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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Großvater am allerwenigsten. Behutsam kraulte der Junge den Bart des Großvaters und verzog dabei den Mund schmollend nach unten. Er wusste, wie er Alrab davon überzeugen konnte, damit er genau das bekam, was er sich wünschte.
    »Na gut, du hast gewonnen«, lächelte der Großvater milde, »hol deine Freunde her. Ich stopfe inzwischen meine Pfeife. Wenn ihr brav seid und mir nicht allzu viele Fragen stellt, erzähle ich euch davon.«
    »Au ja, du bist der Beste!«, freute sich Neslab und rannte los.
    Alrab wusste wohl, dass er damit einen Fehler beging und gegen die Regeln des Dorfes verstieß. Die Eltern der Kinder würden ihm schwere Vorwürfe machen. Er hoffte, dass sie ihn auf seine alten Tage für diesen Fehltritt nicht aus dem Dorf verjagten. Andererseits musste den Kindern doch irgendjemand erklären, was ein Krieg für die Klan bedeutete. Sie konnten die Nachkommen nicht ewig vor dem Bösen behüten. Umso härter träfe sie der Schock, wenn sie sich dann eines Tages tatsächlich damit auseinandersetzen müssten. Der Frieden war trügerisch.
    Bald war Alrab umringt von Kindern, die gebannt seinen Worten lauschten.
    »Wisst ihr ...«, begann Alrab, »... Kinder messen ihre Kräfte im Spiel. Ich will nicht verhehlen, dass die Erwachsenen dies zuweilen auch tun. Ihr wollt euch beweisen, wer der Stärkste ist. Ihr tretet gegeneinander an, rennt um die Wette, kämpft und wollt euren besten Freund besiegen. Das ist gut. Der Sieger wird von allen bewundert. Er ist ein Held. Alle bejubeln ihn und belohnen ihn mit Geschenken, Lob und Anerkennung. Der Verlierer findet wenig Beachtung. Doch unter Freunden reicht ihr ihm die Hand, respektiert seine Leistung, ohne die es keinen Sieger geben kann, und bedankt euch für einen fairen Wettstreit. Aber es ist nur ein Spiel, das euch hilft, eure Stärken und Schwächen gegenseitig besser kennenzulernen. Ihr setzt Grenzen, die der andere nicht überschreiten darf und ihr schafft eine Ordnung, die von jedem akzeptiert wird. Ihr seid Freunde, die sich nicht gegenseitig wehtun. Jeder von euch Kindern hat schon einmal in einem Wettstreit gewonnen und auch verloren. Fragt euch, was ihr dabei gefühlt habt. Auf beiden Seiten.
    Ein Krieg ist kein Spiel. Er entsteht aus Hass, bringt stets nur Kummer und Leid. Die Schatten sind der feste Begleiter jedes Krieges. Oft geht es um Macht, die Vorherrschaft über einen anderen. Wir wollen selbst bestimmen, wie wir leben, und dabei nehmen wir keine Rücksicht auf die Wünsche einer anderen Lebensform. Das ist euch Kindern noch fremd, denn eure Welt ist einfach und ihr seid unschuldige Seelen. Erst wenn ihr allmählich älter werdet, erkennt ihr, was das bedeutet.
    Die Motive für einen Krieg können unterschiedlichster Natur sein. Gekränkte Eitelkeit, verletzter Stolz. Das Unbekannte oder Fremde eines anderen Volkes, deren Sitten und Bräuche wir nicht verstehen. Es ist so viel einfacher, zu bekämpfen, was uns fremd erscheint, als es zu begreifen oder wenigstens einen Versuch des Verstehens zu unternehmen. Manchmal ist es Land, fruchtbares Land und Bodenschätze, die wir zumÜberleben brauchen. Ein anderer Glaube als unser eigener und die Angst davor kann der Auslöser für einen Krieg sein. Oft sind es aber nur Neid und Gier, weil wir denken, der Gegner besitze mehr als wir selbst oder er nennt etwas sein Eigen, was wir für uns begehren.
    Manchmal wird uns ein Krieg aufgezwungen. Dann müssen wir uns wehren, um zu überleben. Und es gibt das Gleichgewicht zwischen den Mächten. Die Magie. Kryson. Der fortwährende Kampf zwischen Tag und Nacht. Gerät das Gleichgewicht aus den Fugen, gibt es einen Krieg.
    Doch gleichgültig wie es dazu kam, die Wirkung ist immer gleich: verheerend! Unschuldiges Leben wird vernichtet. Häuser werden zerstört und Familien mit Gewalt auseinandergerissen. Blut und Tränen fließen in Strömen. Ohne Rücksicht auf Verluste töten wir, was wir lieben. Die Schatten kommen aus ihrem Reich und holen sich ihren Anteil. Die Krieger der verfeindeten Gruppen bewaffnen sich und ziehen gegeneinander in den Krieg. Anfangs denken sie noch, sie könnten beherrschen, was sie ausgelöst haben. Niemand denkt vorerst daran, er könne selbst Opfer werden oder sterben. Die Krieger sind guten Mutes, brennen voller Tatendrang und Abenteuerlust darauf, sich zu Siegern und Helden aufzuschwingen.
    Doch der Krieg folgt seinen eigenen Gesetzen. Schon bald erkennen sie, dass es keine Helden geben kann. Das Töten anderen Lebens bestimmt

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