Kryson 05 - Das Buch der Macht
Madhrab alsbald die bedingungslose Kapitulation und die Auflösung des Verteidigungsheeres. Er wurde dabei tatkräftig von Foljatin und Hardrab untersützt.
Nur wenige Fragen wurden gestellt. Der Regent war nicht unumstritten, aber vertrauenswürdig. Sein Ruf nicht tadellos, aber für einen Krieger unantastbar. Niemand wagte es, die Entscheidung des Regenten infrage zu stellen, der sich ein eigenes Bild von der Lage und ihren Möglichkeiten gemacht hatte und angeblich das Leben und die Seelen der Nno-bei-Klan retten wollte. Niemand außer Baylhard und den Eiskriegern, die seinen Befehlen nicht Folge leisten wollten und plötzlich alleine dastanden.
»Alles ist verloren«, empörte sich Baylhard gegen Madhrab, »Ihr habt die Seiten gewechselt und seid ein Verräter. Was haben sie Euch dafür geboten?«
»Glaubt mir, Baylhard«, erklärte Madhrab, »es ist besser so. Die Kapitulation wird Tut-El-Baya und viele Leben retten.«
»Daran glaubt Ihr doch selbst nicht«, ereiferte sich Baylhard entsetzt, »wir haben die Rachuren gemeinsam in die Flucht geschlagen. Ihr habt ihren Anführer getötet und nun kehrt Ihr zurück und wollt die Stadt der Knechtschaft und Barbarei unseres Todfeindes überlassen. Kampflos und ohne jeglichen Widerstand. Das ist das Ende der Nno-bei-Klan. Ihr verkauft unsere Seelen. Ist Euch das bewusst?«
»Ich sah, was Ihr nicht sehen konntet«, erwiderte Madhrab, »eine andere, bessere Welt. Eine Welt der Musik und der Farben. Und ich durfte erfahren, was richtig und falsch ist. Die Rachuren sind nicht länger unser Feind. Die Todsänger unsere einzige Rettung. Ihre Macht ist schier unbegrenzt. Endlich habe ich verstanden, was notwendig ist, Ell auf Dauer zu befrieden. Widersetzen wir uns nicht länger dem Unvermeidlichen und ergeben uns in unser Schicksal.«
»Das ist Wahnsinn«, schrie Baylhard, »sie haben Euren Verstand verhext! Wir geben uns nicht einfach geschlagen, nur weil Ihr plötzlich die Kapitulation wollt. Das dürft Ihr nicht. Ihr habt eine Verantwortung uns allen gegenüber. Bei den Kojos, Madhrab! Wo ist Euer Kampfgeist geblieben? Ihr seid ein großer Mann. Ein Held. Was ist mit Euch geschehen? Lieber führe ich die Eiskrieger in der Schlacht in die Schatten, als mit Euch den Einzug der Rachuren und der Todsänger in die Hauptstadt zu erleben.«
Baylhard standen Tränen der Wut und Enttäuschung in den Augen. Aber die Gefühle des Eiskriegers berührten Madhrab nicht. Sein Herz blieb kalt. Ein Drang überkam ihn, für den alten Freund zu singen und ihm die Augen für etwas Neues zu öffnen. Madhrab hatte Hunger. Aber er hielt sich zurück, um Nalkaars Pläne nicht zu gefährden.
»Dann geht, Baylhard«, befahl Madhrab, »nehmt die Eiskrieger und verlasst Tut-El-Baya. Kehrt nach Eisbergen zurück oder kämpft vor den Toren der Stadt und sterbt. Ich halteEuch nicht auf. Aber bedenkt, der Kampf ist längst vorüber, der Sturm bleibt aus.«
»O ja«, brüllte Baylhard, »denkt nicht, dass es so einfach ist! Der Sturm wird kommen und es wird ein anderer, stärkerer sein als der, den die Rachuren über die Stadt bringen wollten. Ich verspreche Euch, wir werden die Klanlande zurückerobern und den Feind verjagen. Und ja, ich werde gehen und die Eiskrieger gehen mit mir. Eines Tages, wenn die Zeit reif ist, kommen wir wieder. Macht Euch darauf gefasst. Dann wird es mir ein Vergnügen sein, gegen Euch anzutreten.«
»Ihr werdet nicht so lange leben, Baylhard«, sagte Madhrab kalt.
»Elender Bastard«, schrie Baylhard, drehte sich um und ging.
Madhrab beobachtete den Auszug der Eiskrieger aus Tut-El-Baya von einem Balkon des Kristallpalastes. Neben ihm standen Hardrab und Foljatin, die ihm nicht mehr von der Seite wichen. Sie trugen die Mäntel der Todsänger. Madhrab hatte sich ihre Seelen genommen und sie folgten ihm, gehorsamer noch als zuvor.
»Eines Tages werden wir gemeinsam singen, Baylhard«, dachte Madhrab bei sich, während er dem Moldawarjäger nachblickte, der seine Faust drohend in ihre Richtung erhob.
Der Regent wusste nicht, ob Baylhard ihn auf dem Balkon gesehen hatte. Bald waren die Eiskrieger aus der Stadt verschwunden. In wenigen Tagen würde das Heer der Nno-bei-Klan aufgelöst sein. Die neuen Herren der Stadt konnten kommen und er, Madhrab, gehörte zu den Todsängern.
Triumph
D er Einzug der Rachuren und Todsänger nach Tut-El-Baya verlief ruhig wie bei einer Bestattung. Die Einwohner der Hauptstadt der Klan säumten die Straßen, blickten betroffen aus
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