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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die Rückkehr der Echse.
    Hardrab wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als für den Bruchteil einer Sardas ein rot schimmerndes Wesen an ihm vorbeischoss. Eine unheimliche Stille und Regungslosigkeit legte sich über das Wasser. Er glaubte seinen Augen kaum. Träumte er und sah bereits Geister? Er war sich sicher, für einen kurzen Moment die durchaus vertraute Gestalt eines großen Mannes wahrgenommen zu haben. Der Grauhaarige hatte ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht und gebleckten Zähnen aus blauen Augen gemustert. Hatte er sich getäuscht oder war diese Gestalt Madhrab? Ein winziger Funken Hoffnung keimte in ihm auf. Doch so schnell die Erscheinung gekommen war, so geschwind war sie weitergezogen. Geistesabwesend versuchte Hardrab dem roten Schimmer mit Blicken zu folgen. Jede seiner Bewegungen fiel ihm jedoch schwer. Es erschien ihm, als stünde die Zeit still und er wäre mit ihr von einer undurchdringlichen Hülle eingefroren und zur Bewegungslosigkeit verdammt.
    Das alle Sinne lähmende Gefühl legte sich abrupt und schon im nächsten Augenblick erfasste Hardrab, was er gesehen hatte. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Erscheinung war Madhrab gewesen.
    Nur wenige Fuß von ihm entfernt tauchte die Sagar aus dem Wasser und richtete sich brüllend zu ihrer ganzen Größe auf. In einem ihrer Fangarme hing der schlaffe Körper seines Bruders. Der Anblick des leblosen Zwillings versetzte Hardrab einen Stich mitten ins Herz. Mit offenem Mund beobachtete er den Todeskampf der Sagar, hinter deren Riesenschädel sich ein Mann in einer rot schimmernden Rüstung mit beiden Beinen festgeklammert hatte, gerade so, als wollte er diese wild gewordene Echse zureiten. In den hoch über seinem Kopf erhobenen Händen hielt er ein kreischendes Blutschwert. Die Schwertspitze war nach unten gerichtet und zielte auf einen Punkt zwischen Schädel und Nacken der Echse. Der Krieger zögerte nicht und stieß das Schwert mit Wucht in das Fleisch der Echse. Ihr wütendes Brüllen wechselte in ein zuerst erschrockenes und dann jämmerlich klagendes Wimmern und schließlich in einen letzten, ungewöhnlich hellen Schrei, der sich mit dem lauten Kreischen Solatars vermischte, bevor er wieder erstarb und die Sagar unter dem Krieger zusammenbrach. Die Drachenechse war tot.
    Hardrab verfolgte jede Bewegung des Lordmasters gebannt. Madhrab ließ sich vom Rücken der Echse gleiten und befreite Foljatin aus dem Fangarm der Sagar. Dann schwamm er, den leblosen Körper hinter sich herziehend, zu Hardrab. Der Atem des Lordmasters ging schwer und offensichtlich hatte er große Schmerzen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, presste Madhrab durch die Zähne heraus.
    »Ich … ich weiß nicht«, antwortete Hardrab, der seine Sinne noch nicht wieder gesammelt hatte.
    »Bring deinen Bruder hier raus und achte darauf, dass sein Kopf über Wasser bleibt. Sofort!«, herrschte der Lordmaster Hardrab an.
    Madhrab rechnete jeden Augenblick damit, dass die überall lauernden Panzerechsen durch das frische Blut angelockt würden und sich gierig auf die Beute stürzten. Er hatte durch sein Tarsalla zu viel Kraft eingebüßt, um eine Begegnung mit den Echsen heil überstehen zu können. Hardrab gehorchte und schleppte seinen Bruder mühsam ans rettende Ufer. Der Lordmaster war inzwischen zu der Drachenechse zurückgeschwommen und zog den massigen Körper der Sagar hinter sich her. Als Madhrab das Ufer ebenfalls erreichte, schien das Wasser um den Krieger herum zu verdampfen, was Hardrab unschwer an den um Madhrab herum aufsteigenden Dunstwolken erkennen konnte. Offensichtlich war der Lordmaster stark erhitzt.
    »Hilf mir heraus«, bat Madhrab und streckte Hardrab die Hand entgegen, »ich bin zu schwach, um es noch selbst zu schaffen.«
    Hardrab schluckte und ergriff wortlos die Hand des Lordmasters. Die Hand fühlte sich heiß an. Beinahe hätte der Kaptan die Hand zurückgezogen, weil er fürchtete, sich daran zu verbrennen. Aber er hielt durch und legte den keuchenden Lordmaster neben seinem Bruder ab.
    »Du musst deinen Bruder wiederbeleben. Sein Herz steht still, aber sein Geist lebt. Er hat viel Wasser geschluckt. Du weißt, wie das geht. Also beeile dich. Ich kann die Schatten bereits lauern sehen. Und danach ziehst du die Sagar an Land«, befahl Madhrab, der in jenem Moment nicht auf eigenen Beinen stehen konnte. »Ihre Haut ist wertvoll, und mit ihrem Fleisch werden wir Monde überleben können. Wir wollen doch nicht riskieren, dass sich die

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