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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Schultern. Ihre Hände waren schmutzig. Unter den teilweise abgebrochenen, gelb verfärbten Fingernägeln hatte sich Dreck gesammelt. Die Kleidung war schäbig, abgetragen und ebenfalls verschmutzt. Yilassa roch säuerlich nach Schweiß.
    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Der Besuch des Ordenshauses und ihr Spaziergang über das Außengeländedes Hauses weckten in Elischa Erinnerungen an die Vergangenheit und insbesondere an ihre gemeinsame Zeit mit Madhrab. Sie hatten nur eine kurze glückliche Zeit miteinander verbringen dürfen. Diese Zeit war für Elischa jedoch mehr wert als alles andere, was sie erlebt hatte.
    »Was bedrückt Euch«, wollte der Overlord wissen, »oder ist dies nur Euer Antrittsbesuch nach der Berufung in das Amt der heiligen Mutter?«
    »Nein«, antwortete Elischa, »ich kam, um Euch um Eure Unterstützung zu bitten.«
    »Aber sicher«, antwortete Yilassa. »Womit kann ich Euch behilflich sein?«
    »Die Orden befinden sich schon seit langer Zeit auf einem falschen Weg«, führte Elischa aus, »sie vergessen ihre Regeln und Traditionen und vernachlässigen ihre Aufgaben. Das muss sich ändern. Ich möchte, dass Ihr mir dabei helft, die Ordenshäuser wieder stark zu machen und an die alten Werte zu erinnern.«
    Der Overlord blieb stehen und begann laut zu lachen.
    »Ihr wollt die Orden auf den Pfad der Tugend und Sittsamkeit zurückführen?« Yilassa hielt sich den Bauch vor Lachen. »Ausgerechnet Ihr, die Ihr für die eigenwillige Auslegung und Einhaltung dieser Vorschriften in besonderem Maße bekannt seid? Ihr habt die heiligen Regeln doch selbst gebrochen und seid Eurem Orden einst entflohen, um Euch der gerechten Bestrafung zu entziehen.«
    »Ihr wisst genau, dass dies nicht der Wahrheit entspricht«, regte sich Elischa über die Bemerkung des hohen Vaters auf, »außerdem geht es mir ganz sicher nicht darum, die Enthaltsamkeit unserer Brüder und Schwestern als höchstes Gut zu verankern. Es gibt sehr gute Gründe für diese Ordensregeln. Ich habe die Regeln aus Liebe zu einem Mann gebrochen und den Orden verlassen, das streite ich nicht ab. Dafür wurde ichbestraft. Härter, als Ihr Euch vorstellen könnt. Der momentane Zustand unserer Häuser ist allerdings nur ein Ausdruck für den Verfall unserer gesamten Wertvorstellungen. Darunter fault es, bis wir endlich unter der Last unserer Verfehlungen zusammenbrechen. Ich möchte, dass die Bewahrer wieder das heilige Band mit den Orna eingehen, und ich verlange freien Ausgang für unsere Ordensschwestern unter dem Schutz ihrer Bewahrer, damit sie ihren Aufgaben nachkommen können.«
    »Nennt mir einen triftigen Grund, warum ich Euch bei diesem allzu ehrgeizigen Vorhaben unterstützen sollte.«
    »Ich wundere mich, dass Euch die Gründe dafür nicht selbst einfallen. Seht Euch in den Häusern um. Ist Euch nichts aufgefallen? Oder ist dies alles Euer Werk?«
    »Was unterstellt Ihr mir, Elischa? Wollt Ihr mir die Schuld dafür geben, dass unsere vornehmste Aufgabe mit der Geburt der Lesvaraq ihr Ende fand?«, ärgerte sich Yilassa. »Seht Euch doch selbst an. Ihr habt doch einen Lesvaraq geboren, oder war es nicht so?«
    »O ja, ich bin Tomals leibliche Mutter, obwohl dies nur die wenigsten wissen. Aber vor Euch kann ich es ruhig zugeben. Ihr unterliegt allerdings einem schweren Irrtum, wenn Ihr annehmt, unsere Aufgabe wäre mit der Geburt der Lesvaraq beendet und die Ordenshäuser befänden sich im freien Fall bis zu ihrer endgültigen Auflösung.«
    »Was macht Euch so sicher, dass dies nicht der Wahrheit entspricht?«
    »Die Aufgabe, Ulljans Erbe zu bewahren, endet nicht mit dem neuen Zyklus der Lesvaraq. Ist Euch das denn nicht klar? Unsere Aufgabe fängt damit erst richtig an«, behauptete Elischa selbstbewusst.
    Yilassa setzte sich wieder in Bewegung und ließ Elischa stehen. Die heilige Mutter eilte hinkend hinterher und holte rasch wieder auf.
    »Ein eigenwilliger Gedanke«, bemerkte Yilassa, als sie Elischa wieder neben sich gehen sah. »Wie kommt Ihr darauf ?«
    »Das Studium von Ulljans Schriften über die Gründung unserer Orden gibt Aufschluss über seine wahren Vorstellungen. Er wollte den Zyklus der Lesvaraq unterbrechen, weil er sie für zu mächtig und gefährlich hielt. Sich selbst eingeschlossen. Er wollte der letzte Lesvaraq sein und die Geburt anderer Lesvaraq verhindern. Dafür musste er das Gleichgewicht überlisten und einen Ausgleich schaffen. Er bestimmte die Saijkalrae zu seinen Nachfolgern, begrenzte

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