Kryson 06 - Tag und Nacht
großes Schiff bauen, auf dem alle ausreichend Platz finden. Das Oberdeck muss lang und breit genug sein, damit sich ein Drache darauf ausruhen kann. Stellt viele Seile her. Sie müssen lang und stark sein.«
»Was hast du vor, Sapius?«
, fragte Haffak Gas Vadar neugierig.
»Du wirst fliegen und das Schiff hinter dir herziehen. Die jungen Drachen werden dir dabei nach Kräften helfen und sich während des Fluges abwechseln. Vier ziehen das Schiff gemeinsam mit dir, während sich einer auf dem Schiff ausruht und neue Kräfte sammelt.«
»Das könnte tatsächlich gehen«
, meinte der Drache.
»Du hast sehr gute Ideen, mein Freund. Bauen wir das Deck größer, könnten sich zwei Drachen gleichzeitig ausruhen. Das wäre sicherer. Ich weiß nicht, was wir den jungen Drachen bereits zutrauen können.«
»Gewiss, aber Eile ist geboten. Die Tartyk sollen sich sofort an den Bau des Schiffes machen, sobald sie an der Küste angekommen sind.«
Der Drache nickte mit seinem mächtigen Schädel. Sapius war zufrieden, seine Familie und sein Volk bald in Sicherheit zu wissen.
Jafdabhs Vision hielt länger an als sonst. Sapius und Haffak Gas Vadar merkten sofort, als sie wieder zu Ende war. Alles um sie herum wurde plötzlich friedlich und still. Es war Zeit, nach Tut-El-Baya aufzubrechen. Sapius kletterte auf den Rücken des Drachen, der sofort seine Flügel ausbreitete und sich in die Lüfte schwang. Dieses Mal würden sie den Flug gewiss ohne Unterbrechung schaffen. Es war nicht mehr weit bis zu den Toren der Hauptstadt.
*
Das Rudel pirschte sich an die eisernen Monster der Holzfällertrupps heran und lauerte hinter Büschen und in den Baumwipfeln auf das Zeichen ihres Anführers. Sie waren bestens aufeinander abgestimmt. Jede Bestie wusste, welche Aufgabe sie erfüllen musste, um dem Rudel zum Erfolg zu verhelfen. Doch die Schlacht mit den Nno-bei-Klan verlief niemals gleich. Die Baumwölfe hatten es zwar geschafft, bei den letzten Kämpfen die Verluste in ihren eigenen Reihen zu verringern, aber die Klan schienen ebenfalls mit jeder Schlacht hinzuzulernen. So hatten sie bei der letzten Auseinandersetzung zum ersten Mal verbesserte Galwaas mitgeführt. Zum Glück waren sie mit den neuen Waffen noch nicht sonderlich gut vertraut gewesen.
Es war kalt. Baijosto konnte seinen eigenen Atem und den seiner Gefährten sehen. Er kletterte lautlos von einem Baum herab und legte sich, mit dem rechten Ohr auf den Boden gepresst, hinter einen dichten Busch auf die Lauer. Die Baumwölfe konnten ihre Beute noch nicht sehen. Er wollte lauschen, wie weit der Feind noch entfernt war und sichergehen, dass die Baumwölfe in keine Falle liefen.
Die Nno-bei-Klan waren deutlich zu hören. Der Holzfällertrupp musste sich in einer Entfernung von vierhundert oder fünfhundert Fuß befinden, genau dort, wo ihn Baijosto erwartet hatte. Aber der Krolak vernahm noch etwas anderes, als er am Boden horchte.
Das Flüstern überraschte und irritierte ihn. Er kannte die Stimme bereits, die aus den Steinen zu ihm sprach. Die Streiter wurden gerufen.
Was war geschehen? War die Suche nach dem Buch der Macht noch nicht beendet? Die Stimme forderte ihn und Belrod auf, sich nach Kartak aufzumachen, zur sagenumwobenen Insel der Nno-bei-Maya. Plötzlich wurde Baijosto einiges klar. Die Veränderungen, gegen die das Rudel und er kämpften, waren auf das Buch der Macht zurückzuführen. Er hätte es sich denken können. Irgendjemand missbrauchte die Macht des Buches und war für die Ereignisse auf Ell verantwortlich. Das war also der Weg, die Zerstörung ihrer Welt zu beenden. Die Streiter mussten den Rest des Buches finden und die Teile zusammensetzen. So hatte es ihm die Stimme aus den Steinen zugeflüstert.
Baijosto musste zur Siedlung der Naiki und Belrod benachrichtigen. Sie mussten so schnell wie möglich aufbrechen und zur Zusammenkunft der Streiter nach Kartak reisen.
Sollte er die Jagd abbrechen und das Rudel im Stich lassen? Sie würden die Holzfäller aus den Monstern zerren und zerfleischen, wie sie es zuletzt getan hatten. Aber er hatte kein gutes Gefühl dabei. Beeilten sie sich, würde das Gemetzel rasch beendet sein. So viel Zeit musste sein.
Baijosto gab das Zeichen zum Angriff: das donnernde und durchdringende Grollen einer tödlichen Bestie, das die Bäume und Büsche in der Umgebung erbeben ließ. Die Holzfällertrupps würden den Krolak hören und vor Angst zittern. Das war gut, dachte Baijosto. Angst lähmte ihre Sinne.
Die Baumwölfe
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