Kubu und der Tote in der Wueste
wissen?«
»Ich möchte, dass Sie mich ins Präsidium begleiten. Dort werde ich es Ihnen erklären. Darf ich Ihre Tasche für Sie tragen?« Er wies mit einem Nicken auf Diannas Laptoptasche. Dianna reichte sie ihm. Sie kontrollierte, dass das Gepäck ihrer Mutter vollständig war, bevor sie Kubu erlaubte, sie zu seinem Wagen zu geleiten.
»Wirklich, Superintendent, ich versuche ja, Ihnen zu helfen, auch wenn die Manieren der botswanischen Polizei immer noch zu wünschen übrig lassen. Aber Sie müssen mir verraten, worum es geht, wenn Sie wollen, dass ich mit Ihnen zusammenarbeite.«
Kubu blieb stehen und sah sie an. »Nun gut. Wir haben überzeugende kriminaltechnische Beweise, dass Ihr Bruder getötet wurde. Genauer gesagt, er wurde ermordet.« Er beobachtete ihr Gesicht. Angst und Entsetzen huschten darüber. Dann waren sie wieder verschwunden. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
»Das ist unmöglich«, sagte sie tonlos. »Welche Beweise? Und warum hat die südafrikanische Polizei nichts davon gewusst?«
»Ich würde es Ihnen lieber im Präsidium erklären«, wiederholte Kubu und beschleunigte seinen Schritt. Endlich werde ich alles herausfinden, triumphierte er.
Dianna begleitete ihn ohne weitere Proteste zu seinem Fahrzeug, und schweigend fuhren sie zum Präsidium am Kgale Hill.
Kubu bat Dianna, in einem Vernehmungszimmer Platz zu nehmen, und ließ sie dort mit Edison allein, angeblich, um Tee zu holen. In Wirklichkeit musste er Mabaku dringend über die Vorgänge informieren. Am Abend zuvor hatte er den Director nicht erreicht, und heute Morgen hatte sich ihm noch keine Gelegenheit dazu geboten. Er hatte Gewissensbisse deswegen. Er eilte den Flur entlang zu Mabakus Büro, um ihn zu bitten, bei der Vernehmung dabei zu sein. Doch der Director war nicht da, und seine Sekretärin war auch nicht in ihrem Büro. Er begegnete ihr an der Teemaschine.
»Oh, hallo Miriam. Wo ist der Director? Ich brauche seine Hilfe bei einer Zeugenvernehmung.«
»Er ist nach Lobatse gefahren. Sie haben einige Mitglieder der südafrikanischen Bande gefasst. Er ist schon seit heute Morgen da.«
»Bitte rufen Sie den Director auf seinem Handy an und sagen Sie ihm, dass es einen Durchbruch im Kamissa-Fall gegeben hat. Er soll, so schnell es geht, zurückkommen.« Er lächelte, als er den Tee in das Vernehmungszimmer brachte. Mabaku nahm keine Befehle von seinen Untergebenen entgegen. Das würde Kubu genügend Zeit lassen, die Vernehmung selbst zu leiten.
Er stellte die Teetassen auf den Tisch und setzte sich Dianna gegenüber. Sie griff nach ihrem Styroporbecher und trank einen Schluck. Angeekelt verzog sie das Gesicht. Edison wiederum, erregt von der Aussicht auf die Vernehmung, leerte seinen zum größten Teil, während er noch viel zu heiß war. Kubu stellte seinen Becher beiseite.
»Ms Hofmeyr, ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit. Ich weiß, dass das, was ich Ihnen erzählen werde, ein schlimmer Schock für Sie sein wird. Aber Sie werden verstehen, warum dieses Treffen keinen Aufschub duldete.« Kubu hielt inne und beobachtete ihren Gesichtsausdruck. »Vor über einem Monat wurde die Leiche eines männlichen Weißen in einer trockenen Region nahe dem Khutse-Wildpark gefunden. Die Leiche hatte seit mehreren Tagen dort gelegen und war von wilden Tieren übel zugerichtet worden. Kaum mehr als die Knochen waren übrig. Zunächst dachten wir, es sei die Leiche des Geologen, den Sie erwähnt haben – Aron Frankental −, aber inzwischen wissen wir, dass das nicht der Fall war. Denn mittlerweile haben wir die Leiche zweifelsfrei identifiziert.« Er schwieg, wartete, bis seine Ankündigung ihre Wirkung tat, und beobachtete Dianna. »Ich befürchte, die Leiche ist die Ihres Bruders, Angus Hofmeyr. Ich muss Sie warnen, dass ich Ermittlungen über seinen Tod anstelle und glaube, dass er ermordet wurde. Ich möchte, dass Sie mir alles erzählen, was uns in diesem Fall weiterhelfen kann, rate Ihnen aber, sich gut zu überlegen, was Sie sagen.«
Endlich reagierte Dianna, und ihre Reaktion war außergewöhnlich. »Superintendent, das ist doch absolut lächerlich! Mit dieser Geschichte wollen Sie mir den Nachmittag verderben? Sie behaupten, seine Leiche sei vor über einem Monat gefunden worden. Angus war aber am Dienstag bei mir an der Küste in Südafrika. Glauben Sie vielleicht, ich würde nach dreißig Jahren meinen Bruder nicht mehr erkennen? Soll das ein Witz sein?«
Mein Gott, ist die eiskalt, dachte Kubu. Und verdammt
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