Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
überflüssig hielt, war er tatsächlich gespannt, wie sich der Sklave gegen Grimmgour schlagen würde.
Als sie in der rund in den Stein gehauenen Arena über den Brutstätten der Rachuren ankamen, waren die Vorbereitungen für den Kampf bereits abgeschlossen. Der Meisterschmied Joffra begrüßte die Neuankömmlinge, indem er sich vor ihnen auf den Boden warf und den Blick gesenkt hielt. Rajuru lächelte ob der unterwürfigen Geste, schien sich aber insgeheim darüber zu freuen, dass ihr Joffra eine solche Ehrerbietung entgegenbrachte. Immerhin war er ein Klan, der sich anfangs wenig kooperativ gezeigt hatte und sich erst unter Androhung von Zwang und Folter bereit erklärt hatte, für sie zu arbeiten. Rajuru hielt ihn mit Verlockungen einerseits und Strenge andererseits bei Laune. Zuweilen überschüttete sie ihn mit den besten Speisen und Getränken oder füllte seinen Lederbeutel mit Anunzen. Sollte sie ihn jemals wieder ziehen lassen, was Nalkaar als unwahrscheinlich erachtete, würde der Schmied die Hauptstadt der Rachuren eines Tages als schwerreicher Mann verlassen. Aber nach des Todsängers Annahme würde sie ihn eher töten oder für einen ihrer zahlreichen Versuche einsetzen, sich die Jugend zu erkaufen.
Zehn Sklaven standen mehr oder weniger zitternd in einem Kreis in der Mitte der Arena. Bei genauerem Hinsehen stellte Nalkaar fest, dass sie bis auf drei von ihnen, teils aus Schwäche oder Krankheit, teils aus Unvermögen, kaum in der Lage waren, ihre rostigen Waffen zu halten. Einige von ihnen waren abgemagert bis auf die Knochen, andere wiederum standen krumm und gebeugt. Sie würden den Sklavendienst ohnehin nicht mehr lange überleben.
»Was soll das, Mutter?«, beschwerte sich Grimmgour, als er die Männer erblickte. »Für dieses Gewürm brauche ich keine Waffen. In einem Handstreich fege ich sie alle zur Seite.«
»Du musst üben, Grimmgour«, versuchte Rajuru ihren aufbrausenden Sohn zu beschwichtigen, »ich weiß, dass sie keine Herausforderung für dich sind. Aber darum geht es nicht. Du sollst ein Gefühl für die Waffen und die Bewegung bekommen.«
»Schon gut«, murrte Grimmgour, »dann werde ich mich zuerst aufwärmen.«
Nalkaar hatte sich kaum gesetzt, da sprang der Rachure ohne Vorwarnung von den Rängen fünfzehn Fuß in die Tiefe und landete mit einem lauten Aufprall von Stahl auf Stein in der Arena. Der Krieger brauchte nicht lange, um sich zu orientieren, und rannte mit einem donnernden Kampfschrei auf den Lippen auf die Sklaven zu. Nach wenigen Schritten hatte er die ersten beiden erreicht, packte ihre Köpfe und zerquetschte diese im Bruchteil einer Sardas aneinander, als wären sie lediglich spröde gewordene und ausgetrocknete Nussschalen. Die Männer hatten nicht einmal gemerkt, wie ihnen geschah, da befanden sie sich schon auf dem Weg zu den Schatten. Einen dritten Sklaven bekam Grimmgour zu fassen, als dieser sich gerade erschrocken zur Flucht wenden wollte. Er zog ihn mit Wucht an seinen Körper heran und spießte ihn mit dem Dorn von hinten auf. Der Klan schrie den Todesschmerz heraus und krümmte sich, als der Dorn aus seinem Bauch vorne wieder heraustrat. Mit einem wüsten Lachen riss Grimmgour den Körper des an ihm hängenden Opfers mit bloßen Händen in zwei Hälften und trennte den Rumpf an der Taille vom restlichen Unterkörper. Achtlos warf er die beiden Körperteile von sich und erlöste den immer noch schreienden Klan durch einen Tritt auf dessen Schädel, der unter dem Gewicht des Fußes wie eine reife Melone auf dem Felsboden zerplatzte.
Grimmgour war schon immer eine Bestie gewesen, aber nie sah ich ihn so ungezügelt und enthemmt wie jetzt , dachte Nalkaar fasziniert und angewidert zugleich , unglaublich, der General ist so voller Hass und Wut und er strotzt vor Kraft. Rajuru hat wahrlich einen Krieger geschaffen, vor dem sich nicht nur die Klan fürchten werden.
»Halt!«, rief Rajuru. Ihre Stimme klang höchst ärgerlich.
Grimmgour blieb sofort stehen und blickte auf einmal ängstlich zu seiner Mutter hoch. Nalkaar erkannte im Blick des Kriegers etwas, das er einst bei einem kleinen Jungen in einem Dorf gesehen hatte, der sich einen üblen Streich erlaubt hatte und dabei von seiner Mutter ertappt worden war. In Erwartung einer Bestrafung wechselte der Gesichtsausdruck zwischen Betroffenheit, Schuldbewusstsein und Furcht.
Wie kann dieser entfesselte Rachure die Saijkalsanhexe immer noch fürchten?«, fragte sich der Todsänger. »Ein Stoß mit dem
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