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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stanley
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machte manchmal Schwierigkeiten. Der Fahrer hoffte, dass die Zöllner von zeitraubenden Durchsuchungen und Zollabgaben absehen würden, wenn er sie an den erheblichen Gebühren beteiligte, die er den Passagieren für sperriges Gepäck abknöpfte und in die eigene Tasche steckte. Der weiße Mann ganz hinten im Bus stieg als Letzter aus. Sorgfältig schob er seine Tasche noch tiefer in die Gepäckablage hinein, seine Jacke zog er über. Dann folgte er den anderen und schloss sich der Gruppe der amerikanischen Rucksacktouristen an.
    Der Einwanderungsbeamte John Pule übernahm die Amerikaner. Sie erzählten ihm, dass sie Botswana liebten. Sie seien im Chobe-Nationalpark, im Okavango-Delta und in der Kalahari gewesen, würden all ihren Freunden von ihrer Reise erzählen und gerne wiederkommen. Er nickte, lächelte, verglich jedes einzelne Gesicht mit dem Foto im Pass, knallte einen Stempel auf eine freie Seite und wünschte den jungen Leuten eine schöne Zeit in Simbabwe. Er sah auf die Uhr. Gleich Zeit zum Mittagessen. Zum Glück waren sie schon mit fast allen Buspassagieren durch.
    Er blickte zur nächsten Person in der Reihe auf, wieder ein Weißer, aber tief gebräunt. Irgendetwas an seinem Gesicht kam Pule merkwürdig vor. Der Mann reichte ihm seinen Pass und das Ausreisedokument. Es war ein abgegriffener angolanischer Reisepass, der auf den Namen Antonio de Vasconcelos lautete. Pule warf einen Blick auf das Foto und blätterte dann die Seiten durch. Es gab Stempel aus Namibia und Sambia, aus Botswana und Simbabwe. Wohnhaft war der Mann in Luanda.
    »Wo waren Sie in Botswana?«, fragte Pule.
    Achselzuckend antwortete der Mann: »Kasane.«
    »Sonst noch irgendwo?« Der Mann hatte sich über einen Monat lang in Botswana aufgehalten.
    »Komme aus Luanda«, sagte der Mann, der offenbar die Frage nicht verstanden hatte.
    »Was haben Sie hier gemacht?«, fragte Pule, der den Mann verdächtigte, ohne Arbeitserlaubnis gearbeitet zu haben. »Urlaub.«
    »Welchen Beruf üben Sie aus?«
    »Seemann. In Luanda. Arbeite in Docks.«
    Es war unwahrscheinlich, dass er das in Botswana getan hatte. Alles, was in Botswana an das Meer erinnerte, war die Buschmann-Zeichnung eines Wals in den Tsodilo-Hügeln. Pules Intuition sagte ihm, dass mit dem Mann irgendetwas nicht stimmte, aber es war schon fast Mittag. Sollte sich doch Simbabwe mit ihm rumärgern. Er griff nach seinem Gummistempel und suchte nach einer freien Seite. Der Pass rutschte ihm aus den Fingern der linken Hand und klappte auf der ersten Seite auf. Erneut sah sich Pule das Foto an, den Stempel einsatzbereit. Natürlich, das war es! Auf dem Schwarz-Weiß-Passfoto trug Vasconcelos einen dichten Bart, jetzt war er glatt rasiert. Das hatte ihn so an dem Gesicht gestört: Die Wangen und der Hals waren viel heller als der Rest. Er hatte seinen Bart erst vor Kurzem abgeschnitten.
    »Bart?«, fragte er den Mann wie nebenbei und berührte dabei seine eigenen Wangen.
    Vasconcelos lachte. »Heiß!«, sagte er. Er deutete mit zwei Fingern das Abschneiden des Bartes an. Pule lachte nicht. Er hatte die rötlichbraunen Haare auf dem Arm des Mannes sowie die ebenfalls rötlichen Bartstoppeln bemerkt. Sein Schädel dagegen war glatt und braun – eine Glatze, nicht kahlrasiert.
    Er stand auf und dirigierte den Mann zu einer Seitentür. »Da entlang, bitte. Nur eine kurze Routineüberprüfung.«
    Vasconcelos geriet in Hektik. »Bus! Ich mit Bus!« Er zeigte in Richtung des Parkplatzes.
    »Keine Angst. Der Bus wartet. Nur fünf Minuten.« Pule hielt zur Bekräftigung fünf Finger hoch. Widerstrebend folgte ihm der Mann in das Büro des Aufsichtsbeamten.
    Leise teilte Pule seinem Vorgesetzten auf Setswana seinen Verdacht mit. »Die Polizei in Gaborone sucht einen glatzköpfigen Mann mit einem dichten roten Bart aus Angola. Die Beschreibung passt auf ihn.«
    »Aber was will er hier? Gaborone liegt zwei Tagesreisen entfernt.«
    Pule zuckte mit den Schultern. »Er spricht kaum Englisch.« »Holen Sie Rosa. Ihre Familie stammt aus Angola. Sie spricht Portugiesisch.«
    Pule nickte und ging.
    »Setzen Sie sich«, sagte der Aufsichtsbeamte zu Vasconcelos. Als er keine Antwort erhielt, deutete er auf einen Stuhl. Vasconcelos sah sehr aufgebracht aus. »Bus weg!«, sagte er laut. »Victoria Falls. Bus weg!« Er näherte sich dem Beamten der Einwanderungsbehörde, während er die Worte aufgeregt wiederholte. Plötzlich zeigte er auf die Tür und rief: »Bus!«, als käme dieser zu ihnen ins Büro

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