Kubu und der Tote in der Wueste
genau im Auge zu behalten. Stets wusste er, wo sich alle Ermittler befanden, wann sie dorthin gelangt waren und wie lange sie dort bleiben würden. Höchstwahrscheinlich wusste er auch, wie sie über ihn dachten und redeten, was seine hin und wieder etwas schroffe Art erklären würde.
»Ich bin fast vier Stunden lang auf der staubigen Straße unterwegs gewesen. Ich konnte doch nicht Ihr schönes Büro betreten und alles verdrecken, womit ich in Berührung komme«, erwiderte Kubu mit einer Prise Sarkasmus.
»Wenn ich sage, ich will Sie sofort sehen, dann meine ich sofort!« Director Mabaku starrte Kubu an, der ergeben den Blick senkte. »Also, was ist da draußen in Dale’s Camp los? Es gibt schon die wildesten Spekulationen darüber, wie sehr der Vorfall dem Tourismus schaden wird.«
»Es ist ein Rätsel, Director«, antwortete Kubu ruhig. »Die Leiche wurde in der Nähe eines Wasserlochs namens Kamissa gefunden, ungefähr eine Stunde Fahrt von Dale’s Camp entfernt. Es scheint, dass es sich bei dem Toten um einen männlichen Weißen handelt, da noch ein paar glatte Haare an der Kopfhaut hingen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ermordet wurde, weil ...«
»Woher wissen Sie, dass es ein Mann war?«, unterbrach ihn Director Mabaku.
»Sie haben Recht«, gab Kubu zu, »ich kann mir nicht sicher sein, dass es ein Mann war.«
»Und warum behaupten Sie es dann?«, fauchte Mabaku. »Sie haben bewusst von einem männlichen Weißen geredet. Hören Sie auf, mich zu verarschen!«
Kubu fuhr fort: »Die Haare auf der Kopfhaut geben Grund zu der Vermutung, dass der oder die Verstorbene weiß war. Aus drei verschiedenen Gründen gehe ich davon aus, dass er oder sie ermordet wurde. Erstens fehlen sämtliche Zähne. Sie scheinen ausgeschlagen worden zu sein, da sich noch einige Wurzeln im Kiefer befinden. Zweitens haben wir Reifenspuren hinter den Dünen an dem Wasserloch entdeckt, an dem die Leiche gefunden wurde. Die Stelle, an der das Fahrzeug kurz vor dem Kamm der Düne gedreht hatte, wurde sorgfältig glatt gestrichen, offenbar, um die Spuren zu vernichten, falls jemand die Leiche finden sollte. Drittens haben wir weder an der Leiche noch in ihrer näheren Umgebung irgendwelche Kleidungsstücke oder Schuhe entdeckt.«
»Wie weit entfernt ist die nächste Ansiedlung?«, fragte Mabaku.
»Dale’s Camp liegt ungefähr eine Stunde entfernt. Das nächste Dorf, Kungwane, befindet sich ungefähr fünfundsiebzig Kilometer weit weg, etwa zwei Stunden Autofahrt. Ob es in der Nähe Farmen gibt, weiß ich nicht. Ich nehme an, dass die BCMC Land in der Gegend besitzt.«
»Aber warum sollte jemand so weit fahren, um die Leiche am Wasserloch zu deponieren, anstatt sie einfach mitten in der Wüste abzuladen? Vielleicht wollten die Mörder, dass sie gefunden wurde?«, spekulierte Mabaku stirnrunzelnd.
Kubu musste ein Lächeln unterdrücken. Mabaku war so berechenbar! Er musste jede Feststellung infrage stellen. Obwohl sein Verhalten oft ärgerlich war, musste Kubu zugeben, dass es ihn wachsam hielt. Sollte er ihm von Bonganis Süßwasser- Hypothese erzählen? Er entschied sich dagegen.
»Das weiß ich auch nicht. Aber warum sollte irgendjemand wollen, dass die Leiche gefunden wird, vor allem an einem so abgelegenen Ort?« Kubu beschloss, auch die Benzinquittung zu verschweigen, die er am Kamissa-Wasserloch gefunden hatte, bis er sich sicher sein konnte, dass sie eine Rolle spielte.
»Was sagt der Rechtsmediziner?«, fragte Mabaku.
»Director, ich bin gerade erst zurückgekehrt. Ian MacGregor hat mir versprochen, mir bis morgen den Bericht zu schicken.«
»Gut. Lassen Sie es mich wissen, sobald Sie etwas hören. Für den Moment war das alles. Ihren Bericht hätte ich gerne gleich morgen früh.«
Kubu entschloss sich, im Büro zu bleiben, um die Mordakte zu vervollständigen. Er rief Joy an und erklärte, er werde so gegen sieben zurückkehren. »Prima!«, antwortete sie und versprach, ihm etwas besonders Leckeres zum Abendessen zu kochen. Das motivierte Kubu, und er machte sich an die verhasste Büroarbeit. Wenigstens musste er keine Formulare handschriftlich in dreifacher Ausfertigung ausfüllen, wie noch wenige Jahre zuvor. Inzwischen hatte er ein Computerprogramm, mit dem er alles machen konnte, was er wollte, einschließlich des Abschlussberichts. Sein einziges Problem war, dass er nie gelernt hatte, richtig zu tippen. Mit seiner Zweifingertechnik kam er aber ziemlich schnell voran.
Kapitel 7 - Damals und
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