Kubu und der Tote in der Wueste
Kubu fragte sich, worüber.
»Tja, die hast du wohl.«
»Weißt du, Kubu, es ist wirklich schön, von dir zu hören. Wir müssen uns mal treffen, wenn ich wieder zurück in Gaborone bin. Vielleicht gehen wir zusammen zu einem Cricketspiel. So, und jetzt raus mit der Sprache: War das ein Freundschaftsanruf, oder kann ich dir bei deinen vielen Fällen helfen?«
Jetzt musste Kubu lachen. »Du hast mich durchschaut, Angus. Ich möchte dir tatsächlich gerne ein paar Fragen stellen. Es scheint, dass dieser Fall irgendwie mit BCMC zusammenhängt, aber ich habe keine Ahnung, wie oder warum. Wir haben inzwischen genügend Leichen, um die Schlussszene von Hamlet damit auszustaffieren.«
»Leichen? Du arbeitest an einem Mordfall?«
»Genau.« In groben Zügen berichtete Kubu seinem Freund von den Entwicklungen seit dem Zeitpunkt, an dem Andries und Bongani die Leiche in der Wüste gefunden hatten. Angus schien sehr interessiert und fragte nach Einzelheiten. Insbesondere wollte er wissen, wo Kamissa lag. Kubu erzählte von Zaneles Zweifeln, dass es sich bei der Kamissa-Leiche um Aron Frankental handelte, und wie dieser Verdacht von Frankentals Eltern erhärtet worden war. »Wir wissen nicht, wo Frankental ist, und wir haben keine Ahnung, wen wir in Kamissa gefunden haben. Niemand, der zu dem Skelett passen würde, wurde als vermisst gemeldet. Hast du eine Ahnung, wo sich Jason aufhält? Oder Frankental, wenn wir schon mal dabei sind?«
Es folgte eine lange Pause. Ich verschwende schon wieder meine Zeit, dachte Kubu.
»Ich kenne Jason. Ich habe etwas Zeit mit ihm bei der Mine verbracht, und wir sind zusammen jagen gegangen. Netter Kerl.« Angus zögerte. »Aron habe ich auch kennengelernt. Stiller Typ, ein Einzelgänger. Vielleicht war er einsam und ist abgehauen, oder? Er ist der einzige Deutsche hier. Würde mich nicht wundern, wenn er auf komische Gedanken gekommen wäre, so allein da draußen in der Wüste.«
»Hältst du den Verdacht, dass Diamanten aus der Mine gestohlen wurden, für abwegig?«
»Ja, jedenfalls die Vorstellung, dass Jason Diamanten stiehlt. Wusstest du, dass er fünfundzwanzig Prozent der Anteile besitzt? Sich selbst zu bestehlen wäre doch ziemlich dumm, oder? Ich habe mir den ganzen Betrieb aus der Nähe angesehen. Alles in bester Ordnung. Was Jasons Expansionspläne anging, war ich mir nicht so sicher, aber ich bin auch kein Geologe. Ich habe alles sehr genau überprüft.«
Sehr genau, dachte Kubu, für jemanden, der plant, sein restliches Leben als Playboy zu verbringen.
»Du hast also keine Ahnung, wo sich die beiden aufhalten könnten?«
»Nein, nicht die geringste.«
Kubu zögerte. Würde er mit dieser Frage ihre Freundschaft belasten? »Hat deine Schwester eine Affäre mit Jason?«
Wieder dieses Lachen. »Natürlich! Sie scheint ihn ziemlich zu mögen. Ein angenehmer Zeitvertreib für sie, oder? Sie ist eine Schönheit. Sie kann jeden haben. Vielleicht weiß sie, wo er steckt?«
»Sie hat nur gesagt, er sei auf Reisen. Mehr wüsste sie nicht. Und der Brief? Hat Cecil je mit dir darüber geredet?«
»Nein, keine Ahnung, was du meinst.«
Kubu spürte, dass die ganze Frustration von heute Morgen wieder in ihm aufstieg. Noch eine Niete. Seine Ermittlungen führten zu nichts. Er zog immer nur die niedrigen Karten, wann kam endlich mal ein Ass?
»So, und jetzt mache ich mich lieber mal wieder an die Arbeit, ehe es jemandem auffällt, dass ich Ferngespräche mit alten Schulfreunden führe. Ach, weißt du, wen ich vor ein paar Wochen getroffen habe? Lesley Davis, von unserer alten Schule! Natürlich
inzwischen pensioniert.«
»Ja, ich kann mich gut an ihn erinnern. Er war schon ein Original. Na dann, viel Glück bei deinem Fall, Kubu!«
»Ja. Danke«, antwortete Kubu höflich. »Wir hören voneinander, Angus.«
»Wiedersehen.«
Kubu starrte den Telefonhörer an, als hätte er noch nie zuvor einen gesehen. Dann legte er ihn vorsichtig auf die Gabel. Er hatte kein Ass gezogen, aber es schien, als hätte er einen Joker aufgedeckt. Denn Lesley Davis, die sie beide in englischer Literatur unterrichtet hatte, war eine Frau.
Kapitel 47
Dianna wanderte in ihrer Suite im Grand Palm umher. Zur einen Seite hin hatte sie eine herrliche Aussicht auf den Kgale Hill, zur anderen blickte sie auf das ausgedehnte, staubige Gaborone zur Hauptverkehrszeit. Im Zimmer war es ruhig – die Doppelglasscheiben dämpften den Lärm der Stadt. Es war, als wäre sie vom wahren Leben draußen isoliert, von
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