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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Erstaunlicherweise war es in der Kaverne recht hell. Das Licht erwies sich zwar mit dem Tageslicht der Sonnen von Kryson in seiner Färbung nicht vergleichbar, denn es hatte einen eigenartigen Schimmer und ließ insbesondere die roten Töne intensiver hervortreten als andere Farben. Das irritierte mich im ersten Moment.
    ›Woher kommt das Licht?‹ fragte ich laut.
    ›Das Licht wird von den Kristallen erzeugt‹, antwortete der Krieger, der sich offenbar von meiner Frage angesprochen fühlte. ›Kaltar und Jadnayver, wenn Ihr es genau wissen wollt. Wir haben die Edelsteine überall nach einer von den Kristallmeistern strikt vorgegebenen Anordnung verteilt, in Decke und Wände eingearbeitet. Richtig geschliffen und durch magische Energie verstärkt erzeugen sie gemeinsam ein Licht, das niemals erlischt. Es fördert das Wachstum von Pflanzen. Wir sind dadurch in der Lage, auf fruchtbarer Vulkanerde innerhalb unserer Stadt – von Wetter und Lichtverhältnissen unabhängig – Gemüse, Obst und andere Nutzpflanzen anzubauen.Die Ernte ist in jeder Sonnenwende üppig und reicht aus, unser gesamtes Volk zu versorgen.‹
    Das war weit mehr, als ich von den Maya erwartet hatte. Sie waren durch ihre Fähigkeit im Umgang mit Kristallen und Edelsteinen in der Lage, in der Dunkelheit einer Höhle zu überleben, ohne dass es ihnen an irgendetwas mangelte.
    ›Lasst uns aufbrechen‹, schlug der Krieger vor, ›bis ins Zentrum von Zehyr ist es noch ein gutes Stück des Weges. Der Abstieg über die Treppe ist nicht einfach. Wir befreien Euch von den Fesseln. Von hier aus könnt Ihr auf eigenen Beinen gehen.‹
    Beinahe wäre ich dem Krieger in seiner Güte vor Dankbarkeit um den Hals gefallen, überlegte es mir jedoch rasch wieder anders, als das Blut nach dem Lösen der Fesseln unter großen Schmerzen in meine Füße und Hände zurückschoss. Der Krieger hatte nicht übertrieben. Tatsächlich gestaltete sich der Abstieg lang und stellte eine echte Herausforderung dar. Ein unbedachter Tritt, ein Stolpern und wir wären ohne Halt in die Tiefe gestürzt. Ein solcher Sturz vom oberen Ende der Treppe konnte nur tödlich enden. Die Treppe besaß nicht nur eine außerordentlich steile Neigung, sondern war mit unterschiedlich hohen, ungleichmäßig in das Vulkangestein gehauenen Stufen versehen, die für unsere vergleichsweise kurzen Beine nicht geschaffen waren. Jeder Tritt glich mehr einem Klettern und Springen als dem normalen Treppensteigen. Hinderlich und gefährlich war ein Moosbewuchs, der die Stufen rutschig machte und sich links und rechts des Weges an den zahlreichen steinernen Gebäuden fortsetzte. Die Häuser zogen sich terrassenförmig von Ebene zu Ebene bis weit hinab in das Zentrum von Zehyr. So hatte der erste Krieger der Maya ihre Stadt genannt. Jedes Gebäude besaß entweder einen mit Blumen, Obst, Gemüse und Sträuchern angelegten Garten vor der Tür oder wies, bei mehrstöckigen Wohnhäusern, einen reichlichbepflanzten, vorgelagerten Balkon auf. Ich zählte zweihundert Ebenen mit jeweils zwölf Stufen. Auf beiden Seiten kreuzten Quergänge die in die Tiefe führende Treppe, die als Verbindung zu den Gebäuden der einzelnen Ebenen dienten. Die Gänge waren mit Kristallen unterschiedlicher Färbung markiert, als ob sie eine unterschiedliche Bedeutung der Ebenen dadurch besonders hervorheben wollten. Offenbar wurde die Treppe trotz der schmalen Ausführung von den Maya häufig genutzt, was sich trotz der dichten Moosplatten an der Abnutzung der Kanten und den ausgetretenen Stufen erkennen ließ.
    ›Wie lautet Euer Name, Krieger?‹ wagte ich, den Anführer der Nno-bei-Maya-Krieger zu fragen.
    ›Wozu soll das gut sein, Lesvaraq?‹, brummte dieser unfreundlich zurück.
    ›Eine alte Angewohnheit. Ich möchte gerne die Namen derjenigen kennen, in deren Gesellschaft ich mich befinde. Vielleicht ist es ein Akt der Höflichkeit. Keine Sorge, Ihr habt von mir nichts zu befürchten, wenn Ihr mir Euren Namen nennt.‹
    ›Gahaad.‹
    ›Wie bitte?‹
    ›Gahaad, so werde ich gerufen‹, antwortete der Krieger.
    ›Das ist ein bedeutender Name. Er bedeutet Stolz in der Sprache der Altvorderen‹, merkte ich anerkennend an. ›Mein Gefährte heißt übrigens Kallahan, und mich dürft Ihr gerne mit Ulljan ansprechen.‹
    ›Ich weiß, wer Ihr seid‹, unterbrach mich Gahaad, ›und kenne auch die Bedeutung Eurer Namen. Kallahan ist der Tapfere und Ulljan der Mächtige. Ein beeindruckendes Gespann, was die Namen

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