Kryson 06 - Tag und Nacht
Begleitet mich zur Statue des ersten Kriegers. Passen die Artefakte in die Statue, sollt Ihr von mir bekommen, was Ihr verlangt habt, und mehr noch.«
Die Königin sprang auf und klatschte in die Hände. Sofort erschienen Lyara und Zyola.
»Bringt mir meinen Umhang. Schnell!«, verlangte Saykara.
Lyara eilte davon und war nur wenig später mit dem Umhang zurück, den sie der Königin sogleich um die Schultern legte. Die Königin rief keine Wachen.
»Folgt mir«, sagte sie zu Sapius.
Die Statue des ersten Kriegers war Sapius bereits aufgefallen, als er vor Saykara gekniet hatte. Aber er hatte sich nichts weiter dabei gedacht. Erst jetzt, bei näherem Hinsehen fiel ihm auf, dass der Statue das Herz und Gehirn fehlten.
»Ich bitte Euch«, sagte Saykara, »legt die Artefakte an ihren Platz.«
Sapius trat vor. Er brauchte einen Moment, das Herz und das Gehirn richtig zu drehen und zu wenden, um sie in die Statue einzufügen. Aber nach einigen Versuchen und mit etwas Druck passten sie exakt in die Lücken.
»Das ist unglaublich, Sapius«, klatschte Saykara begeistert in die Hände, »wir müssen das Ritual vorbereiten und Gahaad aus den Schatten zurückrufen. Wollt Ihr mir helfen und dabei sein, wenn ich das Portal ins Reich der Schatten öffne und Gahaad zum Leben erwecke?«
»Selbstverständlich, meine Königin«, antwortete Sapius.
»Gut«, nickte Saykara, »heute ist es leider schon zu spät dafür. Es wäre nicht gut, wenn wir das Ritual während der Nacht durchführen. Ich benötige die Kristalle, die das Licht der Sonnen Krysons speichern und Gahaad den Weg aus den Schatten weisen. Außerdem brauche ich eine meiner Priesterinnen für die Wiederbelebung seines Leibs. Wir gehen zurück in meine Gemächer und beenden unser Mahl. Es gibt noch viel zu besprechen.«
Auf ihrem Weg zurück in die Gemächer der Königin wurden sie von einem der Leibwächter Saykaras aufgehalten.
»Meine Königin«, begann der Wächter, »verzeiht die Störung. Weitere Eindringlinge sind nach Zehyr gekommen. Einer davon ist Tomal. Der Lesvaraq verlangt, Euch sofort zu sehen.«
»Dieser unverschämte Kerl!«, empörte sich die Königin. »Was denkt er sich? Na schön. Führt ihn in die Empfangskammer meiner Gemächer. Dort lasst ihn warten, bis ich Euch hereinrufe. Dann bringt ihn zu mir.«
»Sehr wohl, meine Königin«, sagte der Wächter, während er sich verbeugte.
Sapius begleitete die Königin zurück in ihre Gemächer. Sie setzten das gemeinsame Mahl fort.
»Ihr wollt den Lesvaraq wirklich warten lassen?«, fragte Sapius.
»Natürlich. Ich bin die Königin der Nno-bei-Maya. Dies ist meine Stadt und mein Palast. Er hat kein Recht, irgendetwas von mir zu fordern.«
»Er ist sehr mächtig und … ungeduldig. Ich kenne ihn gut«, gab Sapius zu bedenken. »Ich war sein Lehrer und Magier, meine Königin«.
»Wirklich?« Saykara zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. »Aber jetzt seid Ihr es nicht mehr?«
»Nein. Die Bindung wurde gelöst, als Tomal die Dunkelheit verlor. Seitdem bin ich frei.«
»Er verlor die Nacht?« Saykara zeigte sich überrascht.
»O ja«, antwortete Sapius, »nicht freiwillig. Es geschah, weil das Gleichgewicht es so verlangte. Nun dient er dem Licht.«
»Interessant«, grübelte die Königin, »Ihr seid interessant, Sapius. Und Ihr tragt sehr viel Wissen und Geheimnisse mit Euch herum, die ich gerne ergründen würde.«
»Gewiss«, lächelte Sapius ihr zu, »aber dafür bräuchten wir mehr Zeit.«
»Wir sollten uns die Zeit nehmen«, schnurrte die Königin, während sie ihren Kopf schräg legte und sich mit ihrem Gesicht dem Magier näherte, »was haltet Ihr von einer … sagen wir … Verbindung zwischen den Tartyk und den Nno-bei-Maya. Eine solche Verbindung könnte unseren beiden Völkern von großem Nutzen sein. Stellt Euch nur vor, unsere Magie der Kristalle käme mit der Drachenmagie zusammen.«
»An welche Art von Verbindung denkt Ihr dabei?«, wollte Sapius wissen.
»Ihr seid der Yasek der Tartyk und ich die Königin der Maya«, hauchte Saykara, während sie ihre Lippen verführerisch öffnete, »welche Verbindung läge näher, als die von Mann und Frau?«
»Nun … ich … ich habe bereits eine Gemahlin gewählt«, schluckte Sapius.
»Pah … bestimmt eine Drachenfrau!«, der Ausruf der Königin war schneidend wie ein Peitschenhieb. »Wir sehen das nicht so eng bei den Nno-bei-Maya. Ich wähle mir so viele Männer, wie ich will und brauche. In meinem Volk dürfen die Männer
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