Kubu und der Tote in der Wueste
einem Kokon umhüllt. Sie setzte sich an den Schreibtisch im Büroalkoven, legte den Kopf in die Hände und führte minutenlang Selbstgespräche. Schließlich schloss sie die oberste Schublade auf, nahm ein Handy heraus – nicht das, das sie normalerweise benutzte – und wählte eine Nummer.
Nach ein paar Mal Klingeln meldete sich Jason.
»Jason«, sagte sie ruhig. »Ich habe einen Anruf von deinem Polizistenfreund bekommen – Superintendent Bengu. Er will dich unbedingt sehen und hat mich beauftragt, dir zu sagen, du sollst dich unverzüglich bei ihm melden. Ich glaube, es wird Zeit, mir die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit darüber, was in Maboane geschehen ist.«
Jason zögerte. »Wie meinst du das?«
»Ich will wissen, was mit Aron Frankental passiert ist!«
»Keine Ahnung, wovon du redest«, erwiderte Jason freundlich. »Er wird vermisst – seit etwa einer Woche. Ich habe es der Polizei gemeldet. Sie wissen Bescheid, haben ihn aber noch nicht gefunden.«
»Du weißt von dem Brief an meinen Onkel, in dem er behauptet hat, du würdest Diamanten stehlen. Ich glaube, du hast ihn beseitigt!«
»Um Gottes Willen, Dianna!«, rief Jason. »Warum sollte ich das tun? Ich würde mich doch nicht selbst bestehlen. Und ich wäre der Erste, den sie verdächtigen würden, wenn Aron etwas zugestoßen wäre. Jetzt beruhige dich doch.«
»Und was ist mit der Leiche, die die Polizei gefunden hat? Was weißt du darüber?« Dianna versuchte krampfhaft, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
»Schatz, was ist denn in dich gefahren? Natürlich weiß ich nichts über diese Leiche. Ich habe darüber nur in der Zeitung gelesen. Sicher irgendein dämlicher Tourist. Beruhige dich.«
»Hör mir zu, Jason«, sagte sie schneidend. »Wenn du mich anlügst, wirst du es für den Rest deines Lebens bereuen. Wage es nicht, mir in die Quere zu kommen!«
Jetzt musste Jason um Beherrschung ringen. »Hör mal, das ändert aber nichts an meinen Gefühlen für dich, weißt du? Wir haben große Pläne. Wir beide gemeinsam. Ich hoffe, du hast deine Meinung nicht geändert.«
Dianna hätte am liebsten herausgeschrien, dass sie ihn nie wieder sehen wolle. Doch stattdessen sagte sie leise: »Bis bald, Schatz.« Dann unterbrach sie die Verbindung und blieb noch lange so sitzen, den Kopf in die Hände gestützt und in Selbstgespräche vertieft.
Kapitel 48
Das Handy dudelte seine dämliche Melodie, und Rotbart ging dran. Er erkannte die hochnäsige englische Stimme sofort.
»Wie geht es Ihrem Gefangenen? Ich mache mir Sorgen um ihn.«
»Ah! Mr Daniel, mein Freund! Ich habe schon gewartet auf Ihren Anruf. Ihm geht es gut. Alles okay.«
»Ich glaube Ihnen nicht. Ich habe gehört, dass eine Leiche gefunden wurde.«
»Quatsch. Alles okay.« Rotbart fragte sich, wie Daniel das nun wieder herausgefunden hatte. Bei diesem Mann war Vorsicht geboten. Immer wusste er zu viel. »Dem Gefangenen geht es gut. Aber vielleicht hat er schon sehr bald seinen Unfall.«
»Ich will mit ihm reden! Sofort! Ich will mich vergewissern!«
Rotbart wand sich. Er fühlte förmlich, wie ihm eine Viertelmillion Dollar entglitt. »Sie erteilen mir keine Befehle, Mr Freund! Sie reden mit keinem hier. Nur mit mir!«
»Ich rufe in fünf Minuten noch einmal an. Dann sollten Sie ihn bei sich haben. Ich weiß alles über Sie. Und die Polizei wird das sehr interessieren, nicht wahr? Fünf Minuten, nicht länger.«
Genau fünf Minuten vergingen, und das Telefon klingelte wieder. Rotbart drückte aggressiv auf die Annahmetaste. »Er ist nicht hier!«, sagte er sofort. »Ich habe ihn an einen sicheren Ort gebracht. Nicht mal Sie wissen, wohin, Mr Freund.«
»Meinen Sie, wir sind hier auf einem Kindergeburtstag, Sie Idiot? Ich bin über jeden Ihrer Schritte informiert.« Schweigen. »Sie haben nichts zu sagen? Ich dachte, man könne Ihnen vertrauen , wenn Geld im Spiel sei. Ein Fehler! Es wird Ihnen noch sehr leid tun, dass Sie mich unterschätzt haben!«
»Okay. Okay! Wir haben ein Problem.«
»Wir haben ein Problem?«, rief Daniel. »Sie haben ein Problem! Nicht ich. Nicht wir. Sie! Was ist passiert?«
»Er wollte flüchten. Ist auf den Kopf gefallen. Ein Unfall.« Er hielt das Telefon ein Stück vom Ohr weg, das Schlimmste befürchtend. Schweigen. Rotbart wartete. Stille in der Leitung. Dann fragte er: »Sind Sie noch da? Sind Sie okay?«
Die Stimme am Telefon hatte nichts Hitziges mehr. Sie klang eiskalt. »Wann genau ist das passiert?«
»Am vierundzwanzigsten
Weitere Kostenlose Bücher