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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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unternehmen, um den Fall zu lösen. Andererseits hatten die Frankentals versichert, dass sich ihr Sohn niemals die Arme gebrochen hatte. Das war auch aus den noch recht aktuellen ärztlichen Unterlagen ersichtlich, die sie vorlegten. Aufgrund dieser Information fühlte sich Kubu berechtigt, ihnen mitzuteilen, dass es sich bei der Kamissa-Leiche nicht um Aron handelte.
    Gleichzeitig bereitete er sie schonend darauf vor, dass ihr Sohn vermutlich nicht mehr am Leben war.
    Ihm schwirrte der Kopf von Theorien und möglichen Tatverdächtigen. Er sank auf seinen Schreibtischstuhl und versuchte krampfhaft, sich ein klares Bild zu machen, doch es blieb verschwommen. Er musste die Perspektive wechseln, eine neue Dimension hinzufügen – eine Formulierung, die Angus in Bezug auf das Cricketspielen verwandte. Wenn die Werfer frustrierend wenige Fortschritte erzielten, musste man die Perspektive wechseln, gewissermaßen die Karten neu mischen und eine andere ziehen. Plötzlich erinnerte sich Kubu, dass Dianna ihm Angus’ Mobiltelefonnummer in Südafrika gegeben hatte. Er beschloss, ihn anzurufen. Vielleicht würde er ein Ass ziehen.
    Kubu wählte die Nummer. Das Telefon klingelte so lange, dass er schon glaubte, es würde niemand drangehen. Doch dann hörte er ein Klicken, und die Verbindung kam zustande.
    »Angus Hofmeyr, hallo?«
    Trotz der mittelmäßigen Qualität des Handys erkannte Kubu die Stimme seines alten Freundes. »Angus«, sagte er. »Ich bin’s, Kubu. Wie geht es dir?«
    »Kubu! Wie schön, von dir zu hören!«
    »Angus! Geht es dir wieder besser? Wie ich gehört habe, warst du schwer krank.«
    »Ja, erst hieß es, es sei Malaria, dann Borreliose, dann haben die Ärzte zugegeben, dass sie es nicht wüssten. Jetzt sitze ich schon seit über einer Woche hier fest. Gott sei Dank sind die Cricketspiele im Fernsehen übertragen worden, sonst wäre ich vor Langeweile gestorben. Konntest du dir eines ansehen? Großartig, dass die Südafrikaner die Aussies geschlagen haben, oder?«
    Kubu gestand, dass er im Augenblick wenig Zeit für Cricket habe. Aber er habe sich am Wochenende einige der spannendsten Ausschnitte angesehen.
    »Du meine Güte! Keine Zeit für Cricket? Was ist mit dir los, Kubu? Du brauchst mal eine Auszeit!« Er klang empört.
    Kubu lachte. »Leider musste ich mich mit einem Fall herumschlagen. Vielleicht sind es auch zwei Fälle, oder sogar drei! Ich habe dich angerufen, weil ich mich erkundigen wollte, wie es dir geht, merke aber, dass du nur den Kranken markierst, damit du in Ruhe Cricket schauen kannst! Du wolltest wohl nicht von dummen Vorstandssitzungen und Führungswechseln in einem von Botswanas größten Unternehmen und so weiter belästigt werden.«
    »Na ja, die Vorstandssitzung war durchaus ein Problem. Onkel Cecil war wütend, weil ich nicht da war. Und jetzt ist er womöglich noch viel wütender!« Er lachte. Es klang nicht heiter.
    »Ich habe gehört, dass Dianna den Vorsitz übernimmt. Ich muss zugeben, dass mich das überrascht hat. Ich dachte, du wärst ziemlich entschlossen, dich selbst an die Spitze zu setzen.«
    »Ach weißt du, ich habe wirklich Besseres im Leben zu tun. Wichtigeres. So viele schöne Frauen. Und so wenig Zeit! Dianna war sehr darauf erpicht, weißt du, und sie besitzt die nötigen Qualifikationen. Sie hat dafür gearbeitet wie ein Pferd, an der London School of Economics studiert und so weiter. Außerdem ist sie sehr klug.« Er schwieg. »Sie hat es sich redlich verdient. Außerdem war sie der Liebling meines Vaters. Er wäre glücklich, sie an der Spitze zu sehen. Wirklich glücklich.«
    Kubu war verblüfft. Die Vorstellung, dass der frauenfeindliche Roland Hofmeyr ausgerechnet eine Frau – wenn auch seine eigene Tochter – als Chefin seines Unternehmens gewollt hätte, war einfach zu abwegig. Es war geradezu peinlich gewesen, wie sehr Roland in seinen Sohn vernarrt war und ihn bevorzugt hatte. Angus schien wirklich stark verändert. Na ja, dachte Kubu, ist ja auch lange her. Vielleicht ist sogar Angus endlich erwachsen geworden.
    »Bestimmt hast du recht«, sagte er ausweichend. »Wo bist du eigentlich? Und was hast du vor, wenn sie dich rauslassen?«
    »Ich bin in einer Privatklinik in Fairwaters, unten am Kap. Anschließend fahre ich zu unserem Strandhaus in Plettenberg Bay und erhole mich ein bisschen. Ich muss wieder zu Kräften kommen. Schwimmen, in der Sonne liegen ... Danach habe ich viel Zeit, mich zu entscheiden. Alle Zeit der Welt.« Wieder lachte er.

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