Kubu und der Tote in der Wueste
Blut gewesen sein? Was meinen Sie?«
»Das könnte sein«, sagte Bongani, obwohl er nicht so recht daran glaubte.
»Wir sollten auf jeden Fall eine Probe nehmen«, schlug Kubu vor. »Könnten Sie mir wohl meine Tasche aus dem Auto holen? Ich habe ein paar Probenbehälter dabei.« Er stand da und starrte den Fleck an, als könnte er weglaufen, wenn er die Tasche selbst holte. Als Bongani zurückkehrte, fertigte Kubu Gipsabdrücke von zwei Fußspuren an. Dann öffnete er einen Probenbehälter und kratzte mit einem Spatel vorsichtig etwas von der Oberfläche des Flecks hinein.
Plötzlich kam Wind auf und blies Kubu Sand ins Gesicht. Er fuhr herum, um sich zu schützen, und aus dieser Position fiel ihm etwas Ungewöhnliches auf. Etwa zwanzig Meter entfernt wuchs ein kleiner Dornbusch. Er klammerte sich dicht an den Boden, an sein kleines Fleckchen Erde mit den wenigen Tropfen Feuchtigkeit vom Wasserloch. Etwas Kleines, Weißes mitten im Busch wäre aus einem anderen Blickwinkel heraus praktisch unsichtbar gewesen oder vielleicht als helle Wucherung auf der Rinde seines dünnen Stamms durchgegangen – ein kleines Stückchen Weiß, das jetzt in der Brise flatterte. Plötzlich legte sich der Wind, und das Flatterding wurde wieder zum weißen Mal.
Kubu sprang überraschend schnell und behände auf und holte eine Pinzette aus seiner Tasche. Bongani folgte ihm, erstaunt, aber ohne ihn zu befragen. Kubu legte sich neben den Busch und fing an, mit der Pinzette darin herumzustochern.
»Verdammt!«, fluchte er. Die erste Runde ging an den Dornbusch. Dieser punktete noch mehrmals, bis es Kubu gelang, das Weiße vorsichtig zwischen den bewaffneten Zweigen herauszufischen. Er hielt es hoch, damit Bongani es begutachten konnte.
»Das ist eine Benzinquittung«, sagte Kubu, sorgfältig darauf bedacht, den Bon nicht zu berühren oder gar mit Blut aus seinen Kratzern zu beflecken. »Sie hatte Glück, dass der Wind sie ins Innere dieses kleinen Buschs geweht hat, sonst wäre sie inzwischen längst in Südafrika. Ich kann nicht erkennen, was draufsteht, die Sonne hat die Tinte wohl ausgebleicht. Aber vielleicht können die Techniker im Labor die Schrift sichtbar machen.«
»Es ist aber nicht gesagt, dass der Kassenbon etwas mit den Mördern zu tun hat«, gab Bongani zu bedenken. Er versuchte, wissenschaftlich zu denken und sein Bauchgefühl außer Acht zu lassen. »Sie könnte aus irgendeinem Auto herausgeweht worden sein, das hier angehalten hat.«
»Stimmt«, gab Kubu zu. »Aber jetzt spekulieren wir mal ein bisschen. Angenommen, die Mörder mussten sich hier waschen, vielleicht sogar umziehen. Angenommen, sie ließen die Türen offen, weil sie es eilig hatten. Angenommen, sie mussten sogar den Wagen von Blut reinigen. Dadurch hätte der Wind eine gute Chance gehabt, Papierschnipsel herauszuwehen, oder?«
Plötzlich kehrte der Wind zurück und versetzte die heiße Luft in Bewegung. Beinahe hätte Kubu sein kleines Stück Papier verloren. Dann legte sich der Wind genauso plötzlich wieder, wie er aufgekommen war, und erneut herrschte Stille.
Kapitel 6
Kubu hatte inständig gehofft, sich nach seiner Rückkehr nach Gaborone ein wenig Ruhe gönnen zu können, doch er hatte kein Glück. Sobald er nachmittags um kurz vor drei zur Tür hereinkam, richtete ihm seine Frau Joy aus, dass Director Mabaku ihn in seinem Büro erwarte. Seufzend bat er sie, ihm ein belegtes Brot zu machen, und beschloss, noch kurz zu duschen.
Eine halbe Stunde später war er auf dem Weg zum New Millenium Park, wo seit zwei Jahren die Kriminalpolizei unter gebracht war. Der New Millenium Park war ein neues Büro- Gewerbegebiet an der Lobatse Road, am Fuße des Kgale Hills, der aus der trockenen Ebene ragte. Das Gewerbegebiet umfasste ein Dutzend niedrige Gebäude, in denen sich teils private, teils staatliche Organisationen niedergelassen hatten. Der Director musste es politisch geschickt angestellt haben, dass sein Dezernat in derart luxuriöse Gebäude umgezogen war, jedenfalls verglichen mit den alten und ziemlich schäbigen Räumen in der Stadt. Kubu begab sich sofort zu Mabakus Büro. Die Assistentin des Directors, Miriam, begrüßte ihn und bat ihn, gleich hineinzugehen.
»Setzen Sie sich, Bengu«, sagte der Director. »Wo sind Sie gewesen? Ich habe Ihrer Frau gesagt, sie soll Sie direkt hierherschicken. Aber ich weiß, dass Sie schon vor einer Stunde in Gabs angekommen sind.«
Kubu fragte sich, wie Mabaku es schaffte, jeden seiner Untergebenen so
Weitere Kostenlose Bücher