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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Steinen wurde. Sie waren zum Leben erwacht und hatten ihn zu sich geholt.
    »Du bist einer von uns«, flüsterten sie ihm in Gedanken zu, »aber du solltest nicht hier verweilen. Dies ist ein böser Ort, der uns Schmerzen und Kummer bereitet. Ein schlechter Platz, sich schlafen zu legen.«
    »Deshalb bin ich nicht gekommen«, rief ihnen Vargnar zu.
    »Was willst du dann, wenn du nicht nach einem Felsengrab unter unserem Schutz trachtest?«, flüsterten die Steine.
    »Ich brauche eure Hilfe«, antwortete Vargnar.
    » Wie könnten wir dir helfen? «
    »Begrabt Gafassa und mit der Stadt alles und jeden, der sich noch in ihr bef indet. Nehmt Häuser, Türme und die Überreste der Drachen und Toten in euch auf. Umschließt die Seelenlosen und begrabt sie tief in eurem Inneren, auf dass sie sich nie wieder regen können und – sollten sie je gerufen werden – ihr Gesang nicht zu den Lebenden dringt.«
    »Dein Wunsch ist ungewöhnlich und du verlangst viel, Prinz «, sagten die Felsen. »Du bist der erste Felsgeborene seit Tausenden von Sonnenwenden, der die Verformung von uns verlangt.«
    »Ich weiß. Und ich hoffe, dass ihr mir diesen Wunsch erfüllt.«
    Die Steine schwiegen. Und doch fühlte Vargnar, dass sie sich auf eine Weise miteinander austauschten, die er nicht verstehen konnte. Sie schlossen ihn von ihren Gedanken aus. Doch der Prinz harrte geduldig ihrer Entscheidung. Bald schon hatte er jedes Gefühl für Zeit verloren und lauschte nur noch der steten Geräuschkulisse aus Rauschen, Mahlen und Klopfen, die ihn umgarnte, solange er mit den Felsen verbunden war. Die ruhigen, gleichmäßigen Klänge begannen ihn einzulullen, und Vargnar musste darauf achten, nicht einzuschlafen. Jedenfalls nicht in einem Felsengrab. Aus eigener Kraft könnte er sich nicht wieder daraus befreien.
    »Prinz«, vernahm er das Flüstern der Steine, »bist du wach?«
    »Ja!«, rief Vargnar, gespannt, was ihm die Steine mitzuteilen hatten.
    »Wir haben eine Entscheidung getroffen und werden dir helfen. Aber bedenke, dieser Ort wird für immer verloren sein. Wehe dem, der die Todsänger aus unserer Umarmung befreit. Wir werden die singenden Gräber von Gafassa erschaffen. Dir jedoch erteilen wir den Auftrag, diese Begräbnisstätte zu bewachen.«
    »Das kann ich nicht!«, sagte Vargnar. »Auf mich warten andere Aufgaben.«
    »Du musst es nicht selbst tun, Prinz«, antworteten die Steine, » aber du wirst dafür verantwortlich sein. Golems sollen die Gräber bewachen. Das muss genügen. Wirst du das schaffen?«
    »Ich habe selbst noch keinen Wächtergolem erschaffen.«
    »Aber du weißt sehr wohl, wie es geht?«
    »Ja, ich kenne das Ritual.«
    »Gut, dann lass uns beginnen!« Das Flüstern wurde schwächer.
    Ohne eine weitere Ankündigung begann es. Plötzlich umgeben von tosendem Lärm, fürchtete Vargnar, er würde durch die Heftigkeit der Verformung auseinandergerissen. Es krachte, donnerte und zischte um ihn herum. Die Erde bebte heftig und ließ die Steine unter ihren Stößen erzittern. Jeden Stoß spürte Vargnar schmerzhaft am eigenen Leib. Die Felsen litten. Riesige Steinlawinen lösten sich von den Felswänden der die Stadt umgebenden Berge, donnerten laut polternd herab und begruben die Stadt oder das, was von ihr übrig geblieben war, unter sich. Doch die Verformung war noch längst nicht abgeschlossen.
    Eine Hitze stieg neben Vargnar aus dem Inneren Krysons auf, wurde stärker und stärker. Er konnte nichts dagegen unternehmen, sosehr er sich auch bemühte, die Felsen ließen ihn nicht los. Die Steine um ihn herum nahmen die Hitze in sich auf, begannen zu glühen, vergingen und verloren ihre feste Form.
    »Ich verbrenne. Das ist mein Ende«, dachte Vargnar panisch. » Ich werde mit ihnen schmelzen und Teil der Verformung sein. Mein Bewusstsein wird vergehen.«
    Vargnar schrie vor Angst. Der heiße Gesteinsstrom peinigte ihn. Und doch starb er nicht. Er konnte denken und fühlte sich nach wie vor wie ein eigenständiges Wesen, das sich von den Felsen abhob.
    Allmählich ließ die Hitze nach und das Gestein kühlte ab. Sofort fühlte sich der Felsenprinz besser.
    »Überstanden«, dachte Vargnar. Der Felsgeborene war nur noch von dem einen Gedanken beseelt, so schnell wie möglich aus dem Felsengrab aufzustehen und zu verschwinden.
    »Du hast dich gefürchtet «, hörte er das Flüstern der Steine wieder, »die Verformung bereitete dir Schmerzen. Wir glauben, es war gut für dich, dass du diese Erfahrung gemacht hast. Denn auch

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