Kryson 05 - Das Buch der Macht
Tag in die Nähe der Verteidigungsstellungen der Nno-bei-Klan. Sie suchten sich ein Versteck, in welchem die Todsänger unbemerkt lagern und das Geschehen beobachten konnten. Madhrab ritt alleine weiter zu den Verteidigern der Stadt.
Seine Rückkehr wurde von den Kriegern und Schützen bejubelt. Die Eiskrieger hatten zuvor von ihrem Sieg gegen dieRachuren berichtet. Die Klan waren froh, ihre Helden endlich gebührend feiern zu dürfen. Gwantharabs Söhne kamen zur Begrüßung aus Tut-El-Baya herausgeritten.
»Madhrab«, rief Hardrab, die Hand zum Gruß erhoben, »was sind wir froh, dich wohlauf zu sehen!«
»Mach das nicht noch einmal«, lachte Foljatin, »wir sind für dein Leben verantwortlich. Das nächste Mal, wenn du gegen die Rachuren kämpfen willst und dich auf die Suche nach den Todsängern machst, kommen wir mit.«
»Und wir werden entweder nur mit dir oder niemals wieder zurückkehren«, sagte Hardrab.
Madhrab blieb regungslos im Sattel auf seinem Streitross sitzen und wartete, bis die beiden Generäle heran waren. Er drehte sein Gesicht von ihnen weg und deutete mit einem Blick über die Schulter auf ein in der Nähe gelegenes Waldstück, das sich hinter einem Hügel befand.
»Folgt mir«, sagte Madhrab leise, »ich habe da hinten etwas bemerkt. Das sollten wir uns ansehen.«
»Warum so ernst«, wollte Foljatin wissen, »wir freuen uns, dich wiederzusehen. Du hast einen großen Sieg gegen die Rachuren errungen, wie uns Baylhard berichtete.«
»Grimmgour ist tot. Das ist ein Grund zum Feiern«, schlug Hardrab vor, »wir richten ein großes Freudenfest in der Stadt aus, mit allem, was dazugehört. Wir schmücken die Stadt mit Blumen, laden die besten Musikanten und Gaukler aus Ell nach Tut-El-Baya, damit sie zum Tanz und zur Freude der Einwohner aufspielen.«
»Später«, erwiderte Madhrab trocken, »ich will mit euch erst dieses Waldstück erkunden. Ich habe eine Bewegung gesehen.«
»Natürlich«, meinte Foljatin lächelnd, »die Todsänger könnten sich dort verbergen oder es war ein Waldschwein.«
»Komm schon«, sagte Hardrab, »lassen wir ihm seinen Willen und sehen nach.«
»Ruhig jetzt, Männer«, befahl Madhrab, »wenn wir Glück haben, können wir den Feind überraschen.«
Madhrab ritt langsam voraus. Hardrab und Foljatin folgten ihm. Nach einer Weile stieg Madhrab von seinem Pferd und ging geduckt zu Fuß weiter.
»Was hat er bloß gesehen?, flüsterte Foljatin seinem Bruder zu.
»Keine Ahnung«, antwortete Hardrab leise, »du kennst ihn doch. Manchmal kann er eigenartig sein. Aber er hat eine verdammt gute Nase für Gefahren. Vertrauen wir ihm einfach.«
»Wie immer«, sagte Foljatin.
»Genau, wie immer. Vater wäre stolz auf uns«, meinte Hardrab.
Madhrab bog hinter einem Hügel ab, lief eine Böschung hinab und führte die beiden Brüder geradewegs über einen Bach in den Wald zu einer kleinen Lichtung.
»Wir sind da«, sagte Madhrab.
»Wo? Hier ist nichts,« stellte Hardrab verdutzt fest.
»Ich habe ein Geschenk für euch«, meinte Madhrab, »ihr liebt doch die Musik, nicht wahr?«
»Ja, aber hier im Wald ist nicht der richtige Ort für eine Darbietung. Wollten wir uns nicht etwas ansehen?«, zeigte sich Foljatin verwundert.
»Das tun wir, mein Freund, das tun wir«, antwortete Madhrab.
Hinter den Bäumen traten einige Todsänger und Madsick, der Flötenspieler, hervor. Die ersten Töne ihres Liedes kamen bereits über ihre Lippen.
»Die Todsänger!«, rief Hardrab erschrocken. »Schnell, wir müssen weg von hier.«
»Bleibt, sage ich, und hört zu«, befahl Madhrab den Brüdern.
»Was ist los mit dir, Madhrab?«, Foljatin wurde blass. »Sie werden unsere Seelen fressen.«
»Das ist mein Geschenk an euch«, lachte Madhrab und stülpte die Kapuze nach hinten.
Madhrab öffnete den Mund und fiel sogleich in das Lied der Todsänger mit ein.
»Bei den Kojos«, Hardrab schlug sich die Hände vor sein Gesicht, »sie haben ihn geholt. Er ist einer von ihnen!«
»Es ist zu spät. Der Gesang ist zu schön, um wahr zu sein. Wir sind verloren, Bruder.« Foljatin legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter und sank auf die Knie.
Einige Zeit später ritten Madhrab, Foljatin und Hardrab zu den Truppen vor der Stadt zurück.
Arglos wurden der Regent und seine Generäle von den Schützen des Verteidigungsheeres nach Tut-El-Baya in den Kristallpalast geleitet. Den meisten Frauen und Männern blieb Madhrabs Veränderung verborgen. Wie von Nalkaar vorgesehen verkündete
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