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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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hast du mir einen Knochen im Leib gebrochen.«
    Belrod ließ den Jäger sofort los. Der Riese hatte Tränen inden Augen. Baijosto konnte nicht unterscheiden, ob es Freudentränen waren oder der Riese aus Kummer weinte, weil er ihm Schmerzen zugefügt hatte.
    »Schuldegung. Leid tut Belrod. Habe Kräutersalbe« sagte der Riese und kramte ein in Blätter verschnürtes Päckchen aus dem Rucksack,
    »Schon gut. Achte auf deine Kraft, Belrod. Nicht jeder ist so stark wie du.«
    Besorgt blickte sich Belrod nach den Kindern um. Der Junge, dem der Riese das Leben gerettet hatte, stand noch immer wie angewurzelt an Ort und Stelle. Die anderen Kinder waren geflohen und hatten sich im Dickicht des Waldes versteckt. Baijosto konnte sie nach wie vor riechen. Sie waren nicht weit entfernt. Er ging einige Schritte auf den Jungen zu. Belrod stellte sich nicht mehr in den Weg und ließ es zu.
    »Wie heißt du, Junge?«, wollte Baijosto wissen.
    »Ne… Ne… Neslab«, stotterte der Junge.
    »Fürchte dich nicht«, versuchte der Naiki den Jungen zu beruhigen, »die Gefahr ist vorüber. Du bist bei uns sicher. Ruf die anderen Kinder. Wir wollen etwas essen und dann erzählst du uns, was geschehen ist.«
    Neslab traute dem Frieden nicht. Nie zuvor hatte der Junge einen Gestaltwandler gesehen und wusste aus Erzählungen seines Großvaters, wie gefährlich Baumwölfe sein konnten. Zu viel Schlechtes hatte er in den letzten Horas erleben müssen. Erst als Belrod wieder an seine Seite trat und aus seinem Rucksack Brote, Wurst, Käse und Gemüse zutage förderte, fühlte er sich wohler und war bereit, seine Freunde zu sich zu rufen. Zögernd, wie scheue Tiere jederzeit zur Flucht bereit, kamen die Kinder aus ihren Verstecken geschlichen.
    Ihre Anspannung legte sich zum Teil, als sie mit einem Stück Brot in der Hand unter einem Baum saßen und den Gestaltwandler in einigermaßen sicherem Abstand wähnten.Lediglich Neslab war es gelungen, sein Misstrauen abzulegen. Er setzte sich neben Belrod und erzählte dem Naiki von dem Überfall der Rachuren auf sein Dorf. Der Junge berichtet davon, wie er und die anderen Kinder vom Waldrand aus beobachten mussten, wie ihre Familien getötet und die Häuser niedergebrannt worden waren. Neslab weinte, als er den Todsänger erwähnte, der den Waldrand mit den Augen abgesucht und zu ihrem Versteck herübergeblickt hatte. Sie waren sich sicher, dass der Todsänger sie entdeckt hatte. Die Kinder hatten Todesängste ausgestanden.
    »Was machen wir mit den Kindern, Belrod?«, fragte Baijosto. »Wir können sie nicht sich selbst überlassen. Im Faraghad lauern viele Gefahren auf sie. Bringen wir sie zurück zu den Klan, fallen sie vielleicht bald tatsächlich in die Gewalt der Rachuren. In der Siedlung können sie überleben.«
    »Belrod ruft Jäger«, antwortete der Maiko-Naiki.
    »Sind die Naiki nah?«
    »Nah!«, nickte Belrod.
    Der Maiko-Naiki erhob sich und entfernte sich einige Schritte von ihrem Lagerplatz. Sofort sprang Neslab auf und folgte ihm. Die anderen Kinder taten es ihrem Freund gleich und wichen nicht von der Seite des Riesen. Baijosto konnte ihnen ihr Verhalten nicht verübeln. Immerhin war er drauf und dran gewesen, die Kinder aufzufressen.
    »Ohren halten zu«, hörte Baijosto den Riesen zu den Kindern sagen.
    Die Kinder gehorchten. Belrod lächelte zufrieden und begann seinen Brustkorb mit tiefen Atemzügen voll Luft zu pumpen. Er stampfte mit den Füßen auf und stemmte die Fäuste in seine Hüfte. Ein markerschütternder Schrei folgte und fegte wie ein Sturm durch die Bäume des Waldes.
    »Bei allen Kojos, Belrod«, sagte Baijosto, »was tust du? Die Rachuren könnten noch in der Nähe sein.«
    »Belrod ruft Jäger«, antwortete Belrod gelassen, »Jäger hören Schrei.«
    »Daran zweifle ich nicht«, meinte Baijosto, »aber die Rachuren …«
    »Rachuren kommen«, erwiderte Belrod, »Rachuren sterben.«
    Das war ein Wort des Riesen. Mutig. Wer wollte den Kampfgeist des Maiko-Naiki infrage stellen? Baijosto war nun doch froh, dass ihm Belrod gefolgt war. Es tat gut, einen alten Freund bei sich zu haben, dem er blind vertrauen konnte.
    Baijosto angelte sich einige Kleidungsstücke aus dem Rucksack. Sie waren frisch gewaschen und passten wie angegossen. Solras hatte wirklich an alles gedacht. Sie war eine gute Frau und hatte in der Siedlung die Stellung Metahas eingenommen. Es war ein eigenartiges Gefühl. Ausgerechnet eine Nnobei-Klan stand der Siedlung der Naiki vor, und Metaha hatte Solras

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