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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Kreaturen rissen an ihren Ketten und versuchten sich zu befreien. Ein Kriecher kletterte ein Stück die Wand hoch, bis ihn die Kette zurückhielt. Er heulte frustriert auf. Die Kriecher fauchten. An den Stellen, an denen das Eisen um ihren Hals und die Gelenke geschmiedet worden war, scheuerten sie sich blutig.
    Elischas Herz blieb für einen Augenblick stehen, als sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihre Schulter legte. Panisch drehte sie ihren Kopf und blickte in Ayales Augen. Erleichtert atmete Elischa aus.
    »Du bist mir aber schnell hinterhergekommen!«, wunderte sich Elischa. »Oder habe ich die Zeit beim Anblick der Bluttrinker vergessen?«
    »Ich habe mich beeilt«, erklärte Ayale und stellte nüchtern fest: »Das sind eindeutig Kriecher. Eine Schande, sie hier im Verlies des hohen Vaters zu finden. Wir müssen sie vernichten. Sie sind gefährlich.«
    »Und wie?«, fragte Elischa.
    »Mit Holzpflöcken und deinem Stab«, sagte Ayale. »Wir durchbohren ihr Herz und verbrennen sie anschließend.«
    »Sie werden uns nicht nahe genug heranlassen, um sie mit deinem Pflock zu durchbohren. Ich habe versucht, eine der Kreaturen zu berühren«, gab Elischa zu bedenken.
    »Ich wusste, dass du zuweilen verückt sein kannst. Aber so verrückt?« Ayale schüttelte verständnislos den Kopf. »Du musst vorsichtiger sein. Hätten sie dich verletzt, wärst du schon bald eine von ihnen. Nimm deinen Stab und halte sie damit zurück. Dränge sie an die Wand, bis sie sich aufrichten. Bluttrinker fürchten das Holz des Donnerdornbaumes. Es fügt ihnen fürchterliche Schmerzen zu.«
    Elischa folgte Ayales Anweisungen. Die Kriecher schrien fürchterlich, während sie verzweifelt versuchten, einer Berührung mit dem Holz ihres Stabes zu entgehen. Ayale übernahm die gefährlichere Arbeit und pfählte die Kreaturen, eine nach der anderen, als hätte sie in ihrem Leben nie etwas anderes getan.
    »Hast du vor diesen Kriechern schon einmal einen Bluttrinker getötet?«, fragte Elischa ihre Ordensschwester erstaunt.
    »Das kam vor«, lächelte Ayale. »Vor vielen Sonnenwenden waren sie zahlreich, bis Boijakmar mit seinen Bewahrern auszog, sie zu töten. Aber die Zeit verging und ich kann mich kaum noch daran erinnern. Die letzten Bluttrinker habe ich vor mehr als fünfundzwanzig Sonnenwenden gesehen, als sie die Ordenshäuser belagerten. Quadalkar hatte eine ganze Armee aufgestellt. Wir mussten nicht kämpfen. Madhrab hat sie geschlagen und den König der Bluttrinker getötet. Aber das weißt du ja. Wir dachten, der Fluch sei mit Quadalkars Tod endgültig gebrochen. Aber er kommt offenbar zu denen zurück, die das dunkle Mal ihres Vaters tragen. Das kann nur bedeuten, dass sich das Gleichgewicht abermals verschiebt. Frage mich aber bitte nicht warum!«
    Die heilige Mutter schlug vor, die übrigen Zellen nach weiteren Bluttrinkern zu durchsuchen. In drei weiteren Zellen fanden sie zwei Bluttrinker und noch vier Kriecher, die sie ebenfalls pfählten.
    »Was sollen wir mit Yilassa machen?«, fragte Elischa. »Sie trägt den Fluch in sich und ist der Ursprung all dieser Kreaturen hier.«
    »Das ist deine Entscheidung, Elischa«, antwortete Ayale, »ich würde sie pfählen und verbrennen wie all die anderen Bluttrinker auch. Aber du musst bedenken, sie ist der hohe Vater und nicht einfach zu besiegen. Sollte sie allerdings auf dich hören und ihren Blutdurst in Zukunft auf andere Weisestillen, ohne den Fluch weiterzugeben, kannst du sie am Leben lassen. Sie wird jedoch immer eine Gefahr bleiben.«
    »Dann rede ich mit ihr, sobald wir das Gefäß gefunden haben. Schließlich habe ich sie von diesem bösen Geist befreit. Sie schien mir dankbar zu sein.«
    Elischa und Ayale kamen zur Grube, über der ein schweres Eisengitter angebracht war. Das Eisengitter war verschlossen, die Plattform für den Abstieg hochgezogen. Sie trugen keinen Schlüssel bei sich und würden daher nicht ohne fremde Hilfe in die Grube gelangen.
    »Er muss hier sein«, flüsterte Elischa zu Ayale, »der Stab schlägt nicht mehr aus!«
    »Kannst du ihn sehen?«, antwortete die alte Ordensschwester.
    »Nein, aber riechen«, sagte Elischa leise, »er ist ganz nah. Ich weiß es.«
    Langsam schlichen die Ordensschwestern um die Grube. Elischa hatte kein gutes Gefühl. Die Grube weckte Erinnerungen an Madhrab. Dreiundzwanzig Sonnenwenden seines Lebens, ihres Lebens hatte er in der Grube gelitten. Bei dem Gedanken an die Tortur in der unfassbaren Tiefe des Gefängnisses wurde

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