Kryson 04 - Das verlorene Volk
Panzerechsen unsere Beute holen.«
Immer noch war Hardrab sprach- und fassungslos. Er handelte auf Anweisung des Lordmasters und funktionierte wie ein Werkzeug, das genau das tat, was man von ihm verlangte. Mehr aber auch nicht. Er wusste selbst am besten, dass er unter einem Schock stand. Wie in einem Traum erinnerte er sich an die notwendigen Handgriffe und Schritte, die es jetzt zu tun galt, um seinen Bruder ins Leben zurückzurufen. Hardrab spendete ihm seinen Atem und massierte den Brustkorb Foljatins. Dabei bemerkte er, dass einige Rippen gebrochen waren. Aber das durfte ihn nicht kümmern.
»Foljatin ist durch das Gift der Echse gelähmt«, fuhr Madhrab in seinen Anweisungen fort, die Hardrab nur am Rande wahrnahm. »Sobald er aufwacht, wird er um Atem ringen und trübes Wasser aus seinen Lungen bringen. Hilf ihm dabei und drehe ihn auf die Seite, wenn die Zeit gekommen ist. Es wird eine Weile dauern, bis das Gift nachlässt.«
Nach einer Hardrab schier endlos erscheinenden Zeit zwischen Hoffen und Bangen und den anstrengenden Wiederbelebungsversuchen war Hardrab der Erschöpfung nahe. Aber er wagte es nicht, aufzugeben, versuchte mit zunehmender Verzweiflung, seinen Bruder zurückzuholen. Der Bewahrer Madhrab hingegen regte sich nicht und sah nur teilnahmslos zu.
Hardrab konnte es kaum fassen. Erst tötete der Bewahrer die Drachenechse, befreite Foljatin aus deren Fängen und rettete ihm das Leben. Dann ließ er ihn fast verzweifeln und half ihm nicht einmal, seinen Bruder wiederzubeleben. Irgendetwas stimmte an dem Bild nicht. Hardrab versuchte das Gefühl des in ihm aufsteigenden Ärgers zu unterdrücken.
»Du machst deine Sache wirklich gut und darfst jetzt nicht aufgeben, Hardrab«, sagte der Lordmaster, als habe er die Gedanken Hardrabs erraten. »Sieh mich nicht so an. Das Tarsalla zwingt mich in diesen Zustand. Ich kann nichts dagegen machen, sonst verbrenne ich. Elischa ist unterwegs zu uns. Siewird innerhalb eines halben Tages eintreffen. So lange müssen wir ausharren und durchhalten.«
Hardrab hatte bei den Sonnenreitern bereits mehrmals vom Tarsalla der Bewahrer und dessen Folgen gehört und wusste, dass es eine besondere Eigenschaft darstellte, die sie in schwierigen Übungen hatten erlernen müssen. Die Beherrschung des Tarsalla war bei den Bewahrern unterschiedlich stark ausgeprägt. Hardrab hatte den Einsatz eines Tarsalla allerdings noch nie mit eigenen Augen gesehen. Jetzt jedoch konnte er sich ein besseres Bild von den vielerorts gefürchteten Folgen machen. Wenn er sich Madhrab in dessen jämmerlichem Zustand ansah, hatten die Aufzeichnungen über das Tarsalla nicht gelogen. Madhrab sah leichenblass aus und konnte nur mit Mühe den Kopf heben. Sein Geist war allerdings klar. Jedoch verschlechterte sich sein Zustand zusehends.
»Wer ist der Gefährte, der dort hinten zusammengekauert liegt?«, flüsterte Madhrab kraftlos. »Ich habe ihn nicht erkannt. Jedenfalls ist es niemand, an den ich mich erinnere.«
Der Lordmaster hatte den am Boden liegenden Mann bemerkt, kurz bevor er der Drachenechse mit einem beherzten Sprung ins dunkle Wasser gefolgt war. Hardrab war nicht in der Lage zu antworten. Die Wiederbelebung seines Bruders nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Er verdeutlichte dem Lordmaster mit einem Handzeichen, dass er mit der Vorstellung des Gefährten warten musste.
Endlich regte sich Foljatin. Er prustete und spuckte Wasser, rang panisch um Atem. Hardrab drehte seinen Bruder auf die Seite, wie Madhrab ihn angewiesen hatte, und strich ihm besänftigend über den Kopf. Foljatins Atemzüge beruhigten sich und wurden immer regelmäßiger. Er schlug die Augen auf und blickte sich verwirrt um.
»Verdammt ...«, stammelte Foljatin, während ihm weiterhin Wasser aus dem Mund lief und er husten musste, »ichdachte … die Schatten hätten mich geholt. Stattdessen wache ich in diesem stinkenden Morast auf. Das Schattenreich hatte ich mir irgendwie … besser vorgestellt.«
Hardrab fiel ein Stein vom Herzen und Madhrab huschte ein schwaches Lächeln über das Gesicht. Foljatin lebte und hatte das Schlimmste überstanden.
»Ruh dich aus, Bruder«, sagte Hardrab. »Das Gift der Sagar lähmt dich. Aber das wird sich mit der Zeit geben. Madhrab hat uns das Leben gerettet und die Drachenechse getötet.«
»Madhrab?« Foljatin konnte den neben ihm liegenden Bewahrer nicht sehen, da er auf die andere Seite blickte.
»Ich bin hier«, sagte der Lordmaster.
Foljatin schloss
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