Kryson 06 - Tag und Nacht
festgesetzt. Wir werden das nicht vergessen. Raymours und Zanmours Versprechen einer besseren Zukunft ist wahrscheinlich und zum Greifen nahe. Wir wünschen nicht, dass Ihr die Macht über Krawahta an Euch reißt.«
»Ihr wünscht es nicht?« Nalkaar stand der Mund vor Erstaunen offen.
»So ist es«, antwortete der Bote, »kehrt mit dem Heer und den Todsängern nach Krawahta zurück und beugt das Knie vor Raymour und Zanmour.«
»Ihr seid nicht bei Verstand«, fuhr Nalkaar den Boten an, »weder Raymour der Bastard noch Zanmour der Zuchtmeister haben einen Herrschaftsanspruch auf den Thron. Sie sind nichts weiter als feiste Thronräuber. Ist Euch das denn nicht klar?«
»Sie waren die Stärkeren und nutzten ihre Gelegenheit«, konterte der Bote.
»Durch schändlichen Verrat und mit der Hilfe eines fremden Magiers«, entgegnete Nalkaar. »Ich diente Rajuru über viele Sonnenwenden. Treu und ergeben. Ich kannte alle ihre Geheimnisse, Bedürfnisse und Pläne. Ich führte das Heer der Rachuren von Sieg zu Sieg und zu ewigem Ruhm für die Rachuren. Wir schufen eine Drachenarmee, wir nahmen die Trutzburg zu Fallwas ein und Tut-El-Baya unterwarf sich ohne Widerstand. Der Regent der Klanlande kapitulierte vor unserer, was sage ich, vor meiner Macht, die mit jedem Tag stärker wird. Was können Raymour und Zanmour mir entgegensetzen?«
»Eine Zukunft ohne Unterdrückung und Angst. Die Hoffnung auf eine bessere Welt. Eine Zeit des Friedens. Und dafür ernten sie den Rückhalt und den Dank der Rachuren und der überlebenden Zuchtmeister, Herr«, gab der Bote zu bedenken.
»Oh, na gut, wenn Ihr das so seht, dann will ich Euch gerne sagen, was Euch tatsächlich erwartet. Der Frieden ist nur eine Illusion. Nicht mehr und nicht weniger. Es wird Krieg geben, wenn wir diesen Feldzug nicht erfolgreich zu Ende bringen. Den verheerendsten Krieg, den Ell und die Rachuren jemals gesehen haben. Ist es das, was Raymour und Zanmour heraufbeschwören wollen und was sich die Rachuren wünschen? Das können sie haben. Ich werde nach Krawahta zurückkehren. Mit dem Heer der Rachuren und mit weiterer Verstärkung und ich werde Krawahta im Sturm nehmen«, drohte Nalkaar.
»Krawahta lässt sich nicht im Sturm erobern«, entgegnete der Bote, »das solltet Ihr wissen. Schließlich nennt Ihr Euch doch einen Feldherren.«
»Ihr seid dumm und uneinsichtig«, zürnte Nalkaar. »Ihr habt keine Ahnung davon, was ich inzwischen vermag. Glaubt Ihr wirklich, ich würde mich mit dem Heer durch die Belüftungsschächte bis nach Krawahta quetschen? Denkt Ihr wirklich, ich würde das Heer durch das Haupttor auf den engen Pflastern nach Krawahta führen oder über verschlungene Pfade durch die Minen? O nein, einen solchen Kampf wird es nicht geben. Es wird ein Kunstwerk ohnegleichen sein. Wir räuchern Krawahta aus und wenn die Überlebenden hustend und stöhnend an die Oberfläche taumeln, werden wir sie dort mit Gesang und offenen Armen empfangen. Ich verspreche Euch, sobald ich die Eroberung der Klanlande zu Ende gebracht habe, werde ich zurückkehren. Krawahta wird schon bald eine Stadt der Todsänger sein.«
»Wir haben keine Angst mehr vor den Todsängern«, zeigte sich der Bote trotzig.
»Ach nein?«, lächelte Nalkaar und stülpte seine Kapuze nach hinten.
Der Bote erschrak und taumelte drei Schritte zurück. Seine Augen weiteten sich und die Farbe wich ihm augenblicklich von den Lippen und den Wangen.
»Murhab, Madsick«, rief Nalkaar die Namen seiner Vertrauten, »kommt zu mir. Ich habe hier jemanden, der mich um eine Kostprobe unserer Kunst anfleht.«
»Bitte«, flehte der Bote, »tut das nicht. Ich will Euch nicht dienen. Es hat sich doch gerade erst alles zum Guten gewendet. Kehrt nach Krawahta zurück und macht Euren Frieden mit den neuen Herrschern.«
Murhab und Madsick betraten das Zelt des ersten Todsängers. Nalkaar nickte ihnen wohlwollend zu und deutete mit einer Handbewegung auf den Boten.
»Wir singen ein Lied für den Boten aus Krawahta«, sagte Nalkaar. »Was denkt ihr? Sollen wir ihn in unseren Reihen aufnehmen oder ihm den Gesang vortragen, der ihn in die Flammen der Pein bringt?«
»Weshalb wollt Ihr für ihn singen, Herr?«, wollte Murhab wissen. »Hat er keine guten Nachrichten gebracht?«
»Er brachte uns die schlechteste Botschaft, die Ihr Euch nur vorstellen könnt«, antwortete Nalkaar, »an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Rajuru ist tot. Die Nachricht handelte von Verrat und Rebellion.«
»Ich verstehe. Ist
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