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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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ewig andauernde Kreislauf der Macht war durchbrochen. Zum ersten Mal seit Tausenden von Sonnenwenden. Was auch immer sich das Gleichgewicht dabei gedacht hatte, mir war plötzlich klar geworden, dass mit dem bevorstehenden Untergang der Altvorderen auch der Zyklus des Lesvaraq zu Ende gehen musste. Vielleicht war das Gleichgewicht des fortwährenden Kampfes müde geworden und wollte sich für eine Weile ausruhen, um neue Kräfte zu sammeln. Mir jedoch hatte es die Aufgabe zugedacht, eine neue Ordnung zu schaffen, selbst wenn dies mein eigenes Ende nach sich ziehen musste. Ich musste Pavijur überwinden und anschließendeinen Ausgleich finden, damit sich das Gleichgewicht zur Ruhe betten konnte.
    ›Ich hoffe für Euch, Ihr könnt die Luft lange genug anhalten‹, brüllte der Krieger, damit wir ihn durch die Ohrstopfen hören konnten, ›wir gehen schwimmen. Sobald ich ›Tauchen‹ rufe, solltet Ihr Luft holen. Pumpt Eure Lungen voll, so viel Ihr könnt, denn es geht tief hinunter und der Weg durch das Wasser wird lang sein.‹
    Was hatten die Maya vor? Wollten sie uns ertränken? Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass sie uns abgelegt hatten. Der Untergrund fühlte sich nach rauem, aber warmem Stein an. Ein leichter Schwefelgeruch störte meine Nase. Meine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Wohin hatten sie uns gebracht, während ich in meinen Träumen versunken war? Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich immer noch gefesselt war und mich kaum bewegen konnte. Ich spürte meine Hände und Füße nicht mehr. Womöglich waren diese abgestorben. Krampfhaft versuchte ich eine Bewegung. Ein leichtes Kribbeln in Fingern und Zehen beruhigte mich wieder. Offenbar waren die abgeschnürten Gliedmaßen noch nicht ganz verloren. Aber meine Hand- und Fußgelenke mussten inzwischen tiefe, blutig aufgescheuerte Wunden sein. Jedenfalls war der Schmerz nicht mehr zu verdrängen.
    Kartak war zweifelsohne eine Vulkaninsel. Das hatten wir bereits bei unserer Ankunft entdeckt. Die Geräusche um uns herum deuteten auf ein Gewässer in unserer Nähe hin. Wie sollte es anders sein? Sie hatten uns zum Rand des Kraters gebracht. Das war der einzige See, den ich während unseres Fluges auf der Insel gesehen hatte, und ich glaubte nicht, dass sie uns nur um die Insel herumgeführt hatten und am Meer geblieben waren. Es hatte keinen Sinn, sich Gedanken darüber zu machen. Als ich von mehreren Händen ins Wasser gezerrt wurde, das sich zu meiner Überraschung warm anfühlte,überkam mich Furcht. Ich wollte mich wehren und winden, wurde jedoch durch Fesseln und die kräftig zupackenden Krieger daran gehindert. Während meiner unbedachten Handlung schluckte ich Wasser. Es schmeckte leicht nach Schwefel und auf seltsame Weise metallisch. Aber es war trinkbar und frisch. Eindeutig Süßwasser.
    Die Maya-Krieger hielten mich, so gut es ging, mit dem Kopf über Wasser, während sie schwammen. Es dauerte nach meinem Empfinden lange, bis ich die Stimme des Kriegers wieder hörte.
    ›Tauchen!‹, erklang der Schrei, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte.
    Hektisch atmete ich ein. Einmal, zweimal und noch ein drittes Mal pumpte ich Luft nach. Immer mit dem Gedanken voller Panik im Kopf, bloß nichts mehr davon herauszulassen. Gerade als ich dachte, meine prall gefüllten Lungen müssten jeden Augenblick bersten, wurde ich nach unten gezogen. Der Krieger hatte nicht gelogen. Es ging tief hinunter. Tiefer, als mir lieb sein konnte.
    Der Druck auf Kopf und Ohren wurde schier unerträglich. Ich war nicht in der Lage, diesen vernünftig auszugleichen, und befürchtete, meine Augen würden in den Schädel gedrückt werden. Der Abstieg in die Tiefe schien nicht enden zu wollen. Ich hatte nichts weiter zu tun, als mich von den Maya ziehen zu lassen und zu leiden. Bald brannten meine Lungen wie Feuer. Der Drang, sich zu befreien, nach oben zu schwimmen und nach Luft zu schnappen, wurde immer größer.
    Dabei hatte ich mein Bestes gegeben und die Anweisungen des Kriegers befolgt. Mehr Luft hätte nicht in meinen Körper gepasst. Mit jeder zusätzlich verstreichenden Sardas kam mir der Tauchgang plötzlich unendlich lange vor.
    Wie lange würde ich diese Qual noch durchhalten? Die Gewissheit schlich sich in meinen Kopf, dass ich ertrinken würde.Sie verdrängte jede Vernunft, gewann die Oberhand und versetzte mich in eine nie zuvor gekannte Todesangst. Wie konnten die Maya-Krieger die Luft so lange anhalten? Das war unmöglich. Ich kann mich nicht mehr

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