Kubu und der Tote in der Wueste
die Grenze und damit über alle Berge.«
»Wenn sie jedes Mal die Grenze überqueren müssen«, gab Kubu zu bedenken, »werden sie irgendwann einen Fehler machen. Sie werden der falschen Person von ihrem Vorhaben erzählen oder nach ein paar Erfolgen zu leichtsinnig werden. Ich wette, dass Sie sie in ein, zwei Wochen gefasst haben. Haben Sie Undercover-Leute in Zeerust oder Mafikeng?«
»Nein«, antwortete Mabaku. »Aber wir arbeiten mit der südafrikanischen Polizei jenseits der Grenze zusammen. Die hat auch ein Interesse an den Ermittlungen, weil es auch bei ihnen eine Serie ähnlicher Raubüberfälle gibt. Die denken natürlich, es sei eine Bande aus Botswana!«
Kubu schnaubte und kam dann zur Sache. »Ich habe heute einige sehr interessante Dinge erfahren.«
Mabaku bedeutete Kubu mit einem Nicken fortzufahren.
»Afrika Modise vom Diamantendezernat und ein gewisser Dr. Waskowski von Debswana haben mir ihre Ergebnisse mitgeteilt. Offenbar hat De Beers eine Technik entwickelt, eine Art Fingerabdruck von Diamanten zu nehmen. Mit Hilfe eines bestimmten Verfahrens können sie die Zusammensetzung der Spurenelemente bestimmen und daraus mit hoher Wahrscheinlichkeit schließen, aus welcher Mine die Steine stammen. Genauer gesagt: Sie können bestimmen, aus welcher Mine die Diamanten nicht stammen.«
Kubu stand auf und ging ans Fenster. Die sinkende Sonne ließ die Wolken rot und lila aufleuchten. Heute ist Tag- und Nachtgleiche, dachte Kubu. Der Winter naht.
»Wie dem auch sei«, fuhr er fort, »jedenfalls haben sie herausgefunden, dass die großen Diamanten nicht aus der Maboane-Mine stammen, sondern höchstwahrscheinlich aus Angola. Daher ist die Theorie falsch, dass die Diamanten gestohlen wurden. Im Gegenteil: Sie haben die Mine mit wertvollen Steinen gesalzen. Davon haben alle profitiert. Irgendein Diamantenschürfer in Angola konnte seine Steine loswerden, wenn auch zu einem viel niedrigeren Preis als auf dem legalen Markt. Der Schmuggler machte einen ansehnlichen Gewinn, und die Minenbetreiber profitierten ebenfalls, nicht nur vom Verkauf der illegalen Steine, sondern langfristig vom Verkauf einer auf den ersten Blick profitablen Mine mit bedeutenden Erzanzeichen.«
Mabaku grunzte. »Von einer solchen Schweinerei habe ich ja noch nie gehört. Ich kann nicht glauben, dass BCMC darin verwickelt ist. Ist Afrika sich ganz sicher?«
»Genau, wie ich gedacht habe«, sagte Kubu. »Ja, Afrika ist überzeugt, dass er Recht hat. Trotzdem hat BCMC nichts mit der Mine zu tun.«
»Nichts damit zu tun?«, fragte Mabaku überrascht. »Cecil Hofmeyr hat mir erzählt, BCMC sei die Eigentümerin.«
»Das hatte ich auch geglaubt, Director, denn so hatte ich Ferraz verstanden. Aber es stimmt nicht. Die Mine gehört Ferraz, Cecil Hofmeyr und dem Roland Hofmeyr Trust. Es hat nur von außen den Anschein, als gehörte sie BCMC, weil Cecil Hofmeyr beteiligt ist. Aber BCMC besitzt keine Anteile.«
Mabaku schwieg. Er sah Kubu direkt ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken. Kubu versuchte, seinem Blick standzuhalten, wandte aber irgendwann die Augen ab und schaute stattdessen zum Fenster hinaus.
»Mir erscheint es immer noch vollkommen sinnlos, dass Cecil Hofmeyr sich solche Mühe gegeben hat, diesen Brief geheim zu halten – den, den Kobedi besaß, als er ermordet wurde. Aron lag falsch mit seiner Annahme, dass Diamanten aus der Mine gestohlen würden, und seine Vorwürfe gegen Jason besaßen keinerlei Sprengkraft. Cecil hat mir gegenüber behauptet, er habe uns nichts davon erzählt, weil der Inhalt so heikel für BCMC sei. Warum sollte er uns anlügen? Der Brief ist doch harmlos. Ich begreife das einfach nicht.«
Mabaku stand auf und stellte sich zu Kubu an das Fenster. »Die ganze Zeit war ich überzeugt, dass Cecil mit alldem nichts zu tun haben könne. Ich kenne ihn ziemlich gut. Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Aus dem, was Sie mir erzählt haben, schließe ich, dass er von diesem Betrug mit den Konfliktdiamanten kräftig profitiert hat.« Er verzog das Gesicht, als löse der Gedanke an Cecils Beteiligung an dieser Affäre körperliche Schmerzen bei ihm aus.
»Wir haben immer noch keine Beweise dafür, dass er tatsächlich wusste, was genau vor sich ging«, wandte Kubu ein. »Es ist durchaus möglich, dass Ferraz ihn hinters Licht geführt hat. Zum Beispiel, um ihm das Geld für die Explorationen aus der Tasche zu ziehen. Er wollte die Braut schmücken, um sie profitabel an den Mann zu bringen –
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