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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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in einer äußerst schwierigen Lage steckte.
    »Lasst mich gehen, Prinz Vargnar!«, bat Goncha.
    »Geh!«, sagte Vargnar plötzlich wutentbrannt, nachdem er mit all seinen Bemühungen ihn zu halten gescheitert war, und wandte sich enttäuscht von seinem Freund ab. »Verschwinde! Je schneller du gehst, umso besser. Ich will dich nicht mehr sehen!«
    »Euer Schmerz, Herr«, versuchte Goncha ihn zu trösten, »ich kann ihn gut verstehen, mir ergeht es nicht anders. Aber Ihr solltet wissen, dass ich nicht freiwillig gehe, weil ich nicht mehr bei Euch sein möchte. Ich liebe Euch, aber ich habe keine Wahl.«
    »Ich weiß, mein Freund!« Vargnars Gedanken waren von Enttäuschung und Trauer erfüllt, »geh einfach. Verzeih meine Wut. Aber dein Anblick schmerzt mich und ich bin einfach zu schwach dir nachzusehen. Ich ertrage den Verlust nicht.«
    Unter den staunenden Blicken der versammelten Streiter kletterte Goncha schnell und geschickt die steilen Hänge des Vulkans hinauf. Er fühlte sich köprerlich bereits stark geschwächt. Ihm blieb nur noch sehr wenig Zeit, sich mit den Steinen zu vereinen. Goncha hatte beinahe schon zu lange auf Vargnar gewartet und musste nun einen Weg finden, wie er sich schnellstmöglich in die Obhut der Steine für seine letzte Ruhestätte begeben konnte. Die einzige Möglichkeit, die er noch sah, war ein kurzes und schmerzhaftes Ende seines Daseins auf Ell. Aber für ein magisches Abschiedsritual fehlte ihm die Kraft. Wollte er nicht einfach vergehen und seinen Geist und seine Seele an diese Welt vergeuden, musste er sich sputen. Der Felsenfreund blickte nicht zurück, und bald schon verloren sie ihn aus den Augen und sahen nicht, wie er sich in den Krater stürzte und eins mit den heißen, flüssigen Steinen wurde. Nur Vargnar spürte, dass Goncha für immer verschwunden war und einen tiefen Riss in seinem steinernen Herzen hinterließ, von dem er glaubte, er werde nie wieder heilen. Hätte der Felsgeborene Tränen um seinen besten Freund vergießen können, er hätte es getan, lange und andauernd, ohne sich vor den anderen Streitern dafür zu schämen.
    Rodso näherte sich dem Felsgeborenen vorsichtig und kletterte behutsam an dessen Bein über den Rücken bis auf die Schulter. Dort machte er es sich gemütlich. Vargnar hinderte den Felsenfreund nicht daran. Die Geste war wie ein Trost und er ließ es gerne zu.
    »Ich bin bei Euch«, flüsterte Rodso.
    »Das ist gut, mein Freund«, antwortete Vargnar.
    Vargnar stand lange schweigend und ungerührt, tief inGedanken und Trauer versunken wie eine Statue vor den verwunderten Streitern. Rodso bewegte sich nicht von der Stelle. Niemand wagte den Felsgeborenen anzusprechen oder sich ihm zu nähern. Es dauerte drei Tage und Nächte, bis er sich wieder aus seiner Erstarrung löste.

    Die Tage vergingen. Vargnar erholte sich allmählich von seiner Trauer, und dank des Felsenfreundes Rodso konnte er sogar wieder über manche Bemerkung lachen. Der Prinz würde nur schwer über den Verlust seines Freundes hinwegkommen, sofern ihm dies überhaupt jemals gelingen sollte. Er selbst glaubte nicht daran. Aber Goncha hätte sich gewünscht, dass der Prinz nicht aufgab und den neuen Felsenfreund annahm, wie er Goncha einst als seinen Gefährten akzeptiert hatte. Das war er seinem verstorbenen Felsenfreund schuldig. Vargnar riss sich zusammen und mischte sich unter die Streiter.
    Als Vargnar von Sapius in einem Gespräch erfuhr, dass der Lesvaraq Tomal eigene Wege ging und sich dazu entschlossen hatte, nicht zur Zusammenkunft zu kommen, war er entrüstet.
    »Wie konnte Tomal das Flüstern der Steine ignorieren? Erklärt mir das, Sapius!«, forderte er den Magier auf. »Wir können nicht mit der Suche beginnen, solange wir nicht komplett sind.«
    »Tomal hat den Ruf gehört und ich glaube, er wollte ihm folgen. Aber im Kristallpalast muss etwas vorgefallen sein, was ihn davon abgebracht hat. Ich weiß nicht, was es war. Aber ich glaube, er bekam eine Nachricht. Jedenfalls wollte er eine Insel im Meer suchen. Kartak. Was auch immer er dort finden mag, muss mit unserer Suche zusammenhängen oder mit ihm selbst. Er wird sich uns anschließen, sobald er von Kartak zurück ist.«
    »Immerhin … und was unternehmen wir so lange?«, wollte Vargnar von Sapius wissen. »Wir können nicht am Tartatuk warten, bis er sich endlich überlegt hierherzukommen.«
    »Nein, das sollten wir nicht. Vor unserer Abreise habe ich mit ihm über einen Plan gesprochen, bei dem ich Eure

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