Kubu und der Tote in der Wueste
Februar.«
»Nun, damit ist unsere Vereinbarung wohl kaum erfüllt. Das klingt nicht nach einem überzeugenden Unfall. Schlechtes Timing. Schlimmer: ein absoluter Reinfall. Ich erwarte, dass Sie mir mein Geld zurückzahlen.«
»Glauben Sie, Sie sind in einem Schuhgeschäft?«, grollte Rotbart. »Es gibt kein Geld zurück! Aber ich halte mein Wort. Sie kriegen Ihren Unfall. Ganz wie Sie wollten!«
»Nun, aber das ist ja wohl ein bisschen spät, nicht wahr? Die Polizei hat die Leiche bereits gefunden, und sie weiß, wann er gestorben ist. Es ist nicht leicht, einen überzeugenden Unfall post mortem zu inszenieren, nicht wahr? Das hieße das Pferd von hinten aufzäumen, wenn ich das mal so sagen darf.«
Rotbart verstand solche Anspielungen nicht, daher ignorierte er sie. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Wir haben die Leiche weit weg von hier gebracht. Keine Verbindung. Keine Identität. Keine Sorge. Sie wissen vieles nicht. Und ich habe einen Plan, Mr Freund. Uma planta simple. Wie sagen Sie – einen einfachen Plan? Ich erkläre es Ihnen.«
Und das tat er. Zunächst war Daniel nicht überzeugt, fand Einwände und Lücken. Aber Rotbart hatte gründlich über seinen einfachen Plan nachgedacht. Nach einer Weile erhoben sie beide Einwände und fanden gemeinsam die Lösungen. Eine halbe Stunde lang argumentierten sie hin und her, wie Schakale, die sich um einen verletzten Springbock zanken.
Am Ende sagten beide einige Sekunden lang nichts. Dann fragte Daniel: »Werden Hofmeyr und Ferraz damit einverstanden sein?«
»Sie stecken zu tief drin. Sie tun, was man ihnen sagt.«
»Sie sind Risikofaktoren«, sagte Daniel. »Hofmeyr ist der Schlüssel zu allem. Er ist unantastbar. Aber Ferraz ist ein Risikofaktor. Verstehen Sie?«
»Ich habe Freunde in Lisboa. Kosten aber viel Geld.«
»Oh nein! Sie haben das vermasselt, also bügeln Sie das auch auf eigene Kosten wieder aus. Ich melde mich und gebe Bescheid, wo sich Ferraz aufhält.« Mit einem Klicken brach die Verbindung ab.
Wegen des Geldes machte sich Rotbart keine Sorgen. Obwohl er es niemals zugegeben hätte, fand er insgeheim, dass Daniels Haltung gerechtfertigt war. Er machte sich Sorgen wegen der Risikofaktoren. Aller Risikofaktoren.
Kapitel 49
Nach dem Abendessen fuhr Kubu zur Zebra-Bar, die nicht weit vom Bahnhof entfernt lag. Diese Art von Kaschemme war nicht seine erste Wahl, aber dort versammelten sich die meisten portugiesischsprachigen Einwohner. Er verließ die asphaltierte Straße und bog auf eine Schotterpiste ab, die sich um einige Palmen wand und dann an einem chinesischen Restaurant und an einer anderen Bar, einem beliebten Drogenumschlagsplatz, vorbeiführte. Als er das Zebra erreichte, parkte er auf der Straßenseite gegenüber.
Kubu betrat durch Schwingtüren die abgeschirmte Veranda, in deren Hintergrund sich der Tresen befand. Billige Reproduktionen traditioneller Masken schmückten die Riedwände, und ein Elefantenschädel thronte auf einem niedrigen Tisch nahe der Tür. Zwei Kudugeweihe zogen seine Blicke auf sich. Es müssen wunderschöne Tiere gewesen sein, dachte Kubu und bewunderte die Größe der Hörner. Hinter dem Tresen hingen drei Zebrafelle. Einige Pärchen saßen an den Tischen und nippten an portugiesischem Wein. Eine Gruppe lärmender junger Machos hatte sich um einen runden Tisch rechts der Bar versammelt. Ein paar ältere Männer saßen auf Hockern an der Theke. Kubu ging auf sie zu.
Zunächst entdeckte er den Mann nicht, den er suchte. Er umrundete noch einmal die Bar. Luiz war nicht da. Kubu hatte schon seit einiger Zeit nicht mehr mit ihm geredet. Vielleicht hatte er das Land verlassen oder seine Gewohnheiten geändert. Kubu lehnte sich über den Tresen und sprach den Barkeeper an.
»Luiz hat doch früher immer hier rumgehangen. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
Der Barkeeper starrte ihn und fragte sich offenbar, ob er auf diese Frage antworten sollte. Kubu starrte zurück. Schließlich deutete der Mann zu dem hinteren Teil der Terrasse, hinter einen kleinen Springbrunnen, in dem schon seit Langem kein Wasser mehr sprudelte. Dort saß Luiz allein an einem kleinen Tisch. Er trank etwas wesentlich Stärkeres als Wein. Kubu bestellte einen Scotch mit Eis, bezahlte und ging hinüber an Luiz’ Tisch. Er zog einen Stuhl heran und sagte: »Luiz, mein Freund, lange nicht gesehen.«
Luiz hob sein schmutziges, verschwitztes Gesicht. Er lächelte nicht.
»Luiz«, wiederholte Kubu. »Wie geht es dir? Lange nicht
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