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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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entgegengesetzte Richtung. Elischa war verwirrt, da sie den Stab nicht bewegt hatte. Das schwarze Holz schien ein Eigenleben zu führen. Neugierig kehrte Elischa um, hielt das Holz locker auf ihrer Handfläche und folgte der Richtung, die ihr der Stab vorgab. Er führte sie mehrere Treppen hinab bis zur untersten Ebene. Dort kam ihr Ayale gebückt und schnaufend entgegen, obwohl sie sie schon vor mehr als einer Hora hatte rufen lassen.
    »Wo warst du so lange?«, fragte die heilige Mutter ihre Ordensschwester. »Ich brauche dich hier. Wir verfolgen ein bösartiges, dunkles Wesen, das in andere Körper schlüpft. Ein Gefäß für Geist und Seele seiner Opfer. Yilassa war von ihm besessen. Der Donnerdornstab hat sie wieder befreit.«
    »Der Weg vom Haus der heiligen Mutter bis zum Haus des hohen Vaters ist weit, das weißt du doch«, sagte Ayale, »ich bin nicht mehr die Schnellste. Aber ich habe mich wirklich beeilt. Hast du das Wesen schon gesehen?«
    »Nein, aber ich glaube, ich habe es gerochen. Außerdem schlägt der Donnerdornstab aus, den du mir geschenkt hast. Ich nehme an, er will mir den Weg zum Versteck des Gefäßes zeigen.«
    »Das wäre denkbar«, kratzte sich Ayale nachdenklich am Kinn, »das Holz ist magisch und es kann Geister nicht ausstehen. Insbesondere gegen die Wesen der Nacht entfaltet derStab eigene Kräfte. Was hast du vor, wenn du diesem Gefäß begegnest? Hast du keine Angst, es könnte in dich schlüpfen?«
    »Doch, habe ich. Allerdings dachte ich, du passt auf mich auf, damit das nicht geschieht«, zwinkerte Elischa der alten Ordensschwester mit einem treuen Blick zu.
    »So, so. Ich bin alt und gebrechlich«, meinte Ayale, »so, wie du dieses Wesen jedoch beschreibst, könnte es uns beide töten. Wie sollte ich dir helfen?«
    »Sie will mich doch hoffentlich nicht alleine nach dem Gefäß suchen lassen?«, dachte Elischa enttäuscht.
    Ayale sah Elischa an, als hätte sie gerade ihre Gedanken gelesen. Elischa begriff, dass die alte Ordensschwester in dieser Diziplin viel besser war als sie selbst. Das konnte die heilige Mutter für ihre Zwecke ausnutzen, wenn sie es nur geschickt anstellte. Die Alte starrte Elischa weiter mit ihrem den Geist eines anderen ergründenden Blick an und nagte mit den braun verfärbten Vorderzähnen an ihrer zu trockenen Unterlippe. Ihre Lippe begann zu bluten.
    »Ayale muss mir helfen. Sie ist doch meine Vertraute. Ich fürchte mich!«, dachte Elischa ganz bewusst, um die Orna zu locken.
    Das Gesicht der alten Ordensschwester verzog sich, als habe sie in etwas Saures gebissen, und ihre linke Augenbraue zuckte. Ein untrügliches Zeichen für die heilige Mutter. Ayale hatte ihre Gedanken gelesen! Und sie hatte ein schlechtes Gewissen, was ihr nach Elischas Meinung ganz recht geschah.
    »Ayale … gib es zu. Du weißt, wie man ihn besiegen und verhindern kann, dass er von mir Besitz ergreift! Sag es mir, bitte!«, forderte die heilige Mutter von der Ordensschwester.
    »Schon möglich«, meinte Ayale. »Das Wesen ist das Werk des dunklen Hirten. Da bin ich mir sicher. Setze den Donnerdornstab ein. Er wird den bösen Geist vertreiben.«
    »Ich will ihn vernichten, nicht nur verscheuchen«, erwiderte Elischa.
    »Der Donnerdornstab ist stark. Benutze ihn einfach. Aber vor allem: Nutze die Macht der heiligen Mutter.«
    Die Macht der heiligen Mutter? Elischa hatte nur eine vage Vorstellung, wovon Ayale sprach. Sie hatte bis jetzt gedacht, in den Steinen – das Herz des Kriegers und sein Gehirn – wohne die Macht der heiligen Mutter.
    Elischa forderte Ayale auf, ihr oder besser dem Donnerdornstab zu folgen, der sie geradewegs zum Eingang des Verlieses unter dem Haupthaus des Ordens führte.
    »Wenn ich Yilassa richtig verstanden habe, wäre es möglich, dass wir im Verlies Bluttrinkern begegnen.«
    »Es wird immer besser! Aber so etwas in der Art hatte ich schon befürchtet. Der Orden verfällt langsam. Ein deutlicheres Anzeichen als die Rückkehr von Quadalkars Fluch kann es nicht geben. Wir töten sie, sollten sie uns zu nahe kommen und belästigen«, sagte Ayale gelassen und zog einen hölzernen Pfahl aus ihrem Gewand, der aus demselben Holz geschnitzt zu sein schien wie Elischas Donnerdornstab.
    Elischa machte große Augen, als sie die alte Ordensschwester so reden hörte. Die Orna zeigte keine Furcht im Umgang mit den Bluttrinkern. Die heilige Mutter nahm sich zur Sicherheit eine brennende Fackel von der Wand hinter der Tür, damit sie im schlecht beleuchteten

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