Kubu und der Tote in der Wueste
gefahren. Unwillkürlich blickte der Beamte über die Schulter, und in diesem Moment der Unaufmerksamkeit schlug Rotbart zu.
Nachdem er seinen Pass wieder an sich genommen hatte, verließ Rotbart das Büro und schlenderte ruhig aus dem Gebäude hinaus, als wären die Formalitäten abgeschlossen. Er verfluchte sich, weil er seinen Wagen in Kasane stehen gelassen hatte. Er war sich sicher gewesen, dass er im Bus nach Simbabwe unbehelligt die Grenze überqueren könne. Und jetzt saß er in der Patsche. Er hatte nur ein paar Minuten, ehe der Beamte mit Rosa zurückkehren würde. Er entdeckte einen kleinen Toyota, der in der Nähe parkte. Ein älterer Mann schloss die Fahrertür ab. Er schien allein zu sein. Schnell ging Rotbart auf ihn zu und zog ein Messer aus der Innentasche seiner Jacke.
»Den Schlüssel! Dann passiert Ihnen nichts.« Der Mann zögerte. »Sehen Sie den Mann da drüben?« Rotbart wies mit einem Nicken auf einen Putzmann, der auf einem Baumstamm etwa zwanzig Meter entfernt saß. »Er arbeitet mit mir zusammen. Geben Sie mir den Schlüssel, und dann bleiben Sie hier ruhig stehen, bis er Sie gehen lässt. Dann melden Sie es der Versicherung und bekommen einen hübschen neuen Toyota. Ansonsten brauchen Sie die Sterbeversicherung.« Er drückte das Messer an den ansehnlichen Bauch des Mannes. Der Pechvogel reichte ihm den Schlüssel und wich zurück. »Aber was ist mit meinem Gepäck?«, fragte er jämmerlich. Rotbart lachte. Er hatte den Motor schon angelassen.
Er drehte um und gab Gas. Er raste jedoch nicht sofort los, sondern blieb zunächst ganz knapp über der Geschwindigkeitsbegrenzung. In einer Viertelstunde würde er Kasane erreichen. Einmal an seinem Fahrzeug, gab es verschiedene Möglichkeiten. Wieder lachte er, als er sich vorstellte, wie der Putzmann vernommen wurde.
Doch als er um die Kurve in Richtung Kasane bog, sah er, dass Soldaten die Straße blockierten. Die Straßensperre! Die hatte er ganz vergessen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Da es kaum fünf Minuten her war, seitdem er vor dem Beamten der Einwanderungsbehörde geflüchtet war, ging er davon aus, dass sie ihn noch in Kazungula suchten. Gelassen fuhr er an den Straßenrand, ließ das Fenster herunter und lächelte. »Guten Tag«, sagte er . Ein Offizier und zwei Soldaten standen lässig herum. Alle wirkten entspannt.
»Guten Tag, Sir«, sagte der Offizier. »Nur eine Routinekontrolle. Bitte schalten Sie den Motor aus und zeigen Sie uns, was Sie in Ihrem Kofferraum haben. Es dauert nur eine Minute.«
Rotbart schaltete den Motor aus und zog den Schlüssel heraus. Vielleicht brauchte er ihn, um den Kofferraum zu öffnen. Er hoffte, dass der kleine ältere Mann kein Schmuggler war. Sobald Rotbart aus dem Auto stieg, trat der Sergeant zurück, und die beiden Soldaten zielten mit ihren Gewehren auf seine Brust. »Die Hände auf den Kopf, die Finger verschränkt. Ein Mucks, und meine Männer schießen sofort. Verstanden?« Rotbart nickte und gehorchte. Im Hintergrund hörte er ein Funkgerät knistern.
Kubu hatte sich wieder ein bisschen erholt. Nach einem ruhigen Wochenende betrachtete er den Tod der Hofmeyr-Zwillinge etwas philosophischer. An keinem war er schuld, und vielleicht waren beide unvermeidlich gewesen. Aber er wollte eine Lösung. Vielleicht sogar Rache. Edison platzte herein und lieferte beides.
»Sie haben ihn! Sie haben Rotbart!«
Kubu setzte sich auf. »Wer hat ihn? Wo ist er?«
»Er ist in Kasane. Im Gefängnis. Sie haben ihn erwischt, als er sich in Kazungula klammheimlich über die Grenze stehlen wollte. Er saß in einem Bus, der von Kasane aus zu den Victoria Falls fuhr. Hoffte wohl, inmitten der anderen Passagiere durchschlüpfen zu können. Einer der Grenzer hat sich an unseren Fahndungsaufruf erinnert, ihn beiseitegenommen und angefangen, ihn zu vernehmen. Er sprach aber kein Englisch oder tat jedenfalls so. Er ist ausgerastet. Hat einen armen Grenzer k.o. geschlagen und ist abgehauen. Mit einem geklauten Auto wollte er zurück nach Kasane. Die Beamten von der Einwanderungsbehörde haben die Polizei angefunkt, und die Armee hatte zum Glück schon eine Straßensperre in der Nähe. Kurz vor Kasane haben sie ihn erwischt.«
»Er muss es sein!«, sagte Kubu aufgeregt. »Keiner würde so panisch abhauen, wenn er nicht in ernsten Schwierigkeiten steckte. Das macht die Sache nur noch schlimmer für ihn. Schon allein wegen der Vergehen auf der Flucht können wir ihm einen Prozess anhängen.« Er holte tief
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