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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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seinen Vater zurück und machte sich auf, die Ordenshäuser der Orna und der Sonnenreiter aufzusuchen.

    Nalkaar fand Madhrab, als er mit Foljatin und Hardrab an den Ort der Auseinandersetzung mit dem Lesvaraq zurückkehrte. Der Todsänger hatte Schlimmes befürchtet. Alle seine Befürchtungen wurden jedoch übertroffen, als er seinen Zögling sah.
    Traurig schüttelte Nalkaar den Kopf. Madhrab bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Ich hatte Euch gewarnt, Madhrab«, sagte Nalkaar mit belegter Stimme.
    Eine Antwort erhielt der Todsänger nicht. Er fragte sich, ob Madhrab überhaupt noch in der Lage war, seine Worte zuverstehen. Ein Blick in die Augen zeigte Nalkaar, dass Madhrab längst ein furchtbares Schicksal in den Flammen der Pein litt. Solange Madhrabs Leib auf Ell wandelte, gab es kein Entrinnen. Der Todsänger konnte nur noch wenig für den ehemaligen Bewahrer tun. Doch Nalkaar kannte ein Lied, das Madhrabs Körper wenigstens vor dem Verfall und einem nicht enden wollenden Dahinsiechen auf Ell bewahren konnte und sein Leiden in den Flammen zu lindern vermochte. Es würde Madhrab den Schatten näher bringen. Eines Tages würde er vielleicht vergessen und aus den Flammen erlöst werden, sollten sich die Schatten als gnädig erweisen und den Gesang Nalkaars annehmen.
    »Ich werde ein letztes Mal für Madhrab singen«, wandte sich der Todsänger mit ernster Stimme an die Zwillinge, »der Gesang der Toten wird ihn von seinem Hunger nach den Seelen der Lebenden befreien. Das wird nicht ohne Folgen für Euch beide bleiben. Euer Herr ist tot und sein Geist bereits vergangen. Doch er gebietet noch immer über Eure Seelen. Wenn ich Madhrab von diesem Schicksal erlöse, müsst Ihr ihn in die Flammen der Pein begleiten. Wie lange Euer Leiden dauern wird, ist ungewiss. Nur die Schatten wissen, wann sie Euch die letzte Ruhe im Nebel des Vergessens gönnen. Wollt Ihr das für Madhrab tun?«
    Foljatin und Hardrab sahen sich an und sagten übereinstimmend:
    »Unser Vater Gwantharab wäre stolz auf uns. Singt Euer Lied, Nalkaar. Wir gehen mit Madhrab und wenn es ewig dauern sollte.«
    »Ihr seid etwas Besonderes«, bemerkte Nalkaar, »wisst Ihr das? Womit hat Madhrab Eure Treue und Loyalität verdient?«
    Die Zwillinge sahen sich noch einmal tief in die Augen und zuckten mit den Schultern, weil sie keine Antwort auf Nalkaars Frage wussten. Schon Gwantharab war dem damaligenLordmaster bis zu seinem Tod treu geblieben. Madhrab war ihr Leben und er hatte für alles gestanden, was ihnen wichtig und wertvoll war. Ihn in seinem Leid bis zum bitteren Ende zu begleiten, war in ihren Augen nur richtig und konsequent.

    Nalkaar stimmte das traurigste Lied an, das Madhrab, Foljatin und Hardrab je zu Ohren gekommen war. Der Todsänger sang lange und eindringlich. Von der Tsairu bis zur Abenddämmerung und bis spät in die Nacht. So lange, bis die Zwillinge neben Madhrab zu Boden sanken und gemeinsam mit ihrem Herrn von den Schatten geholt wurden.

    »Das werdet Ihr mir eines Tages büßen, Tomal«, schwor Nalkaar, der sich neben seine verlorenen Todsänger kniete und jedem von ihnen zum Abschied einen Tropfen aus seiner Phiole auf die Stirn träufelte. »Sie hätten etwas Besseres verdient als ein Leiden in den Flammen der Pein.«
    Der Todsänger nahm den Getöteten die Mäntel ab und suchte in der Umgebung trockenes Holz, das er auf die Kadaver aufschichtete. Als er genügend beisammenhatte, entfachte er den Holzstapel, ließ sich in der Nähe nieder und wartete, bis die Körper zu Asche verbrannt waren. Seufzend erhob sich Nalkaar und machte sich auf den Weg zu den Truppen, ohne sich noch einmal umzusehen.

Die Suche
    S eit der Begegnung mit seinem Vater fühlte sich Tomal nicht mehr wohl. Im Verlauf einiger Horas war ein Gefühl der Übelkeit in ihm aufgestiegen. Es war nicht das schlechte Gewissen, seinen Vater schwer verwundet und sterbend zurückgelassen zu haben. Seine Haut juckte und spannte am ganzen Körper, als wäre er den Sonnen Krysons zu lange ausgesetzt gewesen. Ängste und Trugbilder plagten ihn. Unterwegs glaubte er überall Schatten zu sehen, die auf ihn lauerten. Hin und wieder sah er sich um, als fürchte er einen Angriff.
    Der Lesvaraq fühlte sich leer und einsam. Außerdem spürte er, dass er etwas Wichtiges verloren hatte. Diese Lücke in seinem Inneren war für Tomal nicht greifbar und doch schmerzte sie ihn, als hätte ihm Madhrab eine tiefe Wunde geschlagen.
    »Was habe ich falsch gemacht?«, fragte er sich

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