Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
unten in den tieferen Ebenen, wo ich mich vor dem Nebel verstecke. Es ist viel Zeit vergangen, seit ich mit jemandem geredet habe.«
    »Wir sollten nach oben steigen«, schlug Murhab vor, »hier unten in der Finsternis fühle ich mich nicht wohl.«
    »Nein, das ist nicht gut«, sagte die Stimme, »man würde uns entdecken. Habt Ihr das Tor zum Nebel des Vergessens für die Schatten verschlossen?«
    »Ja, das habe ich«, antwortete Murhab, »ich denke nicht, dass es einem Schatten gelingen wird, das Tor zu öffnen und durchzuschlüpfen.«
    »Sehr gut. Ohne Seelennahrung bleibt der Nebel schwach und träge. Er zieht sich zurück, bis es wieder Nachschub gibt.«
    »Das dachte ich mir«, meinte Murhab, »bitte … wir wollen die tiefen Ebenen verlassen. Suchen wir uns einen Ort, an dem wir warten können.«
    »Einverstanden«, sagte die Stimme, »Ihr geht voraus.«
    Murhab widersprach nicht und suchte den Pfad, der nach oben führte. Er spürte im Nacken, dass ihm jemand dicht auf den Fersen folgte, konnte jedoch nichts hören oder sehen. Als sie langsam aus der Schlucht herausgeklettert waren, wurde die Sicht besser und Murhab drehte sich zu seinem Weggefährten um. Ihm blieb der Mund mit der Stummelzunge offen stehen, als er sah, wer ihm gefolgt war.
    »Kelamon!«, rief Murhab verärgert aus. »Du hast mich getäuscht. Das da unten in der Finsternis war nicht Gahaad. Das warst du!«
    »Ja«, kicherte der Geist Kelamons, »das war ich. Ich bin dir schon den ganzen Abstieg in die tiefe Ebene gefolgt. Das hat Spaß gemacht. Du hast nichts gemerkt.«
    »Verdammt!«, fluchte Murhab. »Wo ist Gahaad? Ich weiß, dass du ihn kennst. Du kennst seine Geschichte. Lüg mich nicht an!«
    »Sonst wirst du
was
mit mir anstellen?«, fragte der Schatten.
    »Ich weiß nicht«, sagte Murhab, »irgendwas wird mir schon einfallen, was einem Schatten wehtut. Vielleicht werfe ich dich persönlich in die Flammen der Pein.«
    »Das wäre in der Tat nicht nett«, verzog der Schatten das Gesicht zu einer traurigen Fratze, »wenn du denn wüsstest, wie du dorthin gelangst. Du müsstest auf jeden Fall das Tor zum Nebel des Vergessens öffnen. Hier wirst du die Flammen nicht finden.«
    »Wo ist Gahaad?«, verlangte Murhab zu wissen. »Ich verliere langsam die Geduld.«
    »Jedenfalls nicht in den tiefen Ebenen«, meinte der Geist Kelamons, »ich gebe zu, dass ich ihn kennengelernt habe. Das ist nicht weiter schwierig … schließlich schwirren nur wenige Geister in der Nähe des Nebels herum, die nicht bereits vergessen haben, wer sie einst waren. Was gibst du mir, wenn ich diesen Gahaad für dich finde und zu dir bringe?«
    »Ich werde mich nicht für dich opfern«, meinte Murhab. »Welche Wünsche kann ein Schatten noch haben, wenn es nicht gerade das Gespräch mit einem anderen Schatten und das Einlegen eines guten Wortes beim Nebel des Vergessens ist?«
    »Ich würde gerne wieder leben und nicht auf ewig in den Schatten umherziehen müssen«, antwortete Kelamon frei heraus, »gebt mir die Gelegenheit, ein neues Leben zu beginnen und meine Fehler aus der Vergangenheit wiedergutzumachen.«
    »Das steht nicht in meiner Macht«, antwortete Murhab, »ich bin kein Schattenbeschwörer und Totenerwecker.«
    »Du vielleicht nicht«, sagte der Schatten, »obwohl du es als Todsänger können müsstest. Dein Meister Nalkaar vermag das Ritual durchzuführen. Die Frau, die dich hierher auf die Suche nach Gahaad schickte, kann es. Es gibt noch einige andere. Thezael, der Schattenpraister, ist ein Meister der Schatten. Die magischen Brüder wären in der Lage dazu. Tarratar, der Narr, und ein Magier der Drachenreiter. Sie alle könnten mir neues Leben schenken. Bitte sie für mich darum. Ich brauche einen neuen Körper.«
    »Ich werde darüber nachdenken, sollte die Suche nach Gahaad erfolgreich sein und es mir gelingen, ihn aus den Schatten zu befreien.«
    »Das ist doch zumindest ein Anfang!«, freute sich der Geist Kelamons. »Warte hier. Ich werde Gahaad aufspüren und zu dir führen.«
    Murhab hatte keineswegs vor, Kelamon die Gelegenheit zu geben, ein neues Leben auf Ell zu beginnen. Wie könnte er dem Schlächter einen solchen Wunsch ernsthaft erfüllen? Das war viel zu gefährlich. Würde der Geist in einem anderen Körper wieder morden, so wie er es zu Lebzeiten getan hatte? Dann wäre Murhab mitschuldig am Tod vieler Opfer. Diese Bürde wollte sich der Todsänger nicht auch noch aufladen. Er hatte schon genug zu tragen an seinem Schicksal als

Weitere Kostenlose Bücher