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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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er die Wette gewinnen würde. Das war genau die richtige Wette für den Todsänger, und die Aussicht auf den Preis im Falle eines Sieges lockte ihn. Er bot ihr daher an, um die Seele eines Drachen für sie zu singen. Auch wenn sie den Drachen lieber für die Zucht von Drachenchimären eingesetzt hätte. Das war ein Wort und zumindest einen Versuch wert. Rajuru nahm den Einsatz an und schlug ein.
    »Kämpft!«, befahl sie den Widersachern ungeduldig, nachdem sie mit dem Signal gewartet hatte, bis Dardhrab von den Fesseln befreit war und sich eines Holzstabes bemächtigt hatte.
    Das ließ sich Grimmgour nicht zweimal sagen und ging sofort zum Angriff über. Der Rachure sah rot und war auf Zerstörung aus. Brüllend rannte er auf die Gruppe der Sklaven zu, die sich auf Dardhrabs Geheiß Schutz suchend hinter ihm versammelt hatten. Grimmgour kannte keine Vorsicht; vor Geschwindigkeit schwer schnaufend stampfte er ohne Rücksicht auf Verluste oder auf seine Deckung achtend seinen Gegnern entgegen. Er hatte nur die Gegner im Auge, die es zu vernichten galt, und dafür wollte er seine ganze in ihm angestaute Wut mit größtmöglicher Wucht in sie hineinstoßen und sich mit dem Schwert durch ihre Leiber schneiden. Alleine der Aufprall des massigen Körpers würde verheerende Folgen haben.
    Als er die Gruppe bis auf zwei Armlängen fast erreicht hatte, stieß Dardhrab überraschend zu. Bis dahin hatte er sich ruhig und abwartend verhalten. Die Bewegung sah leicht aus, so als koste sie ihn keinerlei Kraftanstrengung. Das Ende des Stabes wurde mit solcher Wucht gegen den Kopf des Rachuren geführt, dass dieser wie vom Blitz erschlagen zu Boden sank und betäubt liegen blieb. Allzu deutlich hatte Nalkaar das Geräusch splitternder Knochen vernommen. Sein Blick wanderte zu Rajuru, die kreidebleich neben ihm saß, sich die Hände vors Gesicht hielt und vor Schmerzen krümmte. Verzweifelt versuchte sie den Sturzbach an Blut aufzufangen, der aus ihrer Nase lief und ihr Gewand befleckte. Mit jedem Tropfen Blut, den sie verlor, alterte sie vor den Augen des Todsängers zusehends. Ihr Haar ergraute in wenigen Augenblicken, die Haut wurde fleckig und erschlaffte. Falten wurden zu tiefen Furchen. Sie schien zu schrumpfen und geradewegs in sich zusammenzufallen.
    Interessant , dachte Nalkaar, der Zauber vergeht. Die alte Hexe zeigt Schwäche. Sie hat es tatsächlich gewagt, sich mit Grimmgour enger zu verbinden, als ihr guttut. Nun spürt sie die Verletzungen und Schmerzen, die ihm andere zufügen, am eigenen Leib. Wie konnte sie so unvorsichtig sein und diese Gefahr eingehen? Wusste sie nicht, was es bedeutet, ein Geschöpf, dessen Seele sie zuvor nahm, auf diese Weise kontrollieren zu wollen. So sehr, dass sie sogar ihr eigenes Blut vergießt. Sie hätte ihm mehr Freiheiten lassen sollen. Jetzt ist es zu spät. Die Verbindung ist vollzogen. Vielleicht lässt sich die Erkenntnis tatsächlich eines Tages zum Vorteil nutzen.
    Wie gut es Nalkaar doch tat, zu sehen, dass Rajuru Fehler machte. Fehler, die er selbst vor langer Zeit gemacht und schwer dafür hatte büßen müssen. Obwohl er nach außen keine Miene verzog und sich bemühte betroffen auszusehen, freute er sich doch insgeheim über dieses Missgeschick.
    Sie war zu gierig. Das rächt sich nun, und das Beste daran ist, sie schuldet mir die Seele dieses furiosen Kriegers. Zu schade eigentlich. Ich sollte ihn verschonen und belohnen, statt ihm seine Seele zu rauben und ihn zu einem Todsänger zu machen. Andererseits könnte er sich in den Reihen meiner Getreuen als sehr nützlich erweisen, beendete Nalkaar seine Überlegungen.
    Das Nasenbluten hatte aufgehört. Entsetzt starrte Rajuru auf ihre Hände. Die Hände einer uralten Frau. Sie konnte nicht fassen, dass sie binnen weniger Sardas ihr ursprüngliches Alter mit allen Konsequenzen, für jeden gut sichtbar, wieder erreicht hatte.
    »Nein, das darf nicht sein«, schrie sie verzweifelt. »Was geschieht mit mir? So helft mir doch, Nalkaar.«
    »Verzeiht, meine Gebieterin«, begann Nalkaar die Verwandlung zu erklären, »Ihr seid eine unheilige Verbindung mit Eurem Sohn eingegangen, um ihn besser steuern zu können. Das bekommt Euch nicht gut. Wird er verletzt, werdet Ihr es auch, und überdies könnt Ihr es fühlen. Zwar nicht unbedingt im selben Ausmaß, aber jede seiner Wunden wird Euch schwächen. Sollte er krank werden, seid Ihr es auch. Eure Kraft und die Magie, die Euren Zauber der Jugend aufrechterhält, schwindet

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