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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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»Heads« bekannt sind. Auf einem davon drängen sich luxuriöse Häuser, von denen aus man gen Norden Ausblick auf die Outeniqua-Berge hat, das andere beherbergt ein privates Naturreservat. So wird Knysna zur Metapher für das landestypische Ungleichgewicht zwischen Entwicklungsdruckund unberührter Schönheit. Üppiger Küstenwald umgibt die Häuser und die Schluchten, die sich vom Knysna-Fluss aus in die Ausläufer der Berge hineinziehen.
    Die Sonne wärmte Inspector Johannes »Bakkies« Swanepoel, der in seinem Büro in der zentralen Polizeidienststelle von Knysna saß. Er schien in einem Bericht zu lesen und hatte seinen Stuhl sorgfältig so zurechtgerückt, dass die einfallenden Sonnenstrahlen seinem mächtigen Körper möglichst viel Behaglichkeit boten. Seine Zeit als aktiver Rugbyspieler lag lange zurück; dennoch hatte er noch immer so breite Schultern, dass er einen engen Türrahmen nur seitlich passieren konnte. Hände, die Paranüsse knacken konnten, lagen auf dem Schreibtisch, der Kopf ruhte an der Bürostuhllehne. Seine Augen waren einen Spalt geöffnet − ein Trick, den er bei Einsätzen der südafrikanischen Armee in den schlimmsten Zeiten der Apartheid gelernt hatte −, aber er hielt gerade ein friedliches Nickerchen.
    Das Telefon klingelte. Seufzend lehnte sich Bakkies nach vorn und nahm den Hörer ab. »Swanepoel«, sagte er.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Inspector«, sagte der diensthabende Sergeant. Er klang aufrichtig bedauernd. Vielleicht wusste er, auf welche Weise Bakkies einen ruhigen Sommervormittag genoss. »Ich habe hier eine Dame am Apparat, die eine Vermisstenanzeige aufgeben will. Der Mann ist allerdings erst seit ein paar Stunden weg. Ich habe ihr unsere übliche Vorgehensweise erklärt, aber sie ist sehr hartnäckig. Sie verlangt, einen Vorgesetzten zu sprechen.« Er schwieg und fügte dann ungeschickt hinzu: »Ich dachte, Sie hätten im Moment vielleicht nicht allzu viel zu tun.«
    Bakkies grunzte ungläubig, aber er fühlte sich ganz entspannt. Wie oft wurde er von etwas so Harmlosem wie einer Vermisstenanzeige gestört? Keine Vergewaltigung? Kein Raubüberfall? Der Tag versprach, sich recht angenehm zu entwickeln. »Stellen Sie sie durch«, sagte er. Der Sergeant, der mit allem gerechnet hatte, von einer Standpauke bis zu einer Diskussion, gehorchte bereitwillig.
    »Sie sprechen mit Inspector Swanepoel.« Bakkies hatte eine Bassstimme, die tief aus seiner mächtigen Brust drang, und einen Afrikaans-Akzent, der tief aus dem Burenherzland stammte.
    »Inspector, mein Name ist Dianna Hofmeyr.« Sie schwieg für einen Moment, als müsste ihm dieser Name etwas sagen, aber Bakkies kannte ihn nicht. Er wartete. »Ich möchte Angus Hofmeyr als vermisst melden, und ich wünsche, dass umgehend etwas unternommen wird. Er ist in Botswana ein extrem wichtiger Mann – der Chef des bedeutendsten Unternehmens im Land. Ich verlange, dass Sie sein Verschwinden als Notfall betrachten. Ihre Untergebenen scheinen es für einen Witz zu halten.«
    Bakkies seufzte. Die Frau klang eher verärgert als besorgt. Aber nicht hysterisch. »Mrs Hofmeyr, wie lange wird Ihr Ehemann bereits vermisst? Hat es einen Streit gegeben, irgendeinen anderen Anlass?«
    »Miss Hofmeyr, bitte, und er ist mein Bruder, nicht mein Gatte. Er ist schon den ganzen Vormittag weg. Einen Streit hat es nicht gegeben. Bitte halten Sie mich nicht für eine Idiotin, Inspector.«
    »Das liegt mir fern, Ms Hofmeyr. Bitte geben Sie mir Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer.« Sie tat es, und Bakkies pfiff lautlos durch die Zähne. Sie rief nicht von Knysna aus an, sondern von Plettenberg Bay, dem exklusiven Küstenstädtchen ein paar Kilometer weiter, und ihr Haus lag direkt an der Strandpromenade, der sogenannten Millionärschaussee. »Vielleicht könnten Sie mir einmal ganz genau erzählen, was passiert ist?«
    Dianna klang etwas besänftigt. »Er muss sehr früh heute Morgen aufgebrochen sein. Ich bin etwa um sieben aufgestanden. Ich dachte, er schliefe noch. Gegen neun habe ich in seinem Zimmer nachgesehen, aber er war nicht da. Ich dachte, er sei schon früh zum Schwimmen oder Joggen gegangen. Er ist sehr sportlich. So etwas ist typisch für ihn. Aber er ist bisher nicht zurückgekehrt.«
    Bakkies sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor zwölf. »Haben Sie nach ihm gesucht?«
    »Natürlich. Ich bin am Strand entlanggegangen, aber keine Spur von ihm. Mit dem Auto ist er auch nicht weggefahren«, fügte sie hinzu, die Antwort auf

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