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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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passieren. Offenbar wurden sie im inneren Sanctum der Königin bereits erwartet. Tomal hoffte inständig, die Krieger würden genügend Kraft in den Armen aufweisen, damit sie die Waffen nicht versehentlich aus Schwäche auf ihn fallen ließen.
    »Haltet Euch nur dicht an mich«, sagte Tarratar zu Tomal und Daleima, »ich kenne den Weg zum Thron und führe Euch ohne Umwege direkt dorthin. Achtet auf meine Füße und die Reihenfolge meiner Schritte. Denkt nicht einmal daran, einen Fuß anders setzen zu wollen. Die zahlreichen Fallen vor demThron sind absolut tödlich, selbst für einen Lesvaraq und eine Unsterbliche oder einen Narren wie mich, wenn wir uns nicht vorsehen. Und das wäre doch wahrlich schade, nachdem Ihr gerade erst glorreich aus den Schatten herausgetreten seid.«
    Die Königin saß auf ihrem Thron und strahlte. Tomal gewann auf die Entfernung den Eindruck, als wäre sie von einem hell leuchtenden Schein umgeben, der von ihr selbst ausging.
    »Was ist sie?«, fragte er sich überrascht. »Ein Wesen des Lichts?«
    »Lasst Euch nicht von ihrem Äußeren täuschen«, riet Tarratar, »das Licht ist bloß eine Täuschung tausender Kristalle und feinen Kristallstaubs, die sie in ihrem Haar, auf der Haut und an ihrer Kleidung trägt. Und denkt daran, wenn Ihr vor dem Thron steht: Die Königin eröffnet stets das Gespräch. Sprecht nicht zu ihr, bevor sie Euch nicht die Erlaubnis dazu erteilt hat.«
    Tomal war tief beeindruckt. Ihre Ausstrahlung blieb nicht ohne Wirkung auf ihn, wie auch immer sie diese am Ende erzeugen mochte, sie wusste sich zu präsentieren und ihre Reize richtig einzusetzen.
    Als Saykara die Gäste erblickt hatte, gab sie ihnen ein Handzeichen und schenkte Tomal ein aufforderndes Lächeln. Sie durften sich der Königin nähern. Eine Statue unmittelbar neben dem Thron fiel Tomal besonders ins Auge. Sie zeigte das Abbild eines Kriegers, der verletzt schien und Schmerzen hatte. Aber an diesem Bild stimmte etwas nicht. Die Statue war nicht vollständig. Etwas Entscheidendes fehlte. Tomal sah sich die Statue genau an und versuchte seine eigenen Schlüsse aus der Darstellung der steinernen Gestalt zu ziehen.
    Tarratar tänzelte vorsichtig zum Thron, wich den von ihm erkannten Fallen geschickt aus und näherte sich Saykara bis auf fünfzehn Fuß. Dort angekommen vollführte er eine tiefe Verbeugung. Daleima und Tomal folgten ihm. IhreBewegungen sahen weit weniger elegant aus als die des ersten Wächters, aber sie hatten sich jeden seiner Schritte genauestens eingeprägt und hielten sich, wie er es ihnen geraten hatte, exakt daran.
    Daleima vollführte einen Knicks. Tomal tat es Tarratar gleich und verneigte sich vor der Königin.
    »Willkommen in Zehyr«, sagte die Königin.
    Ihre Augen strahlten und ihr Gesicht lächelte. Sie war ganz offensichtlich in einer guten Stimmung und bereitete dem Lesvaraq und den Wächtern einen offenen und freundlichen Empfang, der ihre Dankbarkeit für die Befreiung ihres Volkes ausdrücken sollte.
    »Das durfte ich lange nicht mehr zu einem Gast in unserer Stadt sagen«, fuhr die Königin fort, »aber es hört sich gut an. Obwohl Ihr schon länger in Zehyr verweilt und insbesondere Tarratar eine sehr lange Zeit hier verbracht hat, will ich Euch noch auf diese Weise begrüßen. Ich wünsche mir, dass Ihr zu unserem Fest bleiben werdet. Wir wollen unseren Weg aus den Schatten noch heute gebührend feiern.«
    Saykara blickte Tomal direkt in die Augen. Der Lesvaraq spürte plötzlich Tarratars Rippenstoß in seiner Flanke, der ihm bedeutete, dass er soeben von der Königin aufgefordert worden war zu sprechen.
    »Ich fühle mich geehrt und nehme Eure Einladung gerne an«, antwortete Tomal rasch.
    »Wenn Ihr es wünscht, werden Daleima und ich ebenfalls zum Fest kommen«, sagte Tarratar.
    »Ich erwarte Euch zur Abenddämmerung im inneren Sanctum. Die Kristalle werden ihre Farbe verändern. Dann werdet Ihr wissen, wann es so weit ist. Ihr seid meine Ehrengäste und speist an meiner Seite. Daleima, Tarratar … Ihr dürft nun gehen, wir sehen uns zum Fest.«
    »Sehr wohl«, nickte Tarratar.
    Die beiden Wächter entfernten sich vom Thron, während Tomal wie angewurzelt vor der Königin stehen blieb und seine Augen nicht von ihrem Anblick abwenden konnte. Sie schenkte ihm ein wundervolles Lächeln und erhob sich von ihrem Thron. Ihre Bewegungen waren anmutig und fließend. Saykara ging langsam auf Tomal zu und nahm seine Hand. Ihre Haut fühlte sich warm und weich an,

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