Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
arbeiten wir für ihn. Aber seit Ausbruch der Seuche hat er sich hier nicht mehr sehen lassen. Ihm wird nicht gefallen, was der Praister Thezael aus seiner Stadt gemacht hat. Wir wissen nicht einmal, ob er noch lebt. Tut-El-Baya ist von der Außenwelt abgeriegelt.«
»Der Todeshändler? Was hat das zu bedeuten?«, wollte Ayadaz wissen. Das Herz war ihm bei der Nennung des Namens Jafdabh und ob der Vorstellung einiger Anwesender beinahe stehen geblieben. »Seid Ihr eine dieser Banden, die das Chaos in den Straßen ausnutzen, Häuser und Einwohner plündern?«
»Ein kluger Kopf, der schnell versteht«, stellte Guylamar fest. »Aber wir sind nicht eine dieser Banden, sondern die Bande schlechthin, zumindest so lange, bis Jafdabh zurückkommt und Ordnung schaffen wird.«
»Oha, Ihr seid ganz blass um die Nase geworden«, meinte Livaya, »vom Regen in die Traufe, nicht wahr?«
»Ich … ich … weiß nicht. Was … was wollt Ihr von mir? War das etwa keine Rettung vor den Seuchenopfern?«, stammelte Ayadaz.
»Mitnichten«, lachte Livaya. »Seht Euch nur sein Gesicht an. Er hat doch tatsächlich gedacht, wir wollten ihm helfen. Jetzt hat er Angst, der arme kleine Narr. Sprecht, was seid Ihr wert?«
»Nichts. Ich fiel in Ungnade und wurde aus dem Palast in die Stadt gejagt.«
»Sieh an. Er hat also keinen Wert, unser Schmuckstück aus dem Hause Habladaz. Das nenne ich wirklich Pech für Euch. Keine Habseligkeiten, wirklich gar nichts? Überlegt lieber gut, bevor wir eine Entscheidung treffen«, riet Guylamar dem Höfling. »… und es sollte etwas sein, das uns gefällt. Seht Euch um …«, er zeigte im Gewölbe nacheinander auf einige Eisentüren, die meisten davon waren mit schweren Ketten gesichert, »… dahinter befinden sich Reichtümer, die Ihr Euch in Euren kühnsten Träumen nicht vorstellen könnt. Warum Jafdabh niemals nach der Herrschaft gegriffen hat, ist uns allen ein Rätsel. Magische Artefakte, Gold, Anunzen, Blutstahl, die seltensten und geheimsten Waffen auf Ell, Nahrungsmittelvorräte und Heilmittel im Überfluss, ja sogar ein Heiltrank gegen die Seuche befindet sich darunter. Die Menge würde genügen, die Klanlande von der Geißel der Schatten zu befreien. Und das ist nur ein kleiner Teil von Jafdabhs Vermögen. Jafdabh ist der wahre Herrscher über Tut-El-Baya. Sein Reichtum verleiht ihm Macht. Er könnte sich jede noch so große Armee kaufen und Ell mühelos unterwerfen, wenn er dies nur wollte. Also, wie Ihr seht, mangelt es uns an nichts. Wir könnten Sonnenwenden hier unten verbringen, ohne verhungern oder verdursten zu müssen. Was habt Ihr für Euer Leben anzubieten?«
Ayadaz hatte verstanden. Er musste sich etwas einfallen lassen, was das Interesse der Plünderer weckte und ihm Zeit verschaffte. Da kam ihm eine Idee, die er während seiner Flucht vor der Geißel der Schatten beinahe verdrängt hatte. Raussa. Natürlich, sie war die Lösung seiner Schwierigkeiten. Er erinnerte sich daran, wo er sie ihrem Schicksal überlassen hatte, und hoffte darauf, dass sie noch lebte.
»Ich biete Euch die Regentin der Klanlande an«, sagte Ayadaz, »Raussa, die Tochter des Haluk Sei Tan. Ich weiß, wo Ihr sie finden könnt.«
»Hm, das wäre ein seltsamer Tausch für ein Leben«, grübelte Guylamar nach, »wahrscheinlich hat sie sich im Kristallpalast hinter Kissen, umringt von Leibgardisten versteckt. Jedes Kind weiß, wo es die Regentin finden kann. Nur wird niemand an sie herankommen. Ein schlechter Handel.«
»Nein, Ihr habt mich nicht verstanden!« Ayadaz merkte, dass sein Vorschlag zumindest Aufmerksamkeit bei der Bande erweckt hatte. »Sie wurde mit mir zusammen aus dem Palast gejagt und befindet sich in der Stadt. Sie ist ohne jeden Schutz und sehr wertvoll für Euch. Jafdabh würde Euch reich belohnen, wenn er ihrer habhaft werden könnte. Stellt Euch vor, Ihr hättet die Regentin der Klan in Euren Händen. Die Klanfürsten lägen Euch zu Füßen und Thezael würde selbst zu den Schatten geschickt, die er gerufen hat. Ihr müsstet sie nur holen, wenn ich Euch den Weg beschrieben habe. Raussa ist verletzt und wird nicht gehen können.«
»Ihr habt die Regentin einfach schutz- und hilflos zurückgelassen? Was für ein Klan seid Ihr?« Guylamar zeigte sich überrascht. »Sollte dies ein billiger Versuch sein, Euer Leben zu verlängern oder Zeit zu schinden, wird er Euch schlecht bekommen. Wir werden Euren Vorschlag prüfen. Wenn Ihr gelogen habt, werden wir kurzen Prozess machen. Ist sie
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