht, sobald die anderen Sklaven in ihrem Blut liegen?«, wandte sich Rajuru an Nalkaar. »Was ist? Geht Ihr die Wette ein, Nalkaar? Ich schenke Euch seine Seele, wenn Ihr gewinnen solltet. Was bietet Ihr mir an, solltet Ihr verlieren?«
Rajuru hatte Nalkaars Ehrgeiz geweckt und er glaubte an die Stärke des Sklaven. Wenn dieser sich vorsah und es ihm gelang, den Blutstahlkrieger für eine Zeit auf Distanz zu halten, war er sich sicher, dass
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