Kubu und der Tote in der Wueste
nichts unmöglich, aber in diesem Fall müsste so ungefähr jeder in der Mine darin verwickelt sein. Das ergibt keinen Sinn.«
»Haben Sie mich rüberkommen lassen, um mir das zu sagen?«
Afrika hob eine Hand. »Nein, wir haben noch viel mehr. Dr. Waskowski, vielleicht könnten Sie Superintendent Bengu aufklären.«
Das Walross räusperte sich grunzend. »Aron Frankental war ein Kollege, Superintendent, ein befreundeter Wissenschaftler. Er hat mich als Mentor betrachtet. Verständlicherweise hatte er Bedenken wegen Ferraz und wusste, dass ich bei dem Maboane-Jointventure-Projekt mitgearbeitet hatte. Daher wusste er auch, dass er mit mir, anders als mit einem Unternehmer, auf Augenhöhe , also von Wissenschaftler zu Wissenschaftler, reden konnte.« Er gab sich keine Mühe zu verbergen, dass er nicht viel von Jason Ferraz hielt.
»Ach, also kannten Sie Aron gut?« Kubus Interesse erwachte.
»Nicht sehr gut. Wie gesagt, wir waren Kollegen. Wir haben miteinander telefoniert oder uns gelegentlich getroffen, wenn er runter nach Gabs kam.«
»Und Ferraz?«
Das Walross wackelte mit den Koteletten. »Ich habe ihn nur ein paar Mal beruflich getroffen. Ich hatte nicht gerne mit ihm zu tun. Er ist ein Angeber. Er hat mal eine kleine Mine in Angola gemanagt und ist dort unter dubiosen Umständen weggegangen, soweit ich gehört habe. Ich habe Aron geraten, sich vor ihm in Acht zu nehmen.«
»Und was hielten Sie von Arons Geschichte mit den gestohlenen Diamanten?«
Das Walross zuckte die Achseln. »Nicht viel. Ich fand das nie sehr einleuchtend. Aber das war nicht Arons erste Theorie, wissen Sie.« Kubu zog eine Augenbraue hoch. »Oh nein, er hatte noch zahlreiche andere. Er dachte, es gäbe eine zweite Kimberlit Pipe, die in die erste eingedrungen sei und die besseren Steine mitbrachte.«
»Wäre das möglich?«
»Alles ist möglich, aber es ist sehr unwahrscheinlich. Und man würde es erkennen, wenn man die Schnittfläche fände. Aber das ist Aron nie gelungen. Ich habe ihm geraten, sich das Kimberlit rund um die wertvolleren Steine anzusehen. Wissen Sie, was bemerkenswert war? « Das Walross hielt einen Augenblick lang effektvoll inne und blies die Wangen auf. Die Frage war rein rhetorisch gewesen. »Aron hat nie einen der großen Steine in situ gefunden. Jedes Mal hat er die Stellen abgesucht, an denen sie angeblich gefunden worden waren, dort aber niemals irgendwelche Schmucksteine entdeckt. Inzwischen wissen wir natürlich warum.« Wieder grunzte er und sagte dann nichts mehr.
»Haben Sie mal von fi ngerprinting gehört?«, fragte Afrika Kubu, der ungläubig dreinschaute. Afrika lachte. »Diamanten fi ngerprinting natürlich. Diese Technik wurde ursprünglich für die Goldminen in Südafrika entwickelt. Das verhüttete Gold enthält eine Reihe von Spurenelementen, die in Art und Konzentration von Mine zu Mine variieren. Wenn man eine Probe von dem verarbeiteten Gold nimmt, es analysiert und die Resultate mit der Datenbank abgleicht, ist die statistische Wahrscheinlichkeit hoch, dass man es seiner Herkunftsmine zuordnen kann. Dieses Verfahren kann helfen, gestohlenes Gold aufzufinden, wenn man weiß, wo es ursprünglich herstammte. Für Diamanten haben wir eine andere, aber ähnliche Methode entwickelt.«
Kubu hätte gerne gewusst, wie das funktionierte, aber die beiden Männer machten ihm unmissverständlich klar, dass dieser Prozess geheim war. »Und was sagt uns das über die Situation in der Maboane-Mine?«
Das Walross zupfte an seinen Koteletten und grunzte erneut. »Die kleineren Diamanten in Industrie-Qualität stammen aus dieser Mine. Daran besteht kein Zweifel. Die Schmucksteine dagegen kommen wahrscheinlich anderswo her. Aber nicht aus einer der etablierten Minen in Botswana oder irgendeiner DeBeers-Mine. Es gibt keinen Treffer in unserer Datenbank. Sie könnten aus einem anderen Land stammen.«
»Angola?«, fragte Kubu leise.
Das Walross zog die Augenbrauen hoch. »Ja, sehr wahrscheinlich. Wir haben nur wenige Daten aus dieser Gegend. Es gibt dort außerdem sehr viele unregistrierte Diamanten.«
»Sie meinen Blutdiamanten?«
Das Walross reagierte verschnupft. »Wir ziehen es vor, sie als unregistrierte Diamanten zu bezeichnen. Einige sind absolut legal – wir haben in der Vergangenheit sogar hin und wieder welche gekauft. Nicht mit allen werden Kriege und so weiter finanziert. Dieses ganze Konfliktdiamantenthema wird meiner Meinung nach überbewertet.« Er räusperte sich ausgiebig und schwieg
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