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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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der beiden Männer verzeihen können. Aber war Raussa dazu imstande, solche Pläne zu schmieden? Darfas kannte sie. Sie hatte ein gutes Herz und war keine Mörderin.
    »Darfas«, Raussa setzte ihren treuesten Blick auf, »dich würde ich niemals belügen. Das weißt du. Willst du es vorher an dir selbst ausprobieren oder soll ich einen Schluck davon nehmen, damit du dir sicher sein kannst?«
    »Nein, gewiss nicht, Herrin!«, wehrte Darfas den Vorschlag entsetzt mit wild fuchtelnden Händen ab.
    »Worauf wartest du dann? Nimm endlich die Phiole und misch den Inhalt bei nächster Gelegenheit unbemerkt unter das Essen von Jafdabh und Madhrab. Du wirst deinen Spaß dabei haben, die beiden anschließend zu beobachten. Allerdings solltest du auf deine eigene Sicherheit achten, sobald du das Essen serviert hast.«
    Darfas nahm Raussa die Phiole aus der Hand, drehte sie nachdenklich zwischen seinen Fingern und betrachtete den Inhalt misstrauisch.
    »Gut, ich werde tun, was Ihr verlangt«, antwortete der Diener, »aber Ihr müsst mich vor dem Zorn des Regenten schützen, sollte die Sache auffliegen und der Verdacht auf mich fallen.«
    »Aber ja doch, Darfas«, lächelte Raussa und strich ihm zärtlich über die Wange, »auf dich konnte ich mich stets verlassen, und so soll es umgekehrt auch sein.«

    Renlasol hatte das Gespräch der Regentin mit ihrem Diener durch die Wand seiner Kammer belauscht. Zuvor hatte er eine Botschaft durch die Steine erhalten, die ihn nach Tartatuk rief. Es erschien ihm rätselhaft, aber insgeheim hatte er auch ohne genauere Kenntnis der Prophezeiung gewusst, dass er zu den sieben Streitern gehörte. Ihm war, als hätte er den Ruf schon eher erwartet, und so bestätigte er das Flüstern der Steine.
    Doch im Augenblick hatte er andere Sorgen und Pläne.
    »Hat Raussa also endlich einen Dummen für ihren Anschlag gefunden« , dachte der Fürst bei sich. Zufrieden lächelnd rieb er sich die Hände. Es hatte ihn einige Mühe und eine ordentliche Summe Anunzen gekostet, die Phiole zu beschaffen. Ihm war schnell klar geworden, dass Raussa und Nihara Madhrab hassten und Renlasol während der Wahl aufmerksam beobachtet hatten. Seine Gegenstimme war ihnen gerade recht gekommen. Auf Wunsch der Regentin hatte Renlasol sofort einen seiner Kontakte aufgesucht, von dessen Verschwiegenheit und Loyalität er überzeugt war. Dieser wiederum hatte ihn an einen Händler in der Nähe des Hafens vermittelt. Aber in Sicherheit durfte sich Renlasol nicht wiegen. Ein gewagtes und lebensgefährliches Spiel, sollte das Komplott aufgedeckt werden. Aber was hatte er zu verlieren? Vieles und doch nichts. Renlasol hatte alles auf eine Karte gesetzt.
    »Raussa stellt sich geschickt an, und Darfas hat keine Ahnung von der Wirkung der Essenz«, überlegte Renlasol, » das ist gut . Aber sie hat ihn gewarnt. Wenn er klug ist, bringt er sich in Sicherheit, bevor das Mittel zu wirken beginnt.« Die Regentin hatte nicht gelogen, als sie Darfas von der Zusammensetzung und der berauschenden Wirkung der Essenz erzählt hatte. Tatsächlich handelte es sich bei der Essenz um eine gefährliche und seltene Droge, die in den Straßen von Tut-El-Baya hoch gehandelt wurde. Sie regte die Sinne an, und wer für sich alleine blieb, konnte in fremde, nie gekannte Welten abtauchen. Wenige Tropfen kosteten ein Vermögen.
    Die Essenz wurde Kachares genannt und veränderte die Wahrnehmung auf ungewöhnliche Art. Eine geringe Menge der geschmack- und geruchlosen Flüssigkeit unter das Essen oder in ein Getränk gemischt, genügte und aus den besten Freunden wurden plötzlich Todfeinde. Eine künstlich herbeigeführte Bewusstseinsstörung, die für die Dauer von ungefähr einer Hora anhielt. Hinzu kam, dass Ragenwurz einen stark enthemmenden Einfluss ausübte und die Gewaltbereitschaft des Konsumenten über alle Maßen weckte. Die Kontrahenten würden wie wilde Stiere aufeinander losgehen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Das am kommenden Tag zwischen Jafdabh und Madhrab angesetzte Mahl war ein idealer Zeitpunkt für den Einsatz der Kachares. Dort waren scheidender und neuer Regent unter sich und blieben für eine ausreichende Zeit ungestört. Zeit genug, sich bis aufs Blut zu bekämpfen und zu töten.
    Seit der Ankunft des Lesvaraq Tomal im Kristallpalast hatte Renlasol eine Dunkelheit in sich gefühlt, die er lange für vergessen geglaubt hatte. Es war, als gehörte er wieder zu Quadalkars Kindern. Das dunkle Mal war erwacht und er fühlte

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